Boris Brejcha im Interview: „Früher war ich wie ein Kind im Sandkasten“

Boris Brejcha im Interview: „Früher war ich wie ein Kind im Sandkasten“

Boris Brejcha ist ein Urgestein der Techno-Szene und hat mit Tracks wie „Purple Noise“ oder „House Music“ Generationen geprägt und zum Ausflippen gebracht. Was er über den Wandel des Techno-Genres denkt und warum er immer noch an High Tech Minimal glaubt, erzählt er im Interview mit Autorin Marie Kaltenegger.

Hi Boris, geht’s dir gut? Alles klar so weit?

Boris Brejcha: Alles super, danke. Bin gut ausgeschlafen und happy.

Ich höre deine Musik schon sehr lange, mein Bruder hat mir deine Tracks damals gezeigt. Wie fühlt sich das an, immer noch unter den ganz Großen mitzuspielen und Generationen zu prägen?

Boris Brejcha: In erster Linie ist es einfach cool. Ich hab’s geschafft, die Musik zu machen, die immer noch gehört wird. Daher geht auch ein großes Dankeschön an meine Fans, die zu meinen Shows kommen und meine Musik unterstützen. Nichtsdestotrotz ist das Musikbusiness ein Schweres geworden. Täglich erscheinen neue Künstler auf der Bildfläche, die erfolgreich sind und daher bin ich umso glücklicher, dass ich immer noch da bin.

Du hast ein tiefes Verständnis von der Techno-Szene und bist schon lange dabei, wie hat sich die Szene verändert? Irgendwie klingt alles immer härter, oder?

Boris Brejcha: Meine Musik ist alles andere als hart. Ich denke, dass es wichtig ist, die Musikrichtung zu produzieren, an die man glaubt und an dieser auch dranzubleiben. Wir haben gerade einen totalen Hype um Techno und es wird alles schneller. Aber irgendwann geht auch dieser Peak vorbei und dann möchten die Menschen wieder andere Musik hören. Daher bleibe ich mir treu und mache so weiter wie immer.

Du scheinst recht positiv gestimmt: Denkst, du, dass dein Genre „High Tech Minimal“ in Zukunft überleben wird?

Boris Brejcha: Ich weiß es nicht zu 100 %, aber bei meinem Label bewerben sich junge, angehende Produzenten, die sehr wohl in die High Tech Minimal Richtung produzieren. Ich bin glücklich über diese Entwicklung und bin überzeugt, dass sich noch einiges in diese Richtung bewegt.

Apropos Musik: Du hast gerade dein neues Album „Level One“ veröffentlicht. Kannst du uns einen Einblick in deinen kreativen Prozess geben?

Boris Brejcha: Eigentlich gibt es da nicht „den einen Prozess“. Ich versuche konsequent zu bleiben und bin jede Woche im Studio. Irgendwann hat man eine Palette an Tracks beisammen und versucht daraus einen roten Faden zu kreieren.

Hast du einen Track aus dem Album, den du besonders gerne hast? Mir gefällt ja als Wienerin „Vienna“ besonders gut?

Boris Brejcha: Ja, tatsächlich mag ich „Vienna“ auch sehr gerne. Aber „Level One“ ist der Track, der mir am besten gefällt. Den Song hab’ ich vergangenes Jahr schon ein paar Mal als Intro bei meinen Gigs gespielt.

Du hast auch einen Track mit deiner Freundin auf dem Album.

Boris Brejcha: Ich finde es cool mit meiner Freundin zu produzieren. Manchmal sind wir gemeinsam im Studio, nehmen etwas auf, dann landet es in der Schublade. Wenn mir eine Idee zu einem Track kommt, verwende ich die Vocals wieder und so entstehen unsere Werke.

Wer ist dein größter Kritiker?

Boris Brejcha: Mein Manager. Aber ist ja auch logisch. Schließlich soll der Manager auch darauf achten, dass es mit der Musik vorangeht. Letztendlich zieh’ ich aber mein Ding durch und wenn mir der Track gefällt, dann ist er auch gut so.

Gab es einen Moment in deiner Karriere, den du gerne noch mal durchleben würdest?

Boris Brejcha: Jeder Auftritt ist anders und ich bin immer noch nervös davor.

Du bist nervös? Nach so vielen Gigs?

Boris Brejcha: Ja, immer noch. Das gehört einfach dazu. Aber, wenn ich noch mal was erleben könnte: Ich würde gerne zu den Anfangszeiten zurück. Früher war alles so unbeschwert. Jetzt achte ich auf alle Details und versuche alles perfekt zu machen. Früher war ich wie „ein Kind im Sandkasten“ und habe gemacht, worauf ich Bock hatte. Ich versuche mir diese Freiheit wieder etwas zurückzuholen, damit der Spaß an der Sache bleibt.

Danke dir für das Interview!

Fotocredit: Photo by Florian Schmitt


Marie Kaltenegger

Marie Kaltenegger