Warm-Up: Mixtape oder selber machen?

Warm-Up: Mixtape oder selber machen?

Unter DJs ist das Warm-Up-Set häufig verhasst. Verständlich, schließlich möchte jeder der Headliner des Abends sein. Trotzdem ist das schade, denn das Warm-Up gehört zu den forderndsten Aufgaben des DJings. Wir zeigen euch, wie ihr es meistert!

Zunächst einmal wollen wir für den Einstieg definieren, was es heißt das Warm-Up bei einem Event, sei es im Club oder auf einem Festival, zu spielen. Grundlegend ist der DJ, der mit dieser Rolle beauftragt ist, mit dem restlichen Personal einer der ersten Personen vor Ort. Seine Aufgabe für den Abend klingt zunächst einfach: Aufwärmen für das, was kommt.

In der Realität ist diese Rolle – in vielerlei Hinsicht – aber schwieriger als die des gebuchten Mainacts bzw. die des Resident DJs, der zur Primetime spielt. Ein Künstler, dessen Zuständigkeit es ist, im Club z.B. die Zeit von 01:00 – 02:30 Uhr zu spielen, hat insofern leichteres Spiel, da er soundtechnisch mehr Möglichkeiten hat. Er kann aktuelle und semi-aktuelle Hits spielen, Chart-Bootlegs, Mashups und auch das sogenannte „härtere Zeug“, wie Trap, Hardstyle oder Ähnliches in sein Programm mit aufnehmen.

Die Kunst des Warm-Up-DJs

Also was genau ist jetzt die Aufgabe des ersten Acts? Man könnte den Verlauf des Auftrittes bzw. eines Abends auch mit einem Sprintlauf vergleichen. Als erstes wärmt man die Muskelgruppen auf, bringt den Blutdruck auf eine höhere Frequenz, um für den Hauptteil – den Sprint – bereit zu sein. Die ersten Gäste betreten die Location, geben Jacken ab, begrüßen sich und lassen sich an der Bar nieder. Es füllt sich mehr und mehr und auch die Tanzfläche scheint nun besucht zu werden. Es ist Zeit sich warm zu laufen, sprich leichte Tanzbewegungen. Wir brauchen hier noch kein “Put Your Hands Up”. Soundtechnisch sollten wir uns dementsprechend etwa im Bereich von 120 bis 124 BPM befinden.

Und das heißt jetzt konkret was? 

Für die ersten Stunden des Abends eignen sich melodische Deep House Nummern, aber auch Vocal oder Tech-House bietet sich an. Merkt man als DJ nun, dass die Leute „mitgehen“, fährt man mit ein paar House-Klassiker ziemlich gut. Wichtig: Nicht zu bekannt, aber irgendwie halt schon. Ein gutes Beipiel wäre zum Beispiel “Let Me Think About It” von Fedde le Grand und Ida Corr. Das kennt so gut wie jeder, das war mal ein Hit, das ist gut tanzbar. Mit eben solchen Lieder schafft man die perfekte Transition; Die Leute merken, es geht langsam in Richtung Höhepunkt. Allgemein würde ich dann wahrscheinlich bei diesem Stil bleiben – nichts spielen, was aktuell ein absoluter Hit ist, kein Dauerbrenner oder Track im Genre des gebuchten DJs bzw. Songs, die er immer spielt (kann man u.a. auf 1001tracklists.com nachsehen) und absolut zu vermeiden: Keine eigenen Tracks des Mainacts!   

Ist live auflegen ein Muss? 

Des Weiteren ist natürlich die Frage, ob man dann überhaupt live auflegen soll, wenn man ja nur entspanntere Musik bzw. keine Banger spielen soll. Gehen wir nochmal von einem Abend im Club aus, der etwa um 22:00 Uhr öffnet und gegen 05:00 Uhr schließt. Als Warm-Up sind wir hier natürlich mindestens um 21:30 Uhr vor Ort, testen den Sound und sehen zu, dass ab 22:00 Uhr Klänge aus der Anlage folgen. Jetzt also die Frage: Mixtape für die Zeit bis zur Primetime oder soll man sich selbst die Mühe machen?

Wie so oft gilt hierbei: Die Mischung machts. Die ersten 45 Minuten empfiehlt sich ein Mixtape, da man hier “nur” fürs Personal und für eine Hand voll Gäste spielen würde. Achtet beim Auswählen des Mixtapes auf Folgendes:

  1. Der Mix sollte musikalisch in die Richtung gehen, die ihr danach auch spielen wollt. Das Set von Skrillex auf dem Ultra empfiehlt sich genau so wenig wie eine Aufnahme von Tiesto zur Jahrtausendwende.
     
  2. Nehmt keine aufgenommene Radioshow. Diese Mixtapes enthalten oft Vocalshouts oder kleine Ansagen des DJs. Das kann im Club peinlich werden, wenn aus den Lautsprechern plötzlich “This is Smag Live and you’re listening to Franky Rizardo!” tönt, dieser aber gar nicht auflegt.
     
  3. Achtet auf eine hohe Qualität. Ladet bloß keinen Rip von Youtube oder Soundcloud runter, um ihn später zu Beginn in einem Club zu spielen. Den Unterschied zwischen 128 kbit/s (die Soundqualität der meisten Rips) und 320 kbit/s hört man. Believe me!

Später solltet ihr dann auf das Live-Auflegen umsteigen, da sonst der Sinn des DJings verloren geht. Und auch Warm-Up kann Spaß machen, weil man die Tanzfläche füllt und die Leute zum Feiern animiert ohne Hits zu spielen. Das braucht Fingerspitzengefühl und auch ein gutes Ohr und Auge für das Publikum. Das kann ein Mixtape nicht leisten. 

Man sagt immer: Primetime kann jeder, da hier jeder schon in der “Mood” ist, die bestenfalls durch ein gutes Warm-Up entstanden ist. Wer es schafft, die Gäste auf den Mainact richtig vorzubereiten, dem wird nicht nur der Clubbesitzer, sondern auch der Headliner danken. Und wer weiß: Vielleicht führt eben das ja dazu, dass ihr mehr Gigs bekommt, weil die Hauptakteure mit eurer Performance wirklich zufrieden waren. Denkt hier nachhaltig!

Das meint Laidback Luke zum Thema Warm Up DJ:

Fotocredits: Rukes


DJ Mag Redaktion

DJ Mag Redaktion