MOMEM: Techno-Museum und Club eröffnen bald in Frankfurt

MOMEM: Techno-Museum und Club eröffnen bald in Frankfurt

Noch im Juni dieses Jahres hieß es, das Frankfurter Techno-Museum MOMEM stehe vor dem Aus. Nun haben sich der Betreiber und die Stadt Frankfurt auf ein 500.000 € schweres Darlehen einigen können und damit ist die Bahn für das Museum Of Modern Electronic Music endlich frei.

Die Vorgeschichte zum Museum Of Modern Electronic Music

Die Idee für das Projekt des Friends of MOMEM e.V. kommt von den beiden Technoclub-Gründern Alexander Azary und Talla 2XLC. Beide ihres Zeichens Frankfurter Szene-Pioniere, die den Begriff Techno in Deutschland maßgeblich mitgeprägt haben. Ihr erklärtes Ziel: Die Hintergründe elektronischer Musik für alle zugänglich zu machen. Erste Pläne entstanden bereits 2012, angekündigt wurde das Techno-Museum dann im April 2015.

Doch in jüngster Vergangenheit stockte das Vorhaben mehrfach. Zunächst übernahm SPD-Bürgermeister Peter Feldmann im Januar 2018 die Schirmherrschaft (wir berichteten) und die Stadt stellte attraktive Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung. Der ursprüngliche Eröffnungstermin wurde für Dezember 2019 angesetzt. Den Anfang sollte die viel beachtete Wanderausstellung „Electro. From Kraftwerk to Daft Punk“ bilden.

Doch hinter den Kulissen brodelte es ordentlich zwischen Politikern und Betreibern. Eine Anschubfinanzierung stand zwar, wurde aber durch die CDU an Bedingungen geknüpft. So sollten die Betreiber das Darlehen der Stadt bis Ende 2020 zurückzahlen und zusätzlich selbst Drittmittel in Höhe von 350.000 € auftreiben. Dies sei laut Mitgründer Azary aber so gut wie unmöglich. Jetzt konnte man sich einigen – im Frühjahr 2020 soll endlich in der Frankfurter Hauptwache die Eröffnung gefeiert werden.

Museum trifft auf Club

Zum ganzen Projekt gehört nicht nur das Museum, sondern auch ein Club. Vor allem durch ihn soll die Anschubfinanzierung zurückgezahlt werden. In Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Robert Johnson möchte man dafür sorgen, dass es in Frankfurt weiter Richtung Zukunft geht.

Damit steigt das MOMEM in große Fußstapfen, denn Frankfurt ist neben Berlin einer der Geburtsorte elektronischer Musik in Europa. Bereits in den 80ern entstanden hier legendäre Clubs wie das Dorian Gray, Omen, Cocoon, Monza, XS oder das nur einen Wurf von der Hauptwache entfernte U60311.

Was gibts zu sehen?

Das MOMEM möchte eigentlich gar kein reines Techno-Museum sein, sondern sich offen für alle Strömungen der elektronischen Musik präsentieren – von Ambient über Electronica und Experimental bis hin zu House und seinen verschiedenen Stilen, zu Techno und sogar Drum’n’Bass.

Aber nicht nur die Musik selbst steht im Fokus, sondern auch die sozialen Gefüge und Orte in denen diese stattfindet. Aufgeteilt in sieben Bereiche möchte das MOMEM Einblicke in Themen wie Mode, Instrumente, Design und Technik geben. Neben einer Sammlung berühmter Originale aus der Szene werden auch Installationen, Fotografien und Bilder gezeigt. Temporäre Ausstellungen widmen sich ausgewählten Themen, Genres, Clubs, Labels oder Künstlern.

Nicht nur Geschichte, sondern auch aktive Kultur

Als eines von wenigen Museen weltweit, die sich elektronischer Musik annehmen, möchte das MOMEM nicht nur die Geschichte rund um die Kultur erzählen, sondern auch den aktuellen Ist-Zustand für die Nachwelt festhalten und diese aktiv mitgestalten. Daher soll die MOMEM-Akademie ein Programm aus Vorträgen, Seminaren und Workshops bekannter DJs, Produzenten und Künstler bieten. Regelmäßige Lesungen, Diskussionen, Filmabende sowie Konzerte und Club-Nächte runden das Programm ab.

Wie die Macher vom Museum für moderne elektronische Musik ticken, seht ihr übrigens hier:

Fotocredits: Museum Of Modern Electronic Music

Schon gewusst?!

Im Dezember 1984 startete Talla 2XLC den Technoclub in einem kleinen Underground Club („No Name“) in der Frankfurter City. Schnell etablierte sich die Veranstaltung als innovative Szene-Schnittstelle. So war es der erste Club, in dem ausschließlich elektronische Musik gespielt wurde, gleichzeitig der erste Afterhour-Club (die Parties fanden sonntags von 15 bis 21 Uhr statt) und man verteilte als erster Handzettel als Werbung für seine Parties – später als Flyer in der Partyszene nicht mehr wegzudenken.


DJ Mag Redaktion

DJ Mag Redaktion