Moshpits im Club: Ja oder Nein?

Moshpits im Club: Ja oder Nein?

Moshpits sind im Festivalalltag schon lange angekommen, egal ob zu House, Rock oder Trap. Das Aufeinanderzurennen zu Musik hat sich aber nun auch in einigen Clubs in Deutschland inzwischen etabliert. Kann das gut gehen?

PLUR: Peace, Love, Unity and Respect. So lauten die Leitmotive der elektronischen Musikszene. Dass diese Werte von vielen Menschen auf Festivals und in Clubs so überzeugt gelebt werden, machte EDM für Einige erst attraktiv. Das Bilden von Moshpits auf Festivals lässt sich damit auch vereinbaren, man kann dem Ganzen schließlich aus dem Weg gehen, denn dafür bieten die meisten Festivals genug Platz. In einem Club ist das meistens anders, der Freiraum klar begrenzter. Clubbesitzer und Veranstalter befinden sich teilweise in einer Zwickmühle: Wenn sie Moshpits verbieten, vergraulen sie möglicherweise die Menschen, für die die Rudelbildung zum Feiern dazu gehört. Gleichzeitig trifft das Bilden von Moshpits bei anderen Partygästen auf massive Ablehnung. 

Wo findet Moshpit seinen Ursprung?

Aber alles der Reihe nach. Das Wort Moshpit gibt es schon seit knapp 40 Jahren und wurde durch die aus New York stammenden Metal-Band’s S.O.D. und Anthrax sehr berühmt. Schon in den Anfängen der 1980er Jahre fand das Wort in Liedern der Bands Platz und stand für Chaos, Headbanging und Eskalation. Durch die wachsende Popularität der Szene wurde der Ausdruck Mosh für alles verwendet, wofür man keine richtigen Worte fand.

Moshen ist in der EDM-Szene längst angekommen

Mit dem aufkommenden Hype der elektronischen Tanzmusik wurde diese Art des Tanzens schnell etabliert. Somit wurde das “Moshen” bei Elektrofestivals und etwas später auch in Großraumdiscotheken populär. Spätestens mit Dubstep und Trap sind Moshpits zu einem fundamentalen Bestandteil der Szene geworden. Wer kennt es nicht, der DJ spielt “Prison Riot” von Flosstradamus an und schon öffnet sich überall um einen herum die Crowd. Manche Tracks assoziiert jeder Festivalgänger schon mit dem ‘wilden aufeinander springen’, zum Beispiel “Tremor” von Dimitri Vegas & Like Mike und Martin Garrix. 

Kommt das Moshpitverbot?

So beliebt Moshpits auf manchen Festivals auch sind: Nicht jeder möchte daran teilnehmen. Häufig werden dennoch Außenstehende und Unbeteiligte in die Kreise hineingezogen oder gestoßen. Das Perplexe: Je weniger man sich am Moshen beteiligen möchte, desto größer ist die Warscheinlichkiet, sich dabei zu verletzen. Das liegt daran, dass Abwehrhaltung und eine gute Vorbereitung bei Circlepits und anderen Mosh-Arten wichtig sind. Wer nicht vorbereitet ist oder Panik bekommt, den kann es echt hart treffen. 

Zu den ersten Veranstaltern, die aktiv gegen Moshpits vorgingen, um den Gästen ungewollte Verletzungen zu ersparen, gehören die Macher der Hardstyle-Events MadnessXXL. Das Feedback fiel größtenteils positiv aus, die Mitteilung traf damals auf Verständnis. Vor dem ersten Event im Bootshaus in Köln nach der Regeländerung bei ihren Veranstaltungen äußerten sich die Eventplaner gegenüber dem deutschen Musikblog IAATM wie folgt:

“Mit unserem Statement haben wir […] wohl echt eine kleine Diskussion losgetreten. Wir haben sehr viel positives Feedback für diese Entscheidung erhalten, sind aber teilweise auch auf Unverständnis gestoßen. Das war uns im Vorfeld bewusst, nach einigem Abwägen haben wir aber beschlossen, dass wir das Verbot nun konsequent durchziehen. Zunächst muss man erwähnen, dass “Pogen” bzw. “Moshpits” eigentlich eher ein Thema auf Rock- und Metal-Festivals wie Rock am Ring oder Wacken ist und auf elektronischen Events früher allenfalls im Dubstep- oder Trash-Electro-Bereich zu finden war. Erst durch den aufkommenden EDM-Hype in den vergangenen Jahren sind Moshpits auch zum Trend im elektronischen Sektor geworden und vor allem im Bootshaus ist dieser Trend inzwischen eine Art Markenzeichen geworden.

Die großen Hardstyle-Festivals und Indoor-Events waren von diesem Trend bisher weitestgehend verschont. Selbstverständlich gibt es dort inzwischen auch ab und an Moshpits, allerdings hält es sich dort doch in Grenzen und auf Festivals wird das Thema auch ganz anders wahrgenommen, da man natürlich genügend Ausweichmöglichkeiten hat, wenn man sich daran stört. Nun prallen im Bootshaus aber zwei Welten aufeinander: Die Hardstyle-Fans, die das Genre seit Jahren leben und verkörpern, die jeden Track in- und auswendig kennen und auch etwas mehr Platz zum Tanzen benötigen – und die Bootshaus-Stammgäste, die die Musik natürlich feiern, durch die unzähligen Trap- und Electro-Events (bei denen Moshpits inzwischen auch dazu gehören) aber eine komplett andere Definition von “Ausrasten” haben.

[…] Als Veranstalter legen wir seit jeher großen Wert auf das Feedback unserer Fanbase und nach den vergangenen beiden Events haben wir sehr viel Kritik diesbezüglich erhalten. Prinzipiell haben wir nichts gegen den einen oder anderen Moshpit auf unseren Events, aber in Club-Locations wie dem Bootshaus gibt es für die Gäste kaum Möglichkeiten, sich den Moshpits zu entziehen. Darunter leidet nicht nur die Stimmung des Publikums. Bei ausverkauften Events und teils rücksichtslosem Verhalten gegenüber den Gästen, die keine Lust auf Moshpits haben wird es auch irgendwann zu einem Sicherheitsrisiko, welches wir nicht verantworten können (und wollen). Vor allem, wenn das Thema irgendwann überhand nimmt und sich durch den kompletten Abend und jeden “Drop” zieht.

Nun, auch für uns gilt: It’s all about the music! Uns liegt es am Herzen, dass alle Gäste unsere Events und die Musik in vollen Zügen genießen können (denn dafür kaufen die Gäste ja auch ihre Tickets). Über 800 Likes in weniger als 24 Stunden zeigen, dass wir mit der Entscheidung jedenfalls nicht komplett falsch lagen. Hoffentlich konnten wir mit dem Statement nun etwas mehr Klarheit schaffen und Unverständnis beseitigen.”

Was ist eure Meinung zu Moshpits in Clubs? Ein Muss oder ein NoGo? Schreibt uns!


Fabian Sedlmaier

Fabian Sedlmaier