The Chainsmokers Europa Tour: Das nächste Level des DJing!

The Chainsmokers Europa Tour: Das nächste Level des DJing!

Auf dem Europa-Abschnitt ihrer “Memories…Do not open”-Tour haben Alex und Drew gemeinsam mit Drummer Matt McGuire in München, Düsseldorf und Berlin Halt gemacht – und auch in Europa deutlich gemacht, warum sie aktuell das wohl erfolgreichste und fortschrittlichste DJ-Duo der Welt sind. Eine Zusammenfassung.

The Chainsmokers Europa-Tour Review

München, Donnerstag Abend, 20.58 Uhr. In der Kulturhalle Zenith ist es relativ spärlich beleuchtet, seitdem Jonas Blue vor etwas weniger als einer Viertelstunde die Bühne geräumt hat. An den Theken brennt Licht. Die ca. 5.500 Gäste im ausverkauften Gebäude werden seit 15 Minuten mit leiser Musik beschallt. Gryffin’s Song “Nobody Compares To You” ist zu hören, danach läuft “Illenium”. Dann herrscht kurz Stille. Es wird dunkel, die Handys werden gezückt. Sie kommen auf die Bühne. The Chainsmokers.

The Chainsmokers Tour Review 2018 DJ Mag

Alexander ‘Alex’ Pall und Andrew ‘Drew’ Taggart sind die Stars der EDM- / Danceszene, haben einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Milliarden(!) von Musikstreams, Hits mit Coldplay, Daya oder Halsey stehen in ihrer Vita. Wer nur die Worte ‘Paris’ ‘Closer’ oder ‘Something Just Like This’ hört, hat keine andere Wahl als an die beiden Jungs von der Östküste der USA zu denken. Keine zwei Jahre nachdem sie noch durch Clubs wie das Theatro in Ulm gezogen sind, spielen sie jetzt ausverkaufte Solo-Shows in Berlin, Düsseldorf, Amsterdam, Wien, Prag, Stockholm, Bologna, London, selbstverständlich Paris – und eben München.

Im Zenith warten 14 bis 40-jährige Mädels und Jungs, die nicht unbedingt der Dance oder Raveszene zugeordnet werden müssen, auf den Moment, in dem Mädchenschwarm Drew endlich die Bühne betritt. Als dann das (neue) Intro der Chainsmokers mit “Sick Boy” ertönt, ragen gefühlt mehr Handys als Hände in die Höhe. Der dann ertönende erste Drop scheint für die Crowd, sowas wie einen kurzen Schock dazustellen.

The Chainsmokers sind immernoch ein DJ – Duo

Allen Hatern und “Sell Outs” – Rufern sei entgegengebracht: Die Chainsmokers sind immer noch DJs, aber auch eine Band. Auf jeden Fall sind sie Musiker. Cool zu sehen. Die ersten 20 Minuten des Sets bestehen aus einer energiegeladenen Mischung aus Bigroom, Trap, Dubstep, Future Bass und einem Fünkchen HipHop. Es ist ein Drahtseilakt für die Jungs. Viele Gäste sind gekommen, um Radiosongs wie “Closer” zu hören – und erleben just einen Abriss der dem Flughafen BER auch mal gut tun würde. 

21.22 Uhr – der erste Livesong. Die Paradedisziplin der US-Boys auf ihrer Tour ist die Verbindung von DJ-Set und Live-Set. Während die letzten Kicks noch laufen, wechselt Alex seinen Platz am Mischpult gegen den am Synthesizer. Drew schnappt sich Mikrophon und wahlweise seine Gitarre. Doch die wirkliche Waffe ist der Dritte im Bunde: Drummer Matt McGuire. Durch die Drumsoli und Einsätze wird aus dem etwas plastischen DJing ein authentischer Live-Auftritt. McGuire begleitet die Livesongs wie “Honest”, “Young”, “You Owe Me”, “Closer” oder “Paris” – und holt trägt zum visuellen Erlebnis bei, indem mit Drumsticks spielt, die in Flammen stehen:

Die Geschichte von McGuire ist dabei erfrischend. Der Australier hatte nichts anderes getan, als Songs des DJ-Duos zu covern. Auf YouTube. Kurz darauf haben Alex und Drew ihn nach LA eingeladen – und in das Liveprogramm integriert. Ähnlich erging es übrigens Tony Ann, der inzwischen in den USA als Pianist mit auf Tour geht und große Teile von “Sick Boy” mitgeschrieben haben soll.

21.59 Uhr, kurz nach dem Drumsolo: McGuire wird dann von Alex auf der Bühne kurzerhand als neuer Lieblingschainsmoker auserkoren. Das passt Drew gar nicht. Um zu zeigen, was er kann, packt er seine Rap-Skills aus – und übernimmt die Vocals zu Kendrick Lamars “Humble”.

Die Vielfältigkeit der Unterhaltung ist schier grenzenlos. Comedy, DJ-Sets, Welthits mit Livevocals, Feuer & Pyro-Technik. Da wundert es kaum, dass auch die Visuals das Bühnenbild perfekt ergänzen. Die Chainsmokers haben es als eines der wenigen DJ-Projekte verstanden, dass Visuals nicht das interessanteste des Auftritts sein durfen, sondern diesen nur angemessen ergänzen. Die gestochen scharfen Videografiken dienen als variables Bühnenbild. Ändern sich auch im Song zwar nur minimal, dafür aber perfekt abgestimmt auf den Song selbst. 

22.57 Uhr – das Ende: Everybody Hates Me heißt der neue Song von den Chainsmokers – und nach einem kurzen “Jetzt ruft bitte alle Zugabe, damit wir wieder auf die Bühne kommen”-Skit performed Drew den neuen Song. Darauf folgt ein Knall – und das Ende einer nahezu perfekten Show – die Stand Frühjahr 2018 ihresgleichen sucht.


DJ Mag Redaktion

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