Album der Woche: Das ist “7” von David Guetta

Album der Woche: Das ist “7” von David Guetta

Fast vier Jahre mussten Fans von David Guetta und die EDM-Szene auf ein neues Album des House-Titan warten. Nun ist es endlich soweit: Das siebte Studio-Album des Franzosen ist ab sofort überall erhältlich. Eins steht fest: Die lange Wartezeit hat sich mehr als nur gelohnt!

David Guetta gelingt mit “7” der große Wurf

Kaum ein Name steht so für die Szene der elektronischen Musik wie David Guetta. Kaum ein Name wird von so Vielen quasi als Synonym für “DJ” genutzt. Und kaum ein Name hat einen größeren Beitrag dazu geleistet, dass heute auf EDM-Festivals Zehntausende vor den Bühnen stehen, Dance im Radio läuft, und man den Eltern nicht mehr erklären muss, was eigentlich elektronische Musik ist. Fazit: Alles andere, als den Franzosen eine Legende zu nennen, wäre untertrieben.

Der in Paris geborene DJ und Produzent hat quasi Alles erreicht, was es in der Welt der Tanzmusik zu erreichen gibt. 2 Grammys, unzählige Headline-Shows auf den beliebtesten und größten Events der Welt, den Titel als DJ Mag Nummer 1 und genug Platin-Schallplatten um mehrere Häuser damit zu dekorieren. 

Wer diesen Status hat, diese Erfolge hat, so anerkannt ist, der muss eigentlich irgendwann davon ein wenig müde werden, sich angesichts dessen auch mal zurücklehnen, die anderen mal machen lassen. Kurz gesagt: David Guetta müsste eigentlich längst seinen Hunger nach “mehr” verloren haben. Hat er aber nicht. Und genau deswegen ist sein siebtes Album auch so unfassbar gut. Genau deswegen hört sich das, was der Franzose komponiert, auch nach 16 Jahren immer noch frisch an.

Mehr als nur 15 Lieder

Fangen wir mal mit dem ersten Teil von “7” an. Hier finden wir die Songs, die ohne Frage in den kommenden Wochen und Monaten die Charts und Radio-Playlists dominieren werden, und teilweise auch schon dominiert haben. Tracks wie “Don’t Leave Me Alone”, “2U”, “Like I Do” und “Goodbye” kennen wir schon, waren sie doch 2017 und 2018 bereits vorab als Singles erschienen.

Das führt aber nicht dazu, dass das Album wie eine Ansammlung von bereits Bekanntem wirkt, das man dann nochmal gebündelt veröffentlicht, weil sich der Titel “Nummer 1 in den Album Charts” ja ganz nett anhört. Nein, “7” passt als Werk zusammen, hat einen roten Faden. Das zu schaffen, obwohl man von Genre zu Genre springt und sich die Liste der Mitwirkenden dank Namen wie Sia, Bebe Rexha, Jason Derulo, Nicki Minaj, Martin Garrix, J Balvin, Justin Bieber, Black Coffee und Steve Aoki wie das Line Up für das wohl vielfältigste Festival des Planeten liest, ist eine Mammutsaufgabe. Guetta hat sie gemeistert.

Ein Album für alle Lebenslagen…

“Para que te quedes” kommt mit spanischen Lyrics und lateinamerikanischen Einflüssen daher, die wir auch bei “Goodbye”, “Say My Name”, “She Knows How To Love Me” finden und die auch das tropisch anmutende Cover erklären. “Like I Do” und “I’m That Bitch” warten mit einer Energie auf, die die Tanzfläche vor den Mainstages der Welt beben lässt. Songs wie “Blame It On Love”, “Flames” und “Battle” scheinen dagegen wie gemacht für die Stereoanlage im Auto, und laden zum Mitsingen (inklusive Gestikulieren) bei langen Roadtrips ein.

Was all diese Songs zusammenhält, vereint, zu einem Album werden lässt, ist der unverkennbare “David Guetta”-Faktor, nämlich dass diese Songs gute Laune machen. Gute Laune, die nicht davon kommt, dass in den Songs nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht und nur mit euphorischen Melodien gearbeitet wurde. Ganz im Gegenteil.

So handelt “Drive” beispielweise von der Liebe zu einer Person, die einen aber nicht (mehr) liebt, und von der man sich nun emotional lösen muss. Gute-Laune-Lyrics sind was Anderes.

Nein, die gute Laune rührt daher, dass das Hörerlebnis wie eine Unterhaltung mit einem guten Freund ist: Positiv stimmend, glücklich machend, und wenn es sein muss auch eine Träne wegwischend. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir alle mehr solcher Menschen in unserem Leben brauchen.

…und kein Album wie aus dem Lehrbuch

Man könnte jetzt darauf eingehen, wie Guetta das macht. Wie er immer wieder mit bestimmten Tonlagen arbeitet, verstärkt Gitarren in seinen Songs nutzt, auch traurige Themen mit positiven Melodien untermalt und so das Gefühl von Hoffnung weckt. Aber selbst wenn wir alle Songs sezieren und in Einzelteile zerlegen, wird daraus kein vollständiges Rezept für einen David Guetta-Song.

Es gibt einfach Sachen, die stehen nicht im Lehrbuch, die kann man, oder man kann sie halt nicht. Guetta kann es halt einfach, und zwar besser als fast alle Anderen. Egal ob man seinen mainstreamtauglichen Ansatz an elektronische Musik hasst oder liebt: Das muss man ihm lassen, dafür muss man ihn bewundern. 

An dieser Stelle würde bei den meisten Werken das Album Review eigentlich beendet sein. Dieses Mal ist es das nicht. Schließlich hat David Guetta sich noch was ganz besonderes für sein siebtes Album überlegt. Es gibt da noch einen zweiten Teil.

Zum Schluss noch eine Stilwende um 180 Grad

In der letzen Hälfte von “7” arbeitet Pierre David Guetta, wie der Franzose mit bürgerlichem Namen heißt, nicht mehr unter seinem weltbekannten Künstlernamen. Hier wird aus ihm Jack Back, das Alias, das schon in den letzten Wochen für Aufruhr gesorgt hat. 12 Tracks folgen unter diesem Namen, und sie könnten sich kaum noch mehr von der ersten Hälfte des Albums unterscheiden. 

Als Jack Back tischt Guetta hier Techno und Tech House vom wirklich Allerfeinsten auf. Titel wie “Overwatch”, “Afterglow” und “Grenade” könnten problemlos auch aus den Lautsprechern auf der Time Warp, dem Awakenings oder dem Ikarus ertönen. Sell-Out und Kommerzritter? Von wegen! Mit seinem Techno-Alter Ego zeigt Guetta, was alles in ihm steckt. 

Schließlich ist er eben nicht nur der Star-DJ, das Popsternchen, die Radiohit-Maschine. Er ist halt auch der, der mit 16 schon illegal in Pariser House und Techno-Discos aufgelegt hat, dessen musikalisches Zuhause lange der typische Ibiza Sound war, und der auch schon mit Sven Väth auf der Love Parade hinter den Tellern stand.

Zu diesen Wurzeln kehrt er mit Jack Back auch zurück. Das was dabei herausgekommen ist so gut, dass da selbst die konsequentesten Kommerzhasser und “Baguetta”-Brüller den Hut vor ziehen müssen. 

Du willst in Zukunft alle Neuigkeiten aus der EDM-Szene als Erster erfahren? Dann lass und ein “Gefällt mir” auf Facebook da und bleib so immer bestens informiert!

Fotocredit: Rukes

Schon gewusst?

Jack Back ist nicht nur der Name von Gretas Techno-Alias. Auch sein eigens Label trägt diesen Namen. 2012 hatte der Franzose das Alias außerdem schonmal verwendet um den Titel "Wild One Two" zusammen mit Nicky Romero und Gesang von Sia zu veröffentlichen. Bei dem Track taucht der Name David Guetta unter "featuring" auf.


Henri Johna

Henri Johna