„Twisted Silky“: Das neue Album von Baby Doc zwischen Dystopie, Disco und Rave

„Twisted Silky“: Das neue Album von Baby Doc zwischen Dystopie, Disco und Rave

Nach langer Pause von dem stressigen Tourleben ist der Künstler Baby Doc nach Großbritannien zurückgekehrt, um an einem neuen Album zu arbeiten. Ganz nach dem Motto „back to the roots“, erweckt „Twisted Silky“ so manch eine Erinnerung an den Rave der 90er-Jahre – discoide Sounds, klare Drumpattern und 303 Basslines!

Baby Doc – Twisted Silky: Es wird Old School

Die elektronische Musikszene geht seit Jahrzehnten durch Zyklen verschiedener Subgenres. So wie Slap House und Hard Techno diesen Sommer angesagt waren, handelte es sich in den 90ern um den klassischen 4 to the floor-House mit Einflüssen aus Trance, Disco, Progressive und Techno, bekannt durch z. B. Sasha & John Digweed. Ein Künstler aus dieser Generation an Dance-Pionieeren versucht genau diesen ravigen Vibe in seinem neuen Album erneut aufleben zu lassen.

Vergangenen Montag, den 3. Oktober, veröffentlichte Quinn Franken unter dem Artistnamen Baby Doc auf dem deutschen House / Techno Label BluFin seine 11-Track LP „Twisted Silky“. Zu der Kategorie „DJs“ möchte Baby Doc jedoch nicht zugeordnet werden. Viel mehr sieht er sich als Live-Act und Produzent, was sich auch in seiner neuen Platte widerspiegelt. Denn es handelt sich hier um keine durch konzipierten Radiotracks, sondern um fühlbar analoge Nummern, welche sich stetig im eigenen Verlauf entwickeln.

Zwischen Dystopie, Disco und Rave

„Twisted Silky“ beginnt mit einem Vocal-Intro, dessen dystopischer Vibe immer wieder im Laufe der gesamten Tracklist auftaucht. Im Runner-Up-Track, mit prägnantem Breakbeat, geht der Vibe direkt durch die atmosphärischen Pads einher. Auch der Track „Bammy“ weist durch düstere Multi Saw Leads in Verbindung mit einer Acid Bassline und orientalischen Vocals erneuten dystopischen Flare auf.

Neben den eher düsteren Motiven bietet Baby Doc dem Hörer auch andere Facetten an. Beispielsweise sticht „London“ durch sein angezogenes Tempo und Disco-Motiv, hervor. Gleiches gilt für die Drum-lastige Nummer „Can You Dig It“, welche durch ein typisches Vocal-Sample und prägnante House Stabs an den guten alten Rave der 90er-Jahre erinnert.

Das Herzstück des Albums „Tempelhof“ scheint unter anderem auf Beatport bereits gut anzukommen. So erklimmt der stolze 13 Minuten lange Track die Top 5 so einiger Techno Charts.

Analoge Soundpower

Immer wieder bekommt man Baby Docs Faible für analoge Instrumente beim Hören von „Twisted Silky“ zu spüren – sei es sowohl bei den klassischen 909 Hats in „London“ als auch auf verspielte Art durch phasende Hihats in „This Is Hellfire“. Genau diese Vorliebe geht sogar so weit, dass er sich die Motive der Roland 808 Drummaschine und des 303 Synthesizer auf seinen Unterarm hat stechen lassen. 

Wer seine Vorliebe für Old School Rave Sound wieder aufleben lassen oder zum ersten Mal auf Schnupperkurs mit besagtem Stil aus den späten 90ern gehen möchte, sollte am besten direkt in „Twisted Silky“ reinhören.

Fotocredits: Baby Doc (via Facebook)

Remix-Katalog

Der Register an Songs erstreckt sich jedoch nicht nur auf eigene Songs, sondern auch auf ein paar Remixe und die sind hochkarätig. So gehören unter anderem die Pet Shop Boys und Iggy Pop zu den Künstlern, wofür Baby Doc einen offiziellen Remix beisteuern durfte.


Jennifer Lindner

Jennifer Lindner