Politischer Druck zu groß: EXIT Festival verkündet letztes Kapitel in Serbien

Politischer Druck zu groß: EXIT Festival verkündet letztes Kapitel in Serbien

Nach 25 Jahren Musik, Widerstand und kulturellem Brückenbau zieht sich das EXIT Festival aus seiner Heimat zurück. Grund dafür ist massiver staatlicher Druck, der nach öffentlicher Solidarität mit studentischen Protesten entstanden ist. Das Jubiläum im Juli 2025 soll ein emotionaler Abschied werden.

Schluss nach 25 Jahren EXIT Festival in Serbien

Was im Jahr 2000 als studentische Bewegung für Frieden und Freiheit begann, wird im Jahr 2025 sein letztes Kapitel in Serbien schreiben. Nach seiner 25. Ausgabe verlässt das EXIT Festival die Festung Petrovaradin in Novi Sad. Grund dafür ist der politische Druck, dem das Festival ausgesetzt war, nachdem es sich im Zuge des tragischen Bahnhofsunglücks von Novi Sad öffentlich mit den studentischen Anti-Korruptionsprotesten solidarisiert hatte.

Laut offizieller Mitteilung wurde dem Festival seither jegliche staatliche Förderung und Kulturmittel entzogen. Sponsoren seien zum Rückzug gedrängt worden und der Ton gegenüber dem Festival sei zunehmend feindlicher geworden. EXIT-Gründer Dušan Kovačević erklärt:

„Seit wir uns öffentlich hinter die Studierenden Serbiens in ihrem Kampf für eine freiere und gerechtere Gesellschaft gestellt haben, sind wir einem immensen finanziellen und politischen Druck ausgesetzt, der darauf abzielt, uns unserer Grundrechte auf Meinungs- und Ausdrucksfreiheit zu berauben. Obwohl wir auf allen Regierungsebenen vollständig von öffentlichen Mitteln abgeschnitten sind und einige Sponsoren unter staatlichem Druck zum Rückzug gezwungen wurden, lassen wir uns nicht zum Schweigen bringen.

Infolgedessen wird die diesjährige Jubiläumsausgabe die letzte sein, die in einem Serbien stattfindet, in dem die Meinungsfreiheit systematisch unterdrückt wird.

Dies ist die schwerste Entscheidung in unserer 25-jährigen Geschichte, aber wir glauben, dass Freiheit keinen Preis hat. Mit dieser Maßnahme verteidigen wir nicht nur EXIT, sondern das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung für alle Kulturschaffenden weltweit.“

Mehr als Musik: EXIT als kulturelle Bewegung mit Haltung

Das EXIT Festival gilt seit Jahren als eines der bedeutendsten Festivals Europas – nicht nur wegen seines beeindruckenden Line-ups, sondern auch wegen seines gesellschaftlichen Anspruchs (mehr dazu findet ihr hier in unserem Artikel). Das Festival vereint mehr als 1.000 Acts auf rund 40 Bühnen. Zu den großen Namen, die dieses Jahr auftreten, gehören Amelie Lens, Tiësto, Eric Prydz und viele mehr. Gleichzeitig engagiert sich EXIT für Themen wie Nachhaltigkeit, psychische Gesundheit und soziale Gerechtigkeit.

In den vergangenen Jahren wurde das Festival mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als „Best Major Festival“ bei den European Festival Awards sowie als „Champion of Regional Cooperation“ durch den Regional Cooperation Council. EXIT steht seit jeher für kulturelle Verbindung, Toleranz und den Glauben daran, dass Musik gesellschaftlichen Wandel anstoßen kann.

Trotz aller Widrigkeiten will das Team das 25-jährige Jubiläum nutzen, um ein letztes starkes Zeichen zu setzen – Seite an Seite mit den Studierenden, der Community und allen, die an eine offene Gesellschaft glauben.

Fotocredit: EXIT Photo Team


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de