Twitch verbietet weder DJ-Sets noch Musik in Livestreams!

Twitch verbietet weder DJ-Sets noch Musik in Livestreams!

Seit Anfang der Woche wird viel über die Streaming-Plattform Twitch diskutiert. Es ist die Rede von permanenten Ausschlüssen, sollte man DJ-Sets streamen und wer Musik streame, für den sei die Plattform nun Geschichte. Das ist Quatsch! Das Ganze war aber schon immer eine Grauzone und wir erklären euch warum.

Twitch geht gegen Copyright-Verletzungen vor

Am Sonntag, dem 7. Juni gab es erste Meldungen zu Copyright-Verletzungen auf Twitch. Zwei Streamer veröffentlichten auf ihren Twitter-Accounts E-Mails, in denen die Streaming-Plattform auf Copyright-Verstöße hinweist. Dabei ging es unter anderem um die Songs „Cake By The Ocean“ von DNCE und „7 Rings“ von Ariana Grande. Die Beschwerde kam – zumindest in einem Fall – von der Recording Industry Association of America (RIAA), einer Interessengemeinschaft, die Unternehmen aus der Musikindustrie in den Vereinigten Staaten repräsentiert.

Warum das Ganze erst jetzt passiert ist, kann man nicht sagen. Vielleicht ist es der Musikindustrie vorher nie aufgefallen und sie sahen Twitch immer nur als eine reine Gaming-Plattform. Sicher ist aber: Das Spielen von Musik, an der man nicht die Rechte besitzt, ist schon immer verboten.

„Wir erwarten, dass Inhaltsersteller nur Inhalte teilen, für die sie über die erforderlichen Rechte verfügen. Es stellt einen Verstoß gegen unsere Richtlinien dar, Inhalte zu streamen oder hochzuladen, die urheberrechtlich geschützte Musik enthalten, es sei denn, du verfügst über die entsprechenden Rechte oder bist autorisiert, solche Musik auf Twitch zu teilen.“

Wer gegen diese Richtlinien verstößt, hat mit Konsequenzen zu rechnen. Laut der Streamerin fuslie, die am Wochenende zwei Verstöße kassiert hat, werde nach dem dritten Verstoß ihr Account gesperrt. Eine ähnliche Vorgehensweise gibt es zum Beispiel auch bei YouTube. Nach drei Verwarnungen innerhalb von 90 Tagen wird ein Kanal endgültig entfernt. Es stimmt also nicht, dass man nun bei einem weiteren Verstoß permanent von der Plattform gebannt werde, wie manche Blogs berichteten. Außerdem gibt es Meldungen von anderen Usern, die ebenfalls verwarnt wurden und schon mehr als 3 Verwarnungen bekommen haben.

I’ve had 4 copyright strikes in 48 hours! My account is fine. I honestly didn’t even get any time between the last 3 to delete anything even if I wanted to. They all reset back to 1 warning for me. I reached out to my partner manager and he said we should be okay!!

Es scheint also im Moment so, als wüsste Twitch selbst noch nicht genau, wie man damit nun umgehen soll. Auch in den Richtlinien gibt es dazu – Stand heute – nichts zu lesen. Es heißt nur, wiederholte Verstöße gegen das Urheberrecht haben eine unbefristete Sperrung des Kontos zur Folge. Siehe auch „Infos zu Konten-Vollstreckung und Chat-Sperren“.

Was ist denn jetzt auf Twitch erlaubt?

Viele fragen sich wahrscheinlich, was überhaupt auf Twitch erlaubt ist. Auch hier berichteten einige Seiten, Twitch verbiete DJ-Sets und Musik in Livestreams. Das ist selbstverständlich völliger Quatsch! Solange man die Rechte an der Musik hat, darf man diese auch in Streams benutzen. Zum Beispiel seine eigene Musik. Oder Musik, die man frei verwenden darf. Einige Labels bieten ihre Musik nämlich zu freien Verfügung an.

Nicht erlaubt hingegen sind Streams, in denen Musik läuft, die einem nicht gehört und für die man keine Lizenz zum Teilen auf Twitch hat. Dazu sollte man aber nochmal sagen: Das war schon immer so und die Regel gibt es nicht erst seit dem Wochenende oder seit der Corona-Pandemie. Was man da die vergangenen Stunden lesen durfte, geht wirklich auf keine Kuhhaut.
 

Twitch Logo
Das Logo von Twitch

Das Musik-Streamen auf Twitch ist zurzeit noch eine Grauzone. Theoretisch war es schon vor der Corona-Krise nicht erlaubt (wenn man die entsprechenden Rechte nicht besitzt), es wurde aber nie kontrolliert. Aktuell kann man wohl weiterhin live seine Sets mit fremder Musik streamen und ohne Verwarnung davonkommen, weil die Plattform kein sogenanntes Content-ID-System laufen hat, wie zum Beispiel YouTube oder Facebook. Dort werden Livestreams runtergenommen, sobald das System geschützte Musik erkennt. Aber: Es ist trotzdem nicht legal, nur weil es nicht richtig kontrolliert wird.

Alle bisher bekannten Verstöße sind wegen sogenannter Clips bzw. VoDs (= Video On Demand, sprich ein Archiv von Inhalten, die zuvor live auf Twitch gestreamt wurden) entstanden. Mit Clips können Zuschauer zum Beispiel die besten und lustigsten Momente eines Streamers festhalten. Diese sind dann im Profil des Streamers jederzeit abrufbar. Das heißt, solltet ihr Clips bei euch gespeichert haben, die urheberrechtlich geschützte Musik enthalten, sollten die auf jeden Fall runtergenommen werden, um im Nachhinein keine Verwarnungen zu kassieren.

Wie es in Zukunft bei Twitch laufen wird oder ob Livestreams vielleicht doch automatisch auf solche Verstöße kontrolliert werden, ist Stand heute nicht bekannt. Es bleibt nur noch einmal zu sagen: Laut den Richtlinien dürft ihr nur die Musik in euren Streams verwenden, wofür ihr auch die Rechte habt.

Fotocredits: Twitch, Unsplash

Schon gewusst?

Laut der Seite twitchtracker stieg die Zahl der aktiven Streamer im März von 3,7 auf über 5 Millionen. Im April waren es sogar rund 7,2 Millionen und im Mai 7,4 Millionen aktive Streamer auf Twitch. League Of Legends, Fortnite, GTA V, Call of Duty: Modern Warfare und Valorant sind übrigens im Moment die beliebtesten Spiele auf der Streaming-Plattform.


Franz Liesenhoff

Franz Liesenhoff

Head of Editorial