Robert Habeck und Erhard Grundl (beide Bündnis 90/Die Grünen) wollen mit einem Rettungsplan der Veranstaltungsbranche helfen. Die Existenz der Branche sei massiv gefährdet und kein anderer Wirtschaftszweig leide immer noch so massiv unter der Corona-Pandemie. Die ökonomische Situation aktuell sei nicht tragbar.
Grüne wollen mit Rettungsplan der Veranstaltungsbranche helfen
Was jetzt in ganz Deutschland an kultureller Vielfalt und Infrastruktur wegbreche, drohe dauerhaft verloren zu gehen, heißt es in dem Zehn-Punkte-Plan der Grünen zur Rettung der Veranstaltungsbranche. Den stellten diese Woche Robert Habeck, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen und Erhard Grundl, Sprecher für Kulturpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Es brauche jetzt ein passgenaues Rettungspaket für die Veranstaltungsbranche.
„Die Existenz der Veranstaltungsbranche ist massiv gefährdet: Insgesamt sind in Deutschlands sechstgrößtem Wirtschaftszweig mit 130 Mrd. Euro Umsatz 1 Million Jobs bedroht. Kein anderer Wirtschaftszweig leidet immer noch so massiv unter der Corona-Pandemie. Die kreativen Konzepte aus der Branche, die Veranstaltungen im begrenzten Umfang ermöglichen – das Konzert im Freien, das Festival, aufgeteilt auf mehrere Wochenenden oder die Veranstaltungen im Netz – dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ökonomische Situation für die kreative Szene nicht tragbar ist.
Bedroht sind nicht allein die Künstler*innen, sondern Veranstalter*innen, Tourbooker*innen & Künstlervermittler*innen, Manager*innen, Ton- und Lichttechniker*innen, aber auch das Security-Personal, die Bühnen- & Zeltbauer*innen, das (Non-)Food-Catering bis hin zur Fahrer*in des Bandbusses.“
Bild: Robert Habeck
Wir brauchen die Veranstaltungsbranche
Kunst- und Kulturveranstaltungen haben eine hohe Bedeutung für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt – wir brauchen den Festival-, Club-, Theater- oder Konzertbesuch. Es geht nicht nur um das ökonomische Überleben der Branche, sondern auch um eine demokratische Austauschform, um unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Laufende Hilfsprogramme der Bundesregierung nähmen die Lebensrealität der Veranstaltungsbranche nicht ausreichend zur Kenntnis, heißt es. Ein Großteil der Branche bliebe außen vor, außerdem fehle es an Rechts- und Planungssicherheit. Zudem seien die Mittel nicht ausreichend, um die Branche zu retten. Überbrückungshilfen zum Beispiel seien zu bürokratisch und Soloselbstständige fielen durchs Raster, weil sie nur Betriebskosten angeben könnten.
Die gesamte Veranstaltungsbranche stehe nach nur sieben Monaten buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Es brauche jetzt ein Umdenken und passgenaue Rettungspakete für einzelne Branchen.
Diese Punkte umfasst das Rettungspaket der Grünen
- Überbrückungsprogramm für die Veranstaltungsbranche
Monatlicher Zuschuss von mindestens 2 % des letzten Jahresumsatzes für alle bedrohten Unternehmen. - Krisendialoge verstetigen – Expertise der Branche hören
Regelmäßige Gesprächsrunden mit der Branche in den Parlamenten. - Soloselbständige: Einführung eines Existenzgeldes von 1.200 €
Pauschal, rückwirkend und bundesweit. - Planungssicherheit schaffen: Schutzschirm für den Neustart
Kosten für ausgefallene Veranstaltungen unbürokratisch ersetzen. - Kreditprogramme anpassen
Passende Kreditlaufzeiten und -bedingungen für die Veranstaltungsbranche. - EU-Beihilferahmen anpassen
Aktuelle EU-Höchstgrenze von 800.000 € anpassen. - Schutz von Kulturorten sicherstellen
Kulturorte rechtlich und finanziell stützen. - Schaffung einer zentralen Not-Anlaufstelle
Informationsstelle über die Kultur-Hilfen des Bundes und der Länder einrichten. - Forschung ausweiten und unterstützen
Wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung zum Infektionsschutz bei Veranstaltungen. - Post-Corona: Die Veranstaltungsbranche krisenfest machen
Bessere soziale und wirtschaftliche Absicherung für alle Kulturschaffenden.
Noch detailliertere Informationen zu den einzelnen Punkten findet ihr auf der Seite der Grünen.
Fotocredits: Dominik Butzmann
Schon gewusst?
Robert Habeck ist nicht nur Bundesvorsitzender der Grünen, sondern auch Schriftsteller. Seit 1999 arbeitet und veröffentlicht er gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch. Neben Kinderbüchern und Übersetzungen englischer Lyrik veröffentlichten die beiden die Romane „Hauke Haiens Tod“, „Der Schrei der Hyänen“, „Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf“, „Zwei Wege in den Sommer“, „Unter dem Gully liegt das Meer“ und „SommerGIG“.
Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de