Warum ohne Diversität im Musikbusiness Stillstand herrscht!

Warum ohne Diversität im Musikbusiness Stillstand herrscht!

Alle wollen sie, aber kaum einer weiß über sie Bescheid: Die Rede ist von Diversität. Unsere Redakteurin Marie hat mit Annett Polaszewski-Plath, Geschäftsführerin vom Ticketanbieter Eventbrite gesprochen und mal nachgefragt, was Diversität eigentlich im Alltag bedeutet und wie man sie in der Musikbrache richtig einsetzt. Die Diversitäts-Förderin hat spannende Antworten parat, lest selbst!

Diversität, in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, Religion oder auch sexueller Orientierung wird in der Musikbranche immer wichtiger – vor allem aber auch die Gender Imbalance, das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen, innerhalb der Arbeitswelt scheint an Bedeutung zu gewinnen. Annett Polasewski-Platz erklärt uns, wie man Diversität im Musikbusiness fördert und verrät außerdem, dass sie ein echter Elektro-Fan ist.

Diversität

Hey Annett, ich hätte gerne mal gewusst, ob dir jemals Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund von Kultur, Religion oder Geschlecht untergekommen ist?

Ehrlich gesagt nein.

Wirklich? Nie?

Nein (lacht). Aber das hängt sicherlich damit zusammen, dass ich in den vergangenen 13 Jahren immer in globalen und internationalen Teams gearbeitet habe. Ich habe viel Zeit in amerikanischen Unternehmen verbracht und gerade da wird ein starker Fokus darauf gelegt gegen Diskriminierung auf Grund von Geschlecht und Co. zu arbeiten. Generell gibt es dort auch ein größere Bewusstsein für „Diversity“.

Okay, und was war dann der Anstoß, dass du dich so um den Themenbereich Diversität, vor allem bei Eventbrite, kümmerst?

Das kommt daher, dass ich während meiner Karrierelaufbahn häufig in Teams saß, die sehr männerlastig waren. Sehr häufig kam es sogar vor, dass ich die einzige Frau in Meetings war. Da habe ich mir einfach mal die Fragen gestellt ‘Warum ist das eigentlich so?’ und ‘Warum gibt es noch so wenig Bewusstsein für Diversität?’. Da hatte ich so einen richtigen AHA-Moment.

Hat dich noch etwas beeinflusst, das Diversitäts-Thema in die Hand zu nehmen?

 

Ja, ich habe bei ebay und auch bei Paypal gearbeitet und da gab es bereits Initiativen im Bereich „Diversity Manangement“. Das hat mich inspiriert. Außerdem haben mir Statistiken immer wieder klar gemacht, wie die Realität aussieht. „Gender Imbalance“ nimmt zwar ab, aber wenn es um Führungspositionen geht, dominieren immer noch Männer – auch in der Musikszene.

Diversität

Klingt nachvollziehbar. Wenn du anderen Menschen „Diversity“ mit Schwerpunkt Gender auf einem Festival verkaufen könntest, wie würdest du sie davon überzeugen?

Ich denke es geht – egal, um was es sich handelt – immer darum, Menschen erst einmal abzuholen und ihnen etwas begreifbar zu machen. Daher würde ich Diversity wahrscheinlich als Bewusstseins-Kampagneverkaufen. Ich als Frau würde Diversität vielleicht besser verstehen, wenn ich mehr Frauen auf den Festival-Bühnen sehen würde. Man sollte grundsätzlich ein Spiegelbild seiner KundInnen sein, schließlich gibt es ja nicht nur Männer auf Festivals, sondern auch Frauen. 

Einige Firmen könnten sich jetzt auch fragen, was bringt uns Diversity eigentlich. Was wäre deine Antwort darauf?

Diversity schafft ein besseres Endprodukt – auch im Musikbusiness. Je heterogener eine Gruppe in Bezug auf Herkunft, Geschlecht, Religion und sexueller Orientierung ist, desto besser. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen kommt da eine ganz andere Form von Qualität und Innovationskraft zu Stande. Ohne Diversität herrscht sozusagen Stillstand und es kann nichts Neues entstehen.

Wie könnte man Diversität in Unternehmen fördern?

Wenn wir beim Thema Gender Diversity bleiben, kann ich wieder nur auf das Bewusstsein-Schaffen hinweisen. Es geht wesentlich darum, Menschen klar zu machen, dass Gender Imbalance existiert. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sich das Mindset derer, die sich in Führungspositionen befinden, ändert und diese auch auf Diversität im Unternehmen eingehen. Dann ist es essentiell, dass Initiativen in Bezug auf Diversität auf die Beine gestellt und umgesetzt werden.

Und in der Musikbranche? Hast du da ein Paradebeispiel, wo das Konzept der Gender Diversity schon gut aufgegriffen wurde?

Ja, ich würde da Steve Aoki nennen. Der hatte vergangenes Jahr ein Interview gegeben, indem er darum geben hat, mehr Raum für Frauen auf den Festivalbühnen dieser Welt zu schaffen. Darüber hinaus hat er noch angesprochen, dass es um ein Miteinander in der Musikbrache geht und nicht um ein Gegeneinander. Alleine dieses Statement trägt dazu bei, Menschen wachzurütteln und einen öffentlichen Diskurs auszulösen.

Hast du in Bezug auf Gender Diversity einen Wunsch?

Ja vielleicht, dass sich Gender Diversity nicht immer automatisch um Frauen und die Frauenquote dreht. Bei Diversity geht es nämlich nicht nur um Frauen und Männer, sondern auch um Kultur, Religion oder sexuelle Orientierung. Letztlich – und das ist mir am wichtigsten – ist, dass man mehr Individualität fördert. Wenn wir es schaffen Menschen ohne Etikette zu akzeptieren, dann sind wir schon ein großes Stück weiter in der Musikbranche.

Schön zusammengefasst – hast du noch ein Credo, dass du Männern und Frauen im Musikbusiness mitgeben möchtest? 

 

So divers und vielschichtig wie die Musik ist, so sollten auch die Künstler und die Teams hinter den Kulissen aufgestellt sein. Denn Vielfalt inspiriert zu neuem Denken und neuen Ideen!

PS: Hier gibt’s noch mehr Infos zum Thema “Frauen und Diversität”.

Fotocredits: Unsplash

Ein Herz für Musik!

Bei Annett nimmt elektronische Musik einen wichtigen Stellenwert ein. Warum? Ihr Mann ist in einer Band, die Elektro Vibes mit Live-Gesang und Co. verbindet. Abseits hört die Geschäftsführerin von Eventbrite auch noch gerne Can, The Knife, Âme, Ellen Allien und Darkside.


Marie Kaltenegger

Marie Kaltenegger