Fête de la Musique 2025: 145 Frauen berichten von Spritzenattacken

Fête de la Musique 2025: 145 Frauen berichten von Spritzenattacken

Was als Feier der Musik begann, endete für viele mit Schock, Angst und Übelkeit: Bei der Fête de la Musique in Frankreich kam es zu gezielten Nadelangriffen auf Frauen. Die Polizei ermittelt.

Unbekannte attackieren Menschen bei der Fête de la Musique 2025

Die in Frankreich gefeierte Fête de la Musique, die eigentlich für Lebensfreude steht, wurde in diesem Jahr von einer erschütternden Serie von Angriffen überschattet: 145 Frauen meldeten sich bei der Polizei, da sie während der Veranstaltungen mit Nadeln oder Spritzen gestochen worden waren, davon 21 allein im Großraum Paris.

Die Opfer berichten von Einstichen an Arm, Bein oder Nacken, die von Übelkeit, Schwindel und Erbrechen begleitet waren. In Angoulême im Westen Frankreichs wurden zwei Tatverdächtige festgenommen, die bis zu 50 Menschen attackiert haben sollen. Auch in Städten wie Metz im Osten kam es zu Vorfällen.

Noch ist unklar, was genau injiziert wurde – oder ob überhaupt eine Substanz gespritzt wurde. Fachleute betonen, dass sich mögliche Drogen wie Liquid Ecstasy, Adrenalin oder Insulin oft nicht mehr nachweisen lassen, wenn sich die Betroffenen erst Stunden später im Krankenhaus melden. Die französische Kulturministerin Rachida Dati äußerte sich wütend: „Bei jeder Feierlichkeit in Paris eskaliert die Lage! Frauen können nicht mehr feiern, ohne angegriffen zu werden! Familien trauen sich nicht mehr, mit ihren Kindern auszugehen.“

Rachida Dati
https://x.com/datirachida

Besonders brisant: Bereits 2022 gab es in Frankreich eine ähnliche Welle von sogenannten „piqûres sauvages”, bei denen rund 2.000 Betroffene Anzeige erstatteten – vor allem nach Clubbesuchen.

Musik gegen die Angst: Elektronische Highlights trotzen der Gewalt

Trotz der schockierenden Angriffe wurde die Fête de la Musique auch in diesem Jahr zu einem Schaufenster für die kreative Kraft der elektronischen Musikszene – gerade in Paris. Unbestrittener Höhepunkt war der geheime Showcase von Skrillex, der vom Berliner Kollektiv Live From Earth organisiert wurde. Nur mit vorheriger Anmeldung und an einem bis zuletzt geheim gehaltenen Ort war das Event nicht nur ein musikalischer Coup, sondern auch ein Statement für Gemeinschaft.

Mit ähnlicher Strahlkraft präsentierte sich das traditionsreiche Label Ed Banger Records. Es verlegte seine Party kurzerhand in eine Saftbar: Bei Joe & The Juice in der Rue Marbeuf spielten unter anderem Busy P, Tatyane Jane und Breakbot & Irfane ein intimes, aber umso ausgelasseneres DJ-Set zwischen Smoothies und Überraschungs-Goodies.

Ab dem Nachmittag wurde die große Wiese der Cité Internationale zu einem Schmelztiegel globaler Sounds. Ab 22 Uhr übernahmen Breakbot & Irfane erneut das Ruder und verwandelten den Park mit Unterstützung von Marina Trench und ihrem eleganten House-Sound in ein elektrogetriebenes Tanzfeld.

Einen starken Fokus auf asiatische Clubkultur setzte das Khmer Vibes Open-Air auf der Place d’Iéna mit den DJs Danisa, Maggie Tra und EVK, die allesamt Teil einer neuen, selbstbewussten asiatischen Alternativszene sind.

Ebenfalls herausragend war das legendäre Pariser Haus Djoon, das seine Block Party unter der Hochbahnlinie 6 veranstaltete – eine Nacht voller Disco-, Afro- und House-Grooves: offen, pulsierend und urban.

Und dann war da noch das EF Festival by VL, das seit Jahren zu den größten Deep- und House-Events in Paris zählt und auch 2025 wieder über 15.000 Besucher auf den Vorplatz des Rathauses im 15. Arrondissement lockte. Mit Acts wie Alastair Lane, Baccus, Kimotion und einem explosiven Supermassive-B2B-Set mit Willy William wurde hier bis tief in die Nacht gefeiert – ein echtes Flaggschiff der französischen Clubkultur unter freiem Himmel.

Awareness rettet Leben: Was du auf Festivals tun kannst

Die Vorfälle bei der Fête de la Musique sind auf jeden Fall ein Weckruf – nicht nur für die Veranstalter, sondern für uns alle als Szene. Sicherheit ist kein Buzzword, sondern ein kollektiver Auftrag.

Hier einige konkrete Tipps für sicheres Feiern:

  • Lass dein Getränk nie unbeaufsichtigt und nimm keine offenen Drinks von Fremden an.
  • Verabrede Safe-Checkpoints mit deinen Freunden.
  • Melde auffällige Vorfälle dem Awareness-Team oder der Security.
  • Verlasse Veranstaltungen nachts möglichst nicht allein.
  • Holt Hilfe! Für euch selbst oder für andere Betroffene! Ob medizinisch oder emotional: Niemand sollte allein bleiben.
  • Seid aufmerksam, wenn ihr Übergriffe beobachtet, und mischt euch ein!

Musik ist unser Raum – und der soll für alle sicher sein. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass das auch so bleibt!

Fotocredit: Paul Pelletier


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de