Steve Aoki will, dass männliche DJs “Platz schaffen” für weibliche Künstler

Steve Aoki will, dass männliche DJs “Platz schaffen” für weibliche Künstler

Steve Aoki hat in einem Interview mit dem Nachrichtendienst “Chanel 4 News” seine männlichen DJ-Kollegen dazu aufgefordert, “beiseitezutreten, um Platz für weibliche DJs und Produzentinnen in der EDM-Szene- und vor allem auf Festivals zu machen.”

Kaum Frauen in der EDM-Szene

In dem Interview erklärte die amerikanische EDM-Sensation unter anderem auch, dass es immer darum gehen sollte, die besten Acts der Szene für ein Festival zu buchen. Und da seien nun mal auch viele Frauen dabei. Männer sollten für die Frauen Unterstützer und Verbündeter sein, sagte er. Gerade männliche Veranstalter sollten sich nicht scheuen, auch gute Djanes zu buchen. Und Aoki geht sogar noch einen Schritt weiter: Er verlangt von seinen männlichen Kollegen, dass sie gemeinsam mit den Djanes auflegen.

Das Video zum Interview wurde bereits mehr als 200.000 Mal angeschaut und 2.000 Mal geteilt. Menschen aus der ganzen Welt diskutieren über Aokis Äußerung. Viele können seine Position nachvollziehen, eine überwiegende Mehrheit allerdings nicht.

Facebookmeinung Screenshot

Statement auf Facebook

Statement auf Facebook

Dim Mak, das Label von Aoki, ist nur mal nebenbei bemerkt, auch nicht dafür bekannt, weibliche Talente zu entdecken und zu unterstützen. Das Label hat zwar die Karrieren von Iggy Azalea und Lil Boots gefördert, das wars dann aber auch schon. Ansonsten sind es nur männliche DJs, die Aokis Label supportet.

Und ob Aoki seine Auftritte auf den Mainstages der großen Festivals dieser Welt in Zukunft absagt, um einer Frau den Vortritt zu lassen? Wohl kaum.

Nur fünf Frauen im Ranking der Top 100

Schaut man sich nur mal die DJMag-Top 100 DJ-Liste an, bestätigt sich der Eindruck, dass Frauen in der Szene für die meisten offenbar keine allzu große Rolle spielen.

Unter den Top 10 ist keine einzige Frau zu finden. Auf Platz 42 – und damit die beiden ersten Frauen im Ranking – sind Nervo. Die beiden australischen Schwestern Mim und Liv haben 2017 zu ihrem Jahr gemacht. Neben Shows auf der ganze Welt, gab es auch eine Menge Releases bei Plattenlabel-Giganten wie Ultra, Spinnin ‘, Big Beat, Cr2 und Armada Music.

Nervo beim Auftritt

Auf Platz 58 landete bei dem Voting Miss K8. Die in der Ukraine geborene Kateryna Kremko ist die Queen des Hardcores und ein Beispiel dafür, dass Frauen durchaus das Potenzial haben in einer Szene voll von Männern unterschiedlichen Alters, Styles und Genres, mitzuschwimmen. Auf Platz 84 ist Mariana Bo zu finden, gefolgt von Alison Wonderland auf Platz 89. Und das war es dann auch schon mit den Frauen.

Werden DJanes nur auf ihr Äußeres reduziert?

In einer emanzipierten Welt ist das durchaus ein erschreckendes Signal und überhaupt nicht zeitgemäß, geschweige denn verständlich. Was ist mit Djanes wie Krewella, Musikproduzentin und Techno-DJane Klaudia Gawlas oder etwa Anna Reusch? Man kann nicht behaupten, dass die Frauen nicht genügend Gigs spielen oder kein Engagement hätten. Im Gegenteil. Mal davon abgesehen, dass der Sound der Frauen wirklich gut ist und sie in den sozialen Medien mindestens genauso viel Fankontakt haben, wie ihre männlichen Kollegen.

Jahan vom US-amerikanischen Duo Krewella hat vor nicht allzu langer Zeit in einem Interview gesagt, dass man als Frau oft nur auf sein äußerliches Erscheinungsbild reduziert werde, in einer Zeit in der Gleichberechtigung eigentlich nicht nur auf dem Papier vorhanden sein sollte…

Ein Blick auf die Line-Ups der großen Festivals in diesem Jahr bestätigen das Bild der wenigen Frauen in der Szene. Aber wir bleiben optimistisch: Die Line-Ups sind noch nicht vollständig und bieten noch eine Menge Platz für talentierte Frauen.

Charlotte bei einem Auftritt

Djaneswie etwa die 25-jährige Belgierin Charlotte de Witte, machen Mut. In ihrem Genre Techno ist die 25-Jährige spätestens seit dem vergangenen Jahr ein polarisierender Stern am EDM-Himmel. Und sie zeigt eindrucksvoll, dass Frauen in der Szene noch längst nicht abgeschrieben sind.

Photocredits: Rukes.com, Fille Roelants Photography


Katrin Fuhrmann

Katrin Fuhrmann