Nach dem Brand an der Tomorrowland Mainstage ermittelt die Staatsanwaltschaft Antwerpen nun wegen mutmaßlicher Verstöße bei der Lagerung von Pyrotechnik. Das Festival hat noch keine öffentliche Stellungnahme abgegeben.
Zu frühe Lieferung, fehlende Meldung, unbefugter Zugang – Verdacht auf Verstöße
Am 16. Juli, nur zwei Tage vor Festivalbeginn, hat ein Brand die legendäre Mainstage vom Tomorrowland zerstört. Nun laufen nicht nur Ermittlungen zur Brandursache, sondern auch eine separate Untersuchung der Staatsanwaltschaft Antwerpen zu möglichen Fehlern bei der Lagerung von Pyrotechnik auf dem Festivalgelände. Dies geht aus einem internen Schreiben des belgischen Wirtschaftsdienstes an die Justizbehörde hervor, das dem Sender VRT vorliegt, berichtet The Brussels Times.
Laut diesem Dokument gibt es Hinweise auf drei potenzielle Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften.
- Die Pyrotechnik wurde offenbar zu früh vor Ort gelagert.
- Unbefugte Personen hatten Zugang zu den Feuerwerkskörpern.
- Zudem fehlte die verpflichtende schriftliche Benachrichtigung der zuständigen Sicherheitsbehörde über Lieferung und Installation.
Ob einer dieser Punkte ursächlich mit dem Großbrand zusammenhängt, ist derzeit nicht belegt, wie sowohl VRT als auch das belgische Wirtschaftsministerium betonen. Dennoch steht der Vorgang nun im Fokus der Ermittlungsbehörden. Parallel dazu läuft eine gesonderte strafrechtliche Untersuchung zur Brandursache.

Tomorrowland schweigt
Eine Sprecherin vom Tomorrowland erklärte gegenüber der Presse, dass man offiziell nicht über die laufenden Untersuchungen informiert worden sei und daher aktuell keine öffentliche Stellungnahme abgeben werde. Das Festival hatte bereits zuvor betont, ausschließlich mit zertifizierten Pyrotechnik-Firmen zu arbeiten und sich strikt an alle Sicherheitsvorgaben zu halten.
Nach dem Brand war die ursprüngliche Mainstage vollständig zerstört. In kürzester Zeit wurde eine kleinere Ersatzbühne davor errichtet, sodass das Festival stattfinden konnte, wenn auch mit sichtbaren Einschränkungen im Bühnenbild.

Neben der pyrotechnischen Debatte sorgt auch die Entsorgung der Brandreste für Kritik. In den Überresten der Mainstage wurde laut späterer Analyse der endokrine Disruptor Bisphenol A (BPA) nachgewiesen (wir berichteten). Ein Stoff, der zwar nicht krebserregend, aber haut- und lungenschädlich sowie lebertoxisch ist.
Der Toxikologe Jan Tytgat rät im Gespräch mit VRT, gefundene Partikel mit Handschuhen und Maske zu sichern, luftdicht zu verpacken und bei Sondermüllstellen abzugeben. Der direkte Kontakt mit den Ascheresten sei „nicht ideal“, insbesondere bei einem Feuer dieses Ausmaßes.
Tomorrowland betont, dass man sofort unabhängige Experten beauftragt habe, um das Areal zu reinigen und abzuschirmen. Das Gelände rund um die ehemalige Bühne sei mittlerweile „gründlich gesäubert und vollständig gesichert“.
Fazit
Während die Festivalbesucher bereits zur Normalität zurückgekehrt sind, laufen im Hintergrund ernste Ermittlungen. Dabei geht es nicht nur um Schuldfragen, sondern auch um grundlegende Sicherheitsstandards bei einem der weltweit größten Festivals.
Fotocredit: Tomorrowland

Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de