[UNVRS] ist gelandet: Ibiza hat einen neuen Superclub

[UNVRS] ist gelandet: Ibiza hat einen neuen Superclub

Neustart auf historischem Boden: Mit [UNVRS] bekommt Ibiza nicht nur einen neuen Club, sondern ein komplett neues Clubbing-Erlebnis. Das Opening war ein Statement.

Wo früher Privilege war, steht jetzt [UNVRS]

Fünf Jahre lang lag das ehemalige Privilege brach. Die größte Clubhalle der Welt war verstummt – ein leerer Koloss, der an bessere Zeiten erinnerte. Jetzt ist das Gelände zurück. Mit einem neuen Namen, einer neuen Vision und einer Eröffnung, die mehr sein wollte als nur laut. [UNVRS] (ausgesprochen: Universe) nennt sich der neue Superclub, der von The Night League gebaut wurde, den Machern von Ushuaïa und Hï Ibiza. Und schon der erste Abend machte klar: Hier geht es nicht nur um Musik. Hier geht es um ein neues Verständnis von Clubkultur auf der Insel.

Wer Ku oder Privilege noch erlebt hat, erkennt die Dimensionen sofort wieder. Die riesige Kuppel, die offenen Flächen und die Atmosphäre. Vieles kommt einem bekannt vor. Doch [UNVRS] bricht mit der Vergangenheit. Anstelle von Retro-Elementen gibt es futuristische Akzente: verspiegelte Korridore, riesige LED-Wände und Lichtkunst im Zentrum. Über allem thront die Skulptur „Tree of Life“. Sie wirkt wie eine Mischung aus Festival-Dekoration und interstellarer Installation.

Ein Opening, das mehr will als beeindrucken

Das Opening am Freitag, 30. Mai, war keine klassische Ibiza-Nacht mit Drinks und Durchlaufbetrieb, sondern es war inszeniert, kuratiert und wirkte fast wie ein Film. Carista eröffnete im Main Room den Abend mit „Bitter Suite“ im Symphony Mix von Tornado Wallace, Ahmed Spins und Adam Ten B2B Mita Gami schraubten anschließend die Energie hoch und dann kam Michael Bibi. Die Menge reagierte spürbar, denn viele hatten sein Comeback nach seiner Krebserkrankung intensiv mitverfolgt. Dass er mit einem Sunrise-Set das [UNVRS] einweihte, hatte mehr Bedeutung als nur Musik.

Danach folgten zwei B2B-Sets, die man nicht alle Tage erlebt: Joseph Capriati & The Martinez Brothers, danach Carl Cox & Jamie Jones. Dort wurde das Ganze mit „Playing With Knives“ von Bizarre Inc beendet. Das klingt kitschig, war es aber nicht, sondern eher ein ironischer Rausschmeißer mit Gänsehaut.

Der Wild Comet und andere Überraschungen

Abseits des Main Rooms zeigte [UNVRS] seine zweite Seite. Wer den Weg zum „Wild Comet“ fand, einem Floor hinter den Toiletten, erlebte intime Sets von Bambi.S, Salomé Le Chat, Pascal Moscheni B2B Fwankybeats, S.A.M und KOKO. Die Energie war intensiv, der Raum klein und der Sound druckvoll. Zum Abschluss übernahm Paul Reynolds und führte das Publikum durch den Morgen.

Kulinarisch gab es auch einiges zu erleben: In Zusammenarbeit mit VICIO wurden Chicken Tenders mit Kaviar serviert. Das klingt gewagt, funktionierte aber. Die Kombination passte zur Stimmung – unkonventionell, verspielt und trotzdem durchdacht.

Und jetzt?

[UNVRS] ist kein gewöhnlicher Club. Der Ort wirkt wie eine Mischung aus Theater, Museum und Rave-Location. Die Lichttechnik ist überwältigend, der Sound präzise. Trotz seiner Größe wirkt der Raum nicht unpersönlich. Viele Besucher sprachen von einem Ort, der mehr ist als nur Fassade. Es steckt eine Idee dahinter: nicht nur Größe, sondern Haltung.

Wie gut dieses Konzept über die Saison hinweg trägt, wird sich zeigen. Das Line-up für den Sommer kann sich aber sehen lassen: Eric Prydz, Anyma, Jamie Jones, FISHER, David Guetta, Carl Cox und elrow stehen auf dem Programm. Doch es wird nicht allein an den Namen liegen, ob sich [UNVRS] langfristig einen Platz in der Clubszene sichert. Entscheidend ist, ob hier echte Momente entstehen können.

Für den Moment hat Ibiza jedenfalls wieder einen Ort, der mehr sein will als nur eine Show. Und das fühlt sich ziemlich gut an.

Fotocredit: Walter M Paz


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de