Kommentar: „L’amour toujours“ zu verbieten ist ein falsches Signal!

Kommentar: „L’amour toujours“ zu verbieten ist ein falsches Signal!

Irgendwelche Idioten nutzen den Song „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino für rechte Parolen und verfälschen den Text – und die Konsequenz ist, dass der Song nun auf Veranstaltungen – wie auf dem Oktoberfest dieses Jahr – verboten wird. Das ist ein falsches Signal. Ein Kommentar von Katrin Fuhrmann.

Warum das Verbot eines Songs die falsche Antwort ist

Inzwischen kennt das Video aus einer Sylter Nobelbar, das vergangene Woche das Internet stürmte, sicher jeder: Mehrere junge Menschen singen auf einer kommerziellen Pfingstfeier zu dem eben genannten Partyhit die Zeilen „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. 

Die Aktion löste bundesweit Empörung aus. Gleichzeitig entstand eine Debatte über die Verbreitung von rechtsextremistischen Einstellungen. Beides zu Recht. 

Was auch passiert ist: Seitdem jenes Video veröffentlicht wurde, wird das Original aus 1999 mit gesummt. Nicht ohne Grund war der Song ein Mega-Hit – er bleibt einfach im Ohr.

Das nehmen Menschen mit Einfluss jetzt zum Anlass, Maßnahmen zu ergreifen, wie es so schön heißt. Das Lied wird auf einigen Events, in Clubs etc. verboten – unter anderem auf dem diesjährigen Oktoberfest.

Das ist nicht nur falsch, sondern hiermit wird auch ganz klar impliziert: Wir haben keine anderen Lösungen. Wir müssen jetzt schnell irgendwas tun, damit wir zeigen: „Nicht mit uns!“. Über die Konsequenzen und die Tragweite solcher Entscheidungen hat vermutlich keiner, der sie getroffen hat, so wirklich nachgedacht. Nur so erkläre ich mir dieses Dilemma.

Das Lied zu verbieten, ist einfach. Das Problem stattdessen im Kern ganz massiv und mit vernünftigen Maßnahmen anzugehen, ist aufwendig. Da liegt es auf der Hand, wieder einmal den einfachen Weg zu gehen. 

Ist den Entscheidern eigentlich klar, dass diese Idioten damit gewinnen? Wollen wir künftig alle Lieder verbieten, die Rechte hören, spielen, singen? Wir geben diesen Menschen damit so viele Freiheiten, so viel Spielraum – und auch wenn das keiner hören will: Damit wird die Sache weder besser noch zeigt man wirklich Kante. Rechtes Gedankengut ändert sich nicht einfach so. Und das Sprichwort „aus den Augen, aus dem Sinn“ greift hier auch nicht.

Viel schlimmer ist allerdings, dass es scheinbar so einen Rechtsruck in der Gesellschaft gibt, dass man uns nicht mehr zutrauen kann, ein Lied zu hören, ohne Nazi-Parolen zu grölen. Wie bitte? Ja, genau das wird doch mit solchen Entscheidungen assoziiert. Einfach das Lied verbieten und dann gibts keine Rechten mehr. Was ein Schwachsinn, ehrlich. 

Gigi D’Agostinos Song ist ein Hit. Er hat es verdient, gehört und gespielt zu werden. Vielleicht mehr denn je. Es ist die Verantwortung unserer Regierung sich Gedanken zu machen, vernünftige Maßnahmen zu ergreifen und Entscheidungen zu treffen – und zwar die Richtigen, mit Konsequenzen.

Übrigens: Der Song handelt von der Liebe …

Fotocredit: Ralf Kronenberger

Hinweis

Bei einem Kommentar handelt es sich um die Meinung des Autors. Diese muss nicht zwingend die Meinung der Redaktion des DJ Mag Germany wiedergeben.


Katrin Fuhrmann

Katrin Fuhrmann