Sziget Festival in der Schwebe: Budapests Kultfestival kämpft ums Überleben

Sziget Festival in der Schwebe: Budapests Kultfestival kämpft ums Überleben

Das Sziget Festival wankt. Nach dem Ausstieg des US-Investors KKR steht das Kult-Event in Budapest kurz vor dem Kollaps. Mitgründer Károly Gerendai kämpft um die Zukunft des Festivals, das seit drei Jahrzehnten die Musikszene Europas geprägt hat.

US-Investor zieht sich zurück – Zukunft des legendären Events ungewiss

Das legendäre Sziget Festival steht vor einer ungewissen Zukunft. Wie Mitgründer Károly Gerendai dem ungarischen Magazin HVG360 gegenüber erklärte, droht die Ausgabe von 2026 zu platzen, da der amerikanische Investor KKR sich zurückziehen will. Ohne neue Geldgeber könnte eines der größten und einflussreichsten Festivals Europas schon bald Geschichte sein.

Seit mehr als 30 Jahren zieht das Sziget auf der Donauinsel Óbuda Hunderttausende Besucher aus aller Welt an. Das Line-up reicht von Pop bis Techno, von Rock bis Rave. Für 2025 waren unter anderem Chappell Roan, Kid Cudi, Nelly Furtado, Alessi Rose, Portugal. The Man, Papa Roach, Post Malone, Armin van Buuren, Vini Vici, Maddix, Chris Liebing, The Blessed Madonna, Anyma, Kölsch, Miss Monique, Korolova und Shimza angekündigt.

Doch hinter den Kulissen sieht es düster aus. Laut Gerendai kämpft das Festival seit Jahren mit massiven finanziellen Verlusten – allein 2025 soll das Minus rund zwei Milliarden Forint (etwa fünf Millionen Euro) betragen haben. Grund dafür seien die wirtschaftlich unsichere Lage in Ungarn und die veränderten Konsumgewohnheiten des Publikums.

„Wenn der Ticketverkauf nicht in den nächsten Tagen startet, wird die Durchführung unmöglich“, so Gerendai.

Aktuell laufen eigenen Angaben zufolge Verhandlungen über eine mögliche Rückkehr unter seiner Leitung, doch die Zeit drängt. Damit droht Budapest nicht nur das wichtigste internationale Kulturereignis zu verlieren, sondern auch einen zentralen Motor für Tourismus und Clubkultur.

Offenheit, Vielfalt und europäische Musikkultur

Das Sziget Festival begann 1993 als studentisches Jugendprojekt und entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Symbol für Offenheit, Vielfalt und europäische Musikkultur. Sollte die Ausgabe 2026 tatsächlich ausfallen, wäre dies erst die dritte Absage in der Geschichte des Festivals – nach den pandemiebedingten Pausen 2020 und 2021.

Ein Aus für das Sziget Festival wäre auch weit mehr als nur das Ende eines Festivals. Es wäre ein Symbol dafür, wie fragil selbst die größten Kulturmarken Europas inzwischen sind – angesichts steigender Kosten, wirtschaftlicher Unsicherheit und veränderter Hörgewohnheiten einer neuen Generation. Während Events wie Tomorrowland längst als globale Marken agieren, geraten regionale Aushängeschilder zunehmend unter Druck: So steht etwa das EXIT Festival in Serbien nach der Jubiläumsausgabe 2025 vor einem Neuanfang. Aufgrund politischer Spannungen und wachsenden Drucks verlässt das Team nach 25 Jahren seine Heimat in Novi Sad – das Ende einer Ära.

Fotocredit: Vencel Miko / Rockstar Photographers


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de