Das belgische Festival Tomorrowland muss rund 451.000 € an die flämischen Behörden zurückzahlen. Grund dafür ist die Verwendung von Einwegbechern, obwohl dies seit 2023 verboten ist. Die zusätzlich verhängte Geldstrafe bleibt bestehen – und der Fall sendet ein klares Signal an die Festivalbranche.
Tomorrowland ignorierte Einwegbecher-Verbot trotz abgelehnter Ausnahme
Der Fall reicht zurück ins Festivaljahr 2024: Trotz des seit Juni 2023 in Flandern geltenden Verbots von Einwegbechern setzte Tomorrowland weiterhin auf vorhandene Lagerbestände aus Wegwerfmaterial. Eine beantragte Ausnahmegenehmigung war zuvor vom zuständigen Ministerium ausdrücklich abgelehnt worden.
Die Festivalorganisation begründete die Verwendung von Einwegbechern damit, dass zunächst vorhandene Bestände aufgebraucht werden sollten. Zudem verwies Tomorrowland auf praktische Schwierigkeiten bei der Verwendung von Mehrwegsystemen und stellte den ökologischen Nutzen eines Verbots infrage. Auch die ursprünglich angesetzte Vorteilabschöpfung in Höhe von 700.000 € bezeichnete der Veranstalter als unverhältnismäßig.
Diese Argumentation überzeugte die Behörden jedoch nicht. Wie Het Laatste Nieuws berichtet, stellte das Handhavingscollege, eine unabhängige flämische Verwaltungsinstanz für Umwelt- und Verwaltungsverstöße, klar, dass Tomorrowland das Verbot bewusst ignoriert habe. Besonders schwer wog dabei, dass eine Ausnahmegenehmigung zuvor offiziell verweigert worden war, ohne dass der Veranstalter anschließend den Rechtsweg beschritt.

Rückzahlung statt pauschaler Sanktion
Während die Geldstrafe von 27.500 € bestätigt wurde, korrigierte das Handhavingscollege die Berechnung der sogenannten Vorteilabschöpfung. Das Ziel dieser Maßnahme besteht nicht darin, zusätzlich zu bestrafen, sondern den wirtschaftlichen Vorteil auszugleichen, der durch das Umgehen von Umweltauflagen entstanden ist.
Statt der zunächst geschätzten 700.000 € muss Tomorrowland nun rund 451.000 € zurückzahlen. Grundlage hierfür sind ausschließlich die Kosten, die durch den Verzicht auf Mehrwegbecher eingespart wurden. Eine darüber hinausgehende Abschöpfung lehnte das Gericht ab.
Klare Linie für künftige Festivals
Seit Juni 2023 gilt in Flandern ein striktes Verbot von Einwegbechern bei Veranstaltungen. Organisatoren sind verpflichtet, wiederverwendbare Bechersysteme einzusetzen und mindestens 90 Prozent der Becher wiederzuverwenden. Ausnahmen sind die Ausnahme – und zunehmend politisch unerwünscht.
Die Organisatoren von Tomorrowland haben inzwischen bestätigt, dass sie künftig vollständig auf Mehrwegbecher umstellen werden. Der Fall dürfte dennoch über das einzelne Festival hinaus Wirkung zeigen. Das Urteil macht auch deutlich, dass Umweltauflagen im europäischen Festivalbetrieb keine freiwilligen Nachhaltigkeitslabel mehr sind, sondern verbindliche Vorgaben. Auch international renommierte Großevents stehen dabei nicht über dem Gesetz.
Für die Branche bedeutet das: Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem festen Kosten- und Planungsfaktor. Wer auf Ausnahmen spekuliert oder Regularien ignoriert, riskiert nicht nur Imageschäden, sondern auch empfindliche finanzielle Konsequenzen.
Fotocredit: Tomorrowland

Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de




