Rapper und ihre eigenen Modelabels

Rapper und ihre eigenen Modelabels

Rapper auf der ganzen Welt sind dafür bekannt, nicht nur gerne selbst zu rappen oder eigene Labels zu gründen, sondern auch in der Welt der Mode mitzumischen. Vor allem die Marken US-amerikanischer Rapper oder Kollaborationen zwischen ihnen und bekannten Modedesignern wissen Modeliebhaber zu schätzen. Doch auch einige deutsche Rapper machen inzwischen Mode – und es scheinen immer mehr dazuzukommen. 

Rapper und ihr ausgeprägtes Modebewusstsein

Lange waren Rapkünstler nur für ihren ausgeprägten und szenetypischen Style bekannt – Weite Klamotten, Baseballcaps und Sneaker lassen grüßen. Es folgten die ersten Zusammenarbeiten mit großen Modemarken und erste eigene Labelgründungen. Inzwischen gehört es fast schon zum guten Ton, dass Rapper Mode machen. So scheint es jedenfalls, wenn man sich in der Rapwelt umschaut und vor allem, wenn man sich mit den Albenboxen auseinandersetzt, die gerade im deutschen Raum unter Rappern beliebt sind.

Viele dieser Albenboxen, die inzwischen zu den meisten Deutschrap-Releases auf den Markt kommen, sind neben dem Album auf CD und eventuell noch auf Vinyl zusätzlich mit Merchandise-Artikeln bestückt. Darunter befinden sich häufig Sticker, Poster, signierte Autogrammkarten und eben auch Kleidungsstücke. Bei Letzteren handelt es sich manchmal einfach um zum Album passende Shirts, Hoodies oder Accessoires in limitierter Stückzahl. Oft aber packen Rapper auch Kleidungsstücke ihrer eigenen Modelabels in die Boxen.

In vielen Fällen unterstützt die Kleidung eine bestimmte Message, die ein Künstler senden will. Die Kleidung strahlt in der Regel Stärke aus, Maskulinität und Luxus. In manchen Fällen scheinen Rapper aber auch einfach zeigen zu wollen: Auch ich mache Mode, auch ich mische im Geschäft mit. Wie viele Rapper aber wirklich mitmischen und dass es von den eigenen Labels deutscher Künstler schon eine ganze Menge gibt, wissen oft nur echte Rap-Enthusiasten.

Die eigenen Modemarken deutscher Rapper

Cro mit VIOVIO 

Einer der ersten deutschen Rapper, die Mode machten, war Cro. Mit seinem Label VIOVIO brachte der Stuttgarter Rapper anfangs vor allen T-Shirts heraus, die nur über Blogspot vertrieben wurden. Geschäftsführer der Marke wurde sein Bruder. 

Als Cros Rapkarriere so richtig an Fahrt aufnahm, wurden die VIOVIO-Klamotten schließlich auch über den eigenen Webshop vertrieben. Zudem eröffneten immer wieder Pop Up Stores in Tourbussen, die den Wind um Cros Marke immens verstärkten. Auch die aufwendig produzierten Imagevideos trugen zum Erfolg der Brand bei. Das Sahnehäubchen war aber sicherlich die Zusammenarbeit mit KANGAROOS Anfang 2014. 

Inzwischen scheint es aber ruhig geworden zu sein um Cros Marke. Auf der VIOVIO-Website jedenfalls sieht man, dass 2016 der letzte Release war. Cro-Fans müssen sich also mit alten Kleidungsstücken abfinden und nach diesen auf diversen Flohmärkten und Second Hand Börsen suchen.

Fler mit Maskulin

Auch Fler war früh dran, was die Mode betraf. Im Jahr 2009 brachte er seine erste Modelinie Psalm 23 auf den Markt. In Berlin eröffnete Fler ein Jahr später auch einen eigenen Shop, in welchem er einzelne Stücke aus besagter Kollektion sowie weitere Merchandise-Produkte verkaufte. Ende 2020 schließlich gründete er dann das Label Maskulin, das Psalm 23 ablöste.

Maskulin verkaufte sich gut und eines der Designs schaffte es sogar in das Magazin Sportswear International. Dennoch kündigte Fler Ende des Jahres 2016 über Twitter an, dass Maskulin.de geschlossen werden wird. Anders als erwartet, zog sich Fler aus der Modebranche aber doch nicht zurück. Neue Kollektionen sind online wieder erhältlich. Der Rapper kann wohl einfach doch nicht nicht in der Modebranche kreativ und aktiv sein.

Haftbefehl mit Chabos IIVII

Haftbefehl trug im Sommer 2015 nicht etwa Sneaker oder Adiletten, nein, er trug Brudiletten. Die Badelatschen, die sich an den erwähnten bekannten Schlappen von Adidas orientierten, dienten als das Aushängeschild für Haftbefehls kommende erste Kollektion aus dem Hause Chabos IIVII. Und die schlug ordentlich ein.

 Die Jacken, Hoodies, Pullover, Hosen und Caps verkauften sich von Anfang an gut. Der Gockel als das Logo des Labels dürfte dafür auch verantwortlich sein. Kaum ein anderes Rapper-Modelabel jedenfalls hat ein ähnlich prägnantes Markenzeichen. Chabos IIVII überzeugte sogar internstional. Nicht nur berichtete der renommierte Modeblog Highsnobiety über Haftis Label; bei einem Auftritt in Hamburg trug sogar Chris Brown eine Jacke der Marke Chabos.

Kollegah mit Deus Maximus

Im Jahr 2015 verkündete auch der damals bereits auf dem Zenit seiner Karriere befindliche Kollegah, dass er unter die Modedesigner gehen wolle. Er gründete sein eigenes Label Deus Maximus und vertreibt seitdem nun auch „bosshafte“ Klamotten. Der Name Deus Maximus stammt aus dem Lateinischen und lässt sich etwa mit „oberster Gott“ oder frei nach Kollegah vermutlich gerne auch mit „bosshaftester aller Götter“ übersetzen. Die erste seiner Kollektionen jedenfalls beschrieb er damit, dass die „kleidunggewordene Königsaura“ durch seine Shirts, Hoodies, Caps und andere Kleidungsstücke verliehen werde.

Die Designs von Kolles Marke erinnern an edle Brands, wie Versace, Gucci oder Dolce & Gabbana, bekommen durch den Street Style aber ihren ganz eigenen Touch. Farblich hält man sich vorwiegend an Weiß, Schwarz und Gold, wobei immer wieder auch Akzente in anderen Farben mitschwingen. 34.000 Follower zählt die Marke noch auf Instagram (Stand Juli 2020). Für die Modemarke eines Musikers durchaus eine beeindruckende Leistung. Bleibt abzuwarten, ob Kollegah sich dauerhaft im Markt etablieren wird.

Farid Bang mit Helal Money 

Nicht nur Kollegah, sondern auch Kollege Farid Bang macht Mode. Zwar mit seinem Zweitlabel Helal Money noch nicht ganz so lange, dafür aber ebenfalls erfolgreich. Der Rapper brachte bislang bereits mit dem Label Ataque Kleidung heraus und setzte dabei meist auf schlichte Designs, wenige Farben und große Logoprints sowie Boxlogopullover und Shirts, die einen Hauch von Supreme mit sich brachten.

Mit Helal Money wagt er sich seit Kurzem nun an etwas ausgefallenere Designs. Man könnte auch sagen: Vorher hat Farid Kleidung gemacht, jetzt macht er Mode. Alleine die Kollektion, die er Ende 2019 veröffentlichte, überzeugte mit den 18 neuen Teilen in Sachen Style. Neben Prints mit dem Brandlogo und modernen Schriftzügen finden sich auch einige ausgefallene Grafikprints, die sich vor bekannten Modemarken internationaler Designer wirklich nicht verstecken müssen. Passend zum Markennamen und Motto der Kleidung dreht sich natürlich auch in der neusten Kollektion wieder alles um die bunten Scheine.

Marteria mit BACK2GREEN

Die jüngste Modemarke eines bekannten deutschen Rappers dürfte wohl BACK2GREEN sein. Marteria brachte gerade erst im ersten Quartal dieses Jahres 2020 seine erste Slow Fashion Kollektion mit zwanzig Teilen über sein Label Green Berlin heraus. Das Motto der ersten BACK2GREEN-Kollektion: So nachhaltig, wie nur möglich. 

Back2Green

Rapper und nachhaltige Mode? Warum nicht? Marteria macht es mit seiner noch recht jungen Marke BACK2GREEN vor.

So sind die zwanzig Teile vom Windbreaker und Hoodie, Patches und Fleece bis zu Socken und Caps in limitierten Editionen alle aus Recycling-Polyester und Bio-Baumwolle hergestellt. Bei der Produktion der Baumwollprodukte hat Marteria sich für das GOTS-Siegel entschieden. Dieses gewährleistet neben fairen Arbeits- und Lohnverhältnissen auch Bio Qualität und Klimafreundlichkeit.

Mit dem eigenen grünen Label will Marteria das Bewusstsein für die Flut von Plastikmüll im Meer, für Kreislaufwirtschaft und korrekt produzierte Kleidung noch weiter stärken. Auf der Website von Green Berlin ist von ihm persönlich zu lesen: „Dabei haben wir nicht den Anspruch, die ganze Welt zu retten. Aber alles was wir tun, wollen wir möglichst geil machen. Und geil heißt für mich eben auch nachhaltig. […] Egal, ob Ihr auch mal Fleischsalat esst oder den Billigflieger bucht: Wer BACK2GREEN trägt hat einen ersten Schritt getan – immerhin. Weil jedes einzelne Teil, ein Stück mehr Müll im Zyklus hält.“

Eine starke Ansage und definitiv eine Entscheidung, die man würdigen muss. Da die Klamotten sich auch optisch sehen lassen können, dürfen sich Rapkollegen für ihre kommenden Kollektionen gerne Martens Einstellung zur Kleidungsproduktion abschauen.

US-amerikanische Rapper und ihre Labels

Natürlich haben auch viele US-amerikanische Rapper ihre eigenen Modelabels. Viele von ihnen kollaborieren außerdem gerne mit großen Sneakerbrands. Wir wollen nicht allzu tief ins Detail gehen, abschließend aber zumindest noch drei der wichtigsten Rapper-Mode-Kombinationen vorstellen.

  • Zusammen mit Dame Dash gründete Raplegende Jay-Z bereits im Jahr 1999 das Modelabel Rocawear. Heute mag die Marke nicht mehr ganz so bekannt sein, Anfang und Mitte der 2000er Jahre allerdings trugen Rapfans auf der ganzen Welt Jay-Zs Klamotten. Die Marke war zwischenzeitlich mehrere hundert Millionen Dollar wert.
  • Kanye Wests erste Yeezy-Kollektion und seine Rucksäcke, Jogginghosen und allem voran auch Sneaker, für die er früher mit Nike und heute mit Adidas zusammenarbeitet, gehören zur Speerspitze der Rappermode. Kanye designt deutlich komplexere und ernstzunehmendere Mode, als einige seiner Kollegen. Für seinen Style muss er dafür aber hin und wieder auch Häme und Kritik einstecken. Doch damit dürfte Kanye inzwischen besser als jeder andere umzugehen wissen.
  • Pharrell Williams gründete mit BBC Ice Cream im Jahr 2005 eine Marke, die es heute zu wahrer Größe geschafft hat. Pharrells Marke wird in der Modebranche wahr- und ernstgenommen und es erscheinen regelmäßig neue Kollektionen.

yeezys

Kanye Wests „Yeezys“ gehören zu den bekanntesten Sneakers der Welt

Das wirklich Spannende an BBC Ice Cream dürfte sein, dass die Marke nicht stehenbleibt und sich ständig neu erfindet. Vermutlich ist das auch das Erfolgsrezept erfolgreicher Modemarken – egal ob von Rappern, anderen Musikern oder sonst wem: Nicht immer das Gleiche machen, sondern sich an Neues trauen und damit am Zahn der Zeit bleiben.

Fotocredits: Nomad Soul, Batuhan Toker, Unsplash / Reinhart Julian


DJ Mag Redaktion

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