Felix Jaehn: „Ich bin sehr oft verbal angegriffen worden, weil ich queer bin“

Felix Jaehn: „Ich bin sehr oft verbal angegriffen worden, weil ich queer bin“

Seit sich Felix Jaehn vor einigen Jahren als Teil der LGBTQ+ Community geoutet hat, hat sich sein Leben grundlegend verändert. In einem intimen Interview spricht der DJ jetzt über seine Reise der Selbstfindung, seinen musikalischen Wandel und die Bedeutung seiner queeren Identität.

Felix Jaehn nimmt uns mit auf eine Reise in seine tiefsten Gedanken und Gefühle

Felix Jaehn hat in den vergangenen Jahren nicht nur als Musiker und Produzent, sondern auch als starke Stimme der LGBTQ+ Community an Bedeutung gewonnen. In einem kürzlich geführten Interview öffnete sich der talentierte Künstler über seine persönliche Reise der Selbstfindung, seinen musikalischen Wandel und die tiefgreifende Bedeutung seiner queeren Identität. Mit Offenheit und Ehrlichkeit teilt Felix Jaehn nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch seine Vision für eine inklusive und inspirierende Musikwelt.

In dem fesselnden Gespräch gab Felix Einblicke in seine Auszeit, die von Reisen, Gartenarbeit und Partys geprägt war. Er nutzte die Zeit, um sich frei von Verpflichtungen zu fühlen und im Moment zu leben. Das Reisen hatte eine transformative Wirkung auf ihn, indem es sein Selbstbewusstsein stärkte und ihm half, seine zukünftigen Karrierepläne zu definieren.

„Ich fühle mich definitiv selbstbewusster. Ich bin konzentrierter und weiß besser, wer ich bin und was ich will. Ich habe die Pause auch genutzt, um über die vergangenen zehn Jahre meiner Karriere nachzudenken und mir zu überlegen, wie ich die nächsten zehn Jahre angehen will.“

Schnellerer und rasanterer Sound

Felix sprach auch über die musikalischen Veränderungen, die er in den vergangenen Monaten durchlaufen hat. Inspiriert von seinen Erlebnissen auf Partys und neuen Entdeckungen auf Soundcloud, ist sein Sound schneller und rasanter geworden. Besonders beeindruckt war er von Butschi, einem aufstrebenden Trance-Künstler aus Leipzig, mit dem er einen gemeinsamen Track produzierte. Die Zusammenarbeit mit Butschi war von Offenheit und gegenseitigem Austausch geprägt. Felix bot seine Unterstützung an, um den jungen Künstler in seiner musikalischen Karriere zu fördern. Das Ergebnis war der mit Spannung erwartete Track „Atme Ein (Atme Rauch Aus)“, der ihre kreative Reise symbolisiert.

Eine weitere bedeutsame Zusammenarbeit war mit Sandro Cavazza für den Song „All For Love“. Felix betonte seine Liebe zu dem Song und seine Bewunderung für Sandros kraftvollen Gesang. Die Zusammenarbeit mit einem so talentierten Künstler war für Felix eine große Ehre.

Felix kehrt nun mit einem erneuerten Sound, gestärktem Selbstbewusstsein und einer klaren Vision für die Zukunft zurück. Er wird diesen Sommer auf verschiedenen Festivals in ganz Europa auftreten, unter anderem auf dem Parookaville in Weeze, auf dem Summer Sound Festival (LV) sowie auf dem Glücksgefühle Festival in Hockenheim.

Doch neben der Musik liegt Felix auch das Thema Bewusstsein in Clubs und auf Festivals am Herzen, da leider viele Menschen derzeit nicht das Privileg haben, sich in einer Club- oder Festivalumgebung sicher zu fühlen. Er macht sich Gedanken darüber und bildet sich weiter, in der Hoffnung, dass er dazu beitragen kann, etwas zu ändern.

„Ich bin sehr oft verbal angegriffen worden, weil ich queer bin.“

Abschließend sprach Felix über seine persönlichen Erfahrungen mit Unsicherheit und Angriffen, insbesondere wegen seiner queeren Identität.

„Ja, das habe ich. Ich bin sehr oft verbal angegriffen worden, weil ich queer bin. Zuletzt auch beim Ausgehen, leider. Das war eigentlich die einzige Party, auf der ich war, die kein Awareness-Team hatte.“

Trotzdem fühlt er sich in seinem neuen Look wohl und selbstbewusst.

„Ja, ich fühle mich definitiv wohl in meinem neuen Look. Ich liebe ihn einfach! Er kommt von innen heraus. Ich habe endlich eine neue Seite an mir entdeckt. Es hat 28 Jahre gedauert, bis ich mich getraut habe, mich so zu kleiden, denn so wie ich erzogen und sozialisiert wurde, galt dieser Stil als »weiblich« und »das kann ich als Mann nicht«. Aber ich kann es und ich fühle mich wohl dabei. Aber natürlich bin ich mir gleichzeitig bewusst, dass das Risiko, angegriffen oder sogar körperlich verletzt zu werden, jetzt viel höher ist, weil mich die Leute in der Gesellschaft eindeutig als queer identifizieren können.“

Felix ist bereit, die Bühne mit seinen vielseitigen musikalischen Welten und kraftvollen Live-Auftritten zu erobern, während er sich gleichzeitig dafür einsetzt, dass Clubs und Festivals sichere und inklusive Umgebungen werden.

Das vollständige Interview mit Felix Jaehn, bereitgestellt von The Media Nanny, bietet einen tiefen Einblick in seine persönliche Reise, seine künstlerische Entwicklung und seine Vision für eine inklusive Musikwelt. Es ist ein Zeugnis für den Mut und die Stärke, sich selbst treu zu bleiben und für das einzustehen, was einem wichtig ist.

Felix Jaehn ist nicht nur ein talentierter Musiker, sondern auch eine inspirierende Persönlichkeit, die zeigt, dass Individualität und Authentizität der Schlüssel zum Erfolg sind.

Fotocredit: Victor Schanz

Awareness-Team

Als Awareness-Team wird im Deutschen ein Team bezeichnet, das auf Veranstaltungen Unterstützung gegen Diskriminierung, übergriffiges Verhalten und sexualisierte Gewalt anbietet. Felix Jaehn sagt dazu: „Ich persönlich gehe zu keiner Veranstaltung mehr, bei der es kein Awareness-Team gibt, weil es so wichtig ist, dass sich jeder auf einer Party sicher fühlen und sich so ausdrücken kann, wie er möchte, und dabei alle anderen respektiert werden.“


Franz Liesenhoff

Franz Liesenhoff

Head of Editorial / franz@djmag.de