Mit „Bride“ setzt Laura Korinth den nächsten Meilenstein ihrer außergewöhnlichen Karriere, die sich zwischen Clubkultur, Mythos und Selbstermächtigung bewegt. Ihre Musik ist kein Produkt, sondern ein persönlicher Kosmos: elektronisch, erzählerisch und kompromisslos unabhängig.
Laura Korinth: Ein Mikrofon, ein Moment, ein Neuanfang
Manchmal beginnt alles mit einem einzigen Schritt. Für Laura Korinth war es jener Moment vor dem Club Harry Klein in München, als sie spontan einem Straßenmusiker das Mikrofon aus der Hand nahm und einfach zu singen begann. Es war der Wendepunkt: weg von einem kontrollierten, engen Umfeld, hin zur Freiheit durch Musik. Heute ist sie Sängerin, Produzentin, Autorin und Archivarin. Eine Künstlerin, die zwischen scheinbaren Gegensätzen lebt und genau dort ihre Stärke findet: zwischen Stimme und Stille, Clubkultur und Science-Fiction sowie Selbstbehauptung und Unsichtbarkeit.
Am 13. Juni veröffentlicht Laura Korinth ihre neue Single „Bride“ – ein Track, der sich jeder klassischen Kategorisierung entzieht. Inspiriert von Penelope und Persephone, zwei weiblichen Figuren aus der griechischen Mythologie, entfaltet sich „Bride“ wie ein modernes Übergangsritual. Auch Goethes düstere Ballade „Die Braut von Korinth“ schwingt atmosphärisch mit, ohne explizit zitiert zu werden. Der Sound ist elektronisch, klar und emotional, mit texturalen Referenzen an Game-Soundtracks, jedoch nie verspielt, sondern tief und visuell gedacht.
Diese mythologische Dimension ist für Laura kein bloßes Stilmittel, sondern Teil ihres künstlerischen Ursprungs. Nicht nur atmosphärisch, sondern auch namentlich spiegelt sich in ihrem Nachnamen „Korinth“ die thematische Tiefe ihres Schaffens wider. Die antike Stadt galt einst als ein Ort zwischen den Welten, ein Schnittpunkt von Göttern und Menschen, ein Schmelztiegel aus Mythos, Macht und kulturellem Wandel.
Für Laura wurde dieser Zusammenhang zum Türöffner und ermöglichte ihr einen persönlichen Zugang zu den großen Erzählungen der Antike, die sie auf ihre Weise neu interpretiert. Goethes Ballade wirkt dabei wie ein unbewusster Spiegel für die Themen, die sich durch ihre Kunst ziehen: Transformation, Übergänge und verborgene Stimmen.
Parallel zur Single erscheint das Musikvideo, das Lauras künstlerische Handschrift auch visuell fortsetzt. Im Sommer 2025 folgt ihre EP „Between The Worlds“, ein konsequent introspektives Werk voller epischer Spannungen und narrativer Tiefe. Bereits erschienene Tracks wie „Angel“ und „Transformation“ bieten erste Einblicke in ein Sounduniversum, das sich nicht nur hören, sondern auch fühlen und denken lässt.
Kunst zwischen Klang, Kontrolle und Sci-Fi
In „Angel“ verarbeitet Laura Korinth Elemente aus einer Science-Fiction-Kurzgeschichte von Pat Cadigan. Der Track „Transformation“ thematisiert den Phönix als Symbol für Wiedergeburt und Selbstermächtigung. In ihrer Musik erscheinen immer wieder mythologische Gestalten wie Iris, die Göttin des Übergangs, jedoch nicht als stilistische Gimmicks, sondern als natürliche Bestandteile eines vielschichtigen Erzählraums.
Auch im Filmkontext denkt Laura ihre Kunst weiter. Erste Erfahrungen sammelte sie bei einer deutsch-britischen Horror-Comedy-Webserie, für die sie den Gesang entwickelte. Später übernahm sie bei einem experimentellen Kurzfilm aus dem Umfeld der Filmuniversität Babelsberg erstmals vollständig die musikalische Gestaltung – von der Komposition bis zum Sounddesign. Eine Erfahrung, die ihr Klangverständnis nachhaltig geprägt hat.
Ein weiterer prägender Moment war die Zusammenarbeit mit Boris Brejcha für den Track „Gravity“. Es war das erste Mal, dass jemand an ihre musikalischen Ideen glaubte. Laura steuerte ihre Stimme und ihre Poesie bei und machte damit ihre ersten Schritte in einem professionellen Musikumfeld.
Sichtbarkeit als Selbstermächtigung
Für Laura Korinth bedeutet künstlerische Unabhängigkeit, Musik nicht nur selbst zu produzieren, sondern auch bewusst zu dokumentieren. Ihre Arbeiten sind heute in Institutionen wie der Deutschen Nationalbibliothek, dem Archiv der Jugendkulturen oder dem Feministischen Archiv Berlin zu finden. Für sie ist Archivierung jedoch kein nostalgischer Rückblick, sondern ein politischer Akt. „Was archiviert ist, kann nicht gelöscht werden“, sagt sie und macht damit deutlich, dass Sichtbarkeit und Selbstbehauptung für sie zusammengehören. Ihre Kunst ist somit auch eine Form der Kontrolle über die eigene Geschichte.
Diese Konsequenz durchzieht ihr gesamtes Schaffen. Laura Korinth denkt in langfristigen Prozessen statt in Momentaufnahmen. Sie sucht keine Bühne für ein Image, sondern Ausdruck für eine Haltung.
„Ich habe nie in klassische Systeme hineingepasst. Also habe ich mein eigenes Interface erschaffen.“ Dieser Satz beschreibt sowohl ihren Weg als auch ihr künstlerisches Selbstverständnis. Laura Korinth steht für ein Denken in Prozessen, nicht in Produkten. Ihre Kunst entsteht nicht aus Trendlogiken, sondern aus Erfahrung, Haltung und einem klaren ästhetischen Konzept.
Auch die Clubkultur spielt für sie weiterhin eine Rolle. „Ich gehe immer noch regelmäßig feiern. Diese Räume, diese echten Momente – sie inspirieren mich. Und sie fließen in meine Kunst ein.“
Laura Korinth ist keine Inszenierung, sondern eine konsequente Stimme in einer lauten Gegenwart. Ihre Musik ist Bewegung, Erinnerung und Konstruktion. Der Soundtrack für all jene, die zwischen den Welten leben.
Fotograf: Dean Thonn (@deanthonn)
Make-Up & Hair: Franca Frankenstein (@francafrankenstein)
Designer: dan0m00n

Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de