SPIN eröffnet: München hat jetzt seine erste Listening Bar

SPIN eröffnet: München hat jetzt seine erste Listening Bar

Mit SPIN bekommt München endlich einen Ort, an dem die Musik wieder im Mittelpunkt steht. Die neue Bar neben dem Goldenen Reiter orientiert sich an japanischen Listening Rooms: viel Vinyl, seltene Lautsprecher und Fokus auf bewusstem Zuhören.

SPIN ist ein Raum für Musik, nicht für Lärm

In München mangelte es bisher an Orten, an denen man Musik wirklich hört. Nicht als Tapete, nicht als Stimmungsmacher, sondern als das, was den Abend ausmacht. Genau hier setzt SPIN an. Die beiden Initiatoren Felix Ruëff und Jens Milkowski haben im November die Nebenräume des Goldenen Reiters zu einer Listening Bar umgebaut. Ihr Konzept: ein warmes, konzentriertes Ambiente, das sich an japanischen Jazz-Kissas orientiert. Schlicht gehalten, aber akustisch kompromisslos.

Im Zentrum stehen zwei restaurierte JBL-4341-Studiomonitore aus dem Jahr 1975. Sie sind das akustische Herzstück eines wandhohen Plattenregals, das nach und nach mit rund 2.000 Platten gefüllt wird. Die Auswahl stammt von Münchner DJs und Vinyl-Liebhabern, die hier Platz finden, die ruhigeren, feineren, oft überhörten Seiten ihrer Sammlung zu zeigen.

Zuhören statt Durchziehen

Bei SPIN werden bewusst zwei Betriebsmodi gefahren. Donnerstags steht das Gesamtwerk im Mittelpunkt: ganze Alben, Compilations, verlorene Perlen. Alles, was man am Stück hören sollte. Das Genre spielt dabei keine Rolle, entscheidend ist nur, dass die Musik trägt.

Freitags und samstags übernehmen handverlesene Kuratoren das Pult. Der Fokus liegt nicht auf Mixtechnik oder Übergängen, sondern auf den mitgebrachten Platten. Das Konzept bietet DJs Raum, wie er in Clubs selten existiert: einen Abend ohne Druck, ohne Peak-Time-Denken, ohne den Zwang, das Publikum „hochzuziehen“. Und: SPIN ist offen für neue Stimmen. Wer eine eigene Vinylsammlung hat, die hier reinpassen könnte, ist ausdrücklich eingeladen, sich zu melden.

Die Bar bleibt bewusst leise – nicht steril, sondern frei von der Hektik, die sonst schnell entsteht, wenn Musik nur als Kulisse dient. Die Drinks folgen derselben Logik: japanische Techniken, klare Aromen, eine präzise Handschrift.

Neues Kapitel für die Münchner Nacht

Sobald die Türen des Goldenen Reiters aufgehen, senkt SPIN das Licht und beendet die Runde. Dann können Gäste kostenlos weiterziehen. Der Übergang ist fließend: von konzentrierter Hörkultur hin zum Treiben eines Clubabends. Kein großes Brimborium, keine Show, einfach ein natürlicher Anschluss.

SPIN ergänzt das Münchner Stadtangebot um einen Ort, an dem Musik wieder ernst genommen wird, ohne dabei dogmatisch zu wirken, und um einen Raum, der nicht laut sein muss, um Eindruck zu machen. Die Bar in der Theklastraße 1 im Glockenbachviertel öffnet von Donnerstag bis Samstag ihre Türen, bevor später am Abend der Goldene Reiter übernimmt. Ein leiser Fixpunkt in einem Viertel, das sonst selten zur Ruhe kommt.

Fotocredit: Sophie Wanninger


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de