Ein 15 Jahre alter Dance-Track wird durch ein TikTok-Meme plötzlich wieder global relevant. Katos „Turn The Lights Off” feiert dank einer viralen Jon-Hamm-Clubszene ein internationales Chart-Comeback – von Spotify bis Dance-Charts.
Ein Jon-Hamm-Meme erobert die internationalen Charts
„Turn The Lights Off“ ist ein typischer Dance-Track aus dem Jahr 2010: euphorische Synths, klarer Club-Fokus, große Hook. Der Song wurde 2010 vom dänischen DJ Kato gemeinsam mit dem Sänger Jon Nørgaard veröffentlicht. Jahre später galt er als abgeschlossenes Kapitel – bis TikTok eingriff.
Auslöser des Revivals ist ein Meme rund um den Schauspieler Jon Hamm. In einer Szene der Apple-TV-Serie „Your Friends & Neighbors“ tanzt Hamm mit geschlossenen Augen in einem Club, völlig losgelöst von seiner Umgebung. TikTok-Nutzer kombinierten den Clip mit alltäglichen Mini-Erfolgen oder nostalgischen Rückblicken. Der Ablauf ist simpel, die Wirkung enorm: Text – Cut – Hamm im Club, der „Turn The Lights Off“-Refrain setzt ein.
Der Track schoss daraufhin an die Spitze der Spotify Viral 50, verzeichnet aktuell hunderttausende Streams pro Tag und hat mittlerweile die Marke von 44 Millionen Gesamtstreams überschritten. Anfang Dezember waren es noch rund 30 Millionen Streams.
Anders als bei vielen kurzlebigen Meme-Sounds schlägt sich der Hype auch in den klassischen Charts nieder – und das gleich in mehreren Ländern. Vor wenigen Tagen stieg „Turn The Lights Off” erstmals in die offiziellen deutschen Dance-Charts ein und erreichte Platz 11.
Doch Deutschland bleibt nicht allein. Der Track platziert sich parallel in mehreren nationalen und genrespezifischen Charts:
- Kanada: Platz 74 (Billboard Canadian Hot 100)
- UK: Platz 8 (UK Dance), Platz 23 (UK Indie), Platz 4 (UK Singles Sales)
- USA: Platz 4 (Billboard Hot Dance/Electronic Songs), Platz 19 (Bubbling Under Hot 100)
- Polen: Platz 59 (Polish Streaming Top 100)
- Russland: Platz 64 (TopHit Streaming)
Meme-Kultur als Karriere-Reset
Der Fall Kato zeigt einmal mehr, wie radikal sich die Lebenszyklen elektronischer Musik verändert haben. TikTok fungiert nicht mehr nur als Trendplattform, sondern auch als Reaktivierungsmaschine für Clubtracks. Diese werden funktional neu aufgeladen. Losgelöst von ihrem Release-Jahr oder ursprünglichen Kontext.
„Turn The Lights Off“ trifft dabei gleich mehrere Ebenen: Nostalgie für Millennials, ironische Distanz für jüngere Nutzer und algorithmische Verstärkung für alle anderen. Kato selbst reagierte auf Social Media überrascht und dankbar und sprach von einer „surrealen“ Entwicklung.
Unromantisch, aber eindeutig: TikTok entscheidet heute mit darüber, welche Dance-Tracks eine zweite Karriere bekommen. Und manchmal reicht dafür ein geschlossener Blick, ein Clublicht und ein Song aus dem Jahr 2010.
Fotocredit: Morten Rygaard
Franz Beschoner
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