Luca Agnelli: „Die Energie beim Nameless Festival ist einfach verrückt“

Luca Agnelli: „Die Energie beim Nameless Festival ist einfach verrückt“

Luca Agnelli ist 2025 zurück beim Nameless Festival und spricht im Interview über die Energie der Homecrowd, kreative Impulse und neue Musik im Gepäck.

Luca Agnelli über Heimatgefühle, Hitze und harte Beats

Luca Agnelli zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der italienischen Techno-Szene. Mit seinem Label Etruria Beat, Veröffentlichungen auf internationalen Imprints wie Blackworks, HEX und Drumcode sowie genreübergreifenden Kollaborationen – zuletzt mit dem Rapper Salmo – treibt er die Hard-Techno-Bewegung kompromisslos voran. 2025 kehrt er erneut zum Nameless Festival zurück. Im Interview spricht Luca über seine Verbindung zu Italien, kreative Freiheit, Gänsehaut-Momente – und darüber, was ihn antreibt.

Dieses Jahr spielst du bereits zum dritten Mal beim Nameless Festival – und das in deinem Heimatland Italien. Was macht diesen Auftritt für dich besonders?

Luca Agnelli: Vor meinem italienischen Publikum zu spielen, ist immer etwas ganz Besonderes. Manchmal sogar richtig emotional. Und es ist noch aufregender, das vor so vielen Menschen tun zu dürfen. Dieses Jahr darf ich am letzten Tag das Closing der Tent Stage übernehmen – das wird heftig! Die Hitze wird enorm, die Energie verrückt – wie immer! Die Verbindung zu meinen wilden italienischen Fans ist wirklich etwas Einzigartiges und Tiefes. Es ist schön, auf der ganzen Welt zu spielen und Raver aus verschiedenen Ländern kennenzulernen, aber wenn ich nach Italien zurückkomme, ist es immer ein spezielles Gefühl.

Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, eigene Musik zu produzieren – und was motiviert dich heute noch?

Luca Agnelli: Nach vielen Jahren als DJ kam in mir der Wunsch auf, meinem Publikum meinen eigenen Sound und meine persönlichen Vibes zu präsentieren. Manchmal hatte ich während eines Sets das Gefühl, dass genau in dem Moment ein Track mit bestimmten Eigenschaften fehlt – den ich aber nicht dabeihatte. So habe ich angefangen, meine ersten eigenen Tracks zu produzieren – mit genau diesen Momenten im Kopf, um meine Gefühle in Musik zu verwandeln. Das mache ich bis heute so. Es motiviert mich, Musik zu erschaffen, die für meine Sets funktioniert und sie dann live vor meinem verrückten Publikum zu spielen. Ich liebe es, meine Emotionen in Musik umzusetzen. Ich bin immer neugierig auf neue musikalische Horizonte, neue Rhythmen, Sounds und BPMs, die mir Freude und Energie geben. Heute steht mehr denn je Energie im Mittelpunkt all meiner Produktionen.

Zwei Welten, ein Vibe

Kürzlich hast du zusammen mit dem Rapper Salmo einen Track für sein neues Album „Ranch“ veröffentlicht. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande – und was bedeutet sie dir?

Luca Agnelli: Salmo hat mich eines Tages angeschrieben und gefragt, ob ich ihm Musik für seine TV-Serie „Gangs of Milano“ schicken könnte, die bei Sky ausgestrahlt werden sollte. Also bin ich ins Studio gegangen und habe ihm eine Demo geschickt, an der ich gerade arbeitete – das hat ihm gefallen. Danach fragte er mich, ob ich einen Track von seinem neuen Album mit Noyz Narcos, „Brujeria“, remixen wolle. Der Remix war ein voller Erfolg. Anschließend haben wir eine Studiosession bei ihm auf Sardinien gemacht – dabei ist „Fuori Controllo“ entstanden. Ich habe in meiner Karriere schon immer versucht zu experimentieren, meinen Sound zu erweitern, ohne mich von Genre-Grenzen aufhalten zu lassen. Mit Mauri (Salmo) im Studio zu sein, war sehr inspirierend. Wenn zwei Welten – so unterschiedlich sie auch sind – mit derselben inneren Flamme aufeinandertreffen, entsteht eine authentische Auseinandersetzung und eine kraftvolle Verbindung.

Du wurdest vor Kurzem zum Ehrenbürger deiner Heimatstadt Castiglion Fiorentino ernannt. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?

Luca Agnelli: Ich bin sehr dankbar für diese Ehre. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, habe dort meine ersten Partys veranstaltet und rund zehn Jahre lang Charity-Events in der mittelalterlichen Festung unter dem Cassero Tower organisiert – in einer unglaublichen Kulisse, und alle Einnahmen gingen an lokale Hilfsorganisationen. Wie der Bürgermeister bei der Zeremonie sagte: Die wichtigste Botschaft, die ich vermittelt habe, ist, dass man auch aus einer kleinen Stadt mit Einsatz, Ausdauer und harter Arbeit große Ziele erreichen kann.

Arbeitest du gerade an neuer Musik – oder steht bald ein Release an?

Luca Agnelli: In ein paar Tagen erscheint mein Remix von „Love In Space“ für Gianni Di Bernardo – ein emotionaler Track, dem ich einen rohen Industrial-Groove, schneidende Screeches und treibende Rhythmen verpasst habe, ohne die melancholische Melodie zu verlieren.

Ich arbeite auch an mehreren spannenden Projekten: an meiner nächsten EP für Etruria Beat und an ein paar Collabs, über die ich aber noch nichts verraten darf. Ich habe gerade den Remix eines sehr bekannten 90er-Jahre-Tracks fertiggestellt – der wird auf der kommenden Tomorrowland-Compilation erscheinen. Mehr dazu bald!

Gab es einen Moment beim Nameless Festival, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Luca Agnelli: Ja – und ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich daran denke: Kurz bevor ich mein Set starten wollte, begann das Publikum plötzlich, meinen Namen zu rufen – wie im Fußballstadion. Alle schrien „LUCA AGNELLI, LUCA AGNELLI“. Das war einfach nur verrückt.

Fotocredit: Filippo del Magno / Nameless Festival


Jessica Traxler

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