Pros & Cons: Das jährliche Tanzverbot an Karfreitag

Pros & Cons: Das jährliche Tanzverbot an Karfreitag

Jedes Jahr an Karfreitag schließen Clubs ihre Türen – gerade für Partylustige stellt dies ein Dorn im Auge dar. Auch Debatten rund um das Tanzverbot bleiben nicht aus. Kritiker halten es zu Ostern völlig überzogen, Befürworter versuchen der religiösen Tradition damit Respekt zu zollen.

Warum gibt es ein Tanzverbot an Ostern?

Die Entstehung des Tanzverbotes liegt viele Jahre zurück. Es war bereits in der Weimarer Verfassung verankert. Heute steht das Tanzverbot im Artikel 140 des deutschen Grundgesetzes. Ziel war es seit jeher, besondere Feiertage zu schützen. Die besondere Würde der religiösen Tage solle gewahrt werden, heißt es. Die Ostertage zählen für die meisten Christen zu den wichtigsten Feiertagen.

Tanzverbot in Deutschland und Österreich

In Deutschland entscheiden die Bundesländer selbst, welche Tage sie zu den sogenannten stillen Feiertagen zählen. Eine einheitliche Regelung gibt es bislang nicht, dabei wäre das dringend nötig. Jedes Jahr werden zu Ostern die Stimmen laut, die das Tanzverbot nicht mehr zeitgemäß finden. Einig sind sich die Bundesländer in einer Sache aber schon: Die Feiertage der Osterwoche, Totensonntag und Heiligabend gelten fast überall als stille Feiertage. 

Ostersonntag ist in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel kein stiller Feiertag, was zur Folge hat, dass unzählige große Partys stattfinden.

Tanzen

In Österreich: Zurückhaltung, aber (fast) kein Verbot

Auch in Österreich gilt die Zurückhaltung am Karfreitag, was das Feiern anbelangt. Dennoch gibt es keine starre gesetzliche Verankerung für ein „Tanzverbot“, wie etwa in Deutschland. Den österreichischen Bundesländern bleibt es grundsätzlich selbst überlassen, wie sie mit diesem religiösen Feiertag umgehen. Das hat zur Folge, dass viele Partygäste aus dem südlichen Bayern z.b. nach Salzburg oder Linz pilgern, um dort angemessen zu feiern.

Lediglich in Kärnten gibt es daher ein sogenanntes „Veranstaltungsverbot“, das es Clubs und Co. untersagt, ihre Türen für Partylustige zu öffnen. Die Bundesländer Wien, Salzburg, Tirol und das Burgenland haben jene Veranstaltungen verboten, die die „religiösen Gefühle anderer verletzen“, oder dem „Charakter des Tages nicht gerecht werden“. In Vorarlberg sind Lichtspiele nicht gerne gesehen. Keine Einschränkungen beim Feiern gibt es allerdings in den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich.

Pro: „Einmal verzichten schadet nicht“

Zu Ostern wird der Verzicht hochgehalten. Für etwa 40 Tage meiden viele Süßes, Alkohol und Co. Es versteht sich, dass die Fastenzeit für niemanden verpflichtend ist, der Verzicht aber auch nicht schadet. Selbiges gilt auch für das Tanzverbot am Karfreitag. Seinen Partylaunen einen Freitag im Jahr nicht zu frönen, ist vermutlich verkraftbar. Denn: Muss wirklich jedes Wochenende mit Alkohol und Co. gefeiert werden?

Pro: „Karfreitag ist ein Gedenktag“

Der Karfreitag ist für die meisten christlichen Kulturen einer der essenziellsten Tage im Jahr. Warum? Da hier an die Kreuzigung von Jesu Christi gedacht wird. Für all jene, die am Karfreitag feiern gehen wollen, erscheint die Tradition wahrscheinlich bizarr. Verständlich, aber: Egal, ob es um Traditionen, Werte oder Religionen geht – der Respekt vor diesen kulturellen Gegebenheiten sollte gewahrt werden.

Club

Con: „Religion ist Privatsache“

Ob man religiös ist oder nicht, das ist jedem selbst überlassen – Religionsangehörigkeit ist reine Privatsache. Warum sollte der Staat also vorgeben, ob es zu Ostern ein Tanzverbot gibt? Selbst unsere französischen Nachbarn haben das Prinzip der „Trennung von Staat und Religion“ bereits vor Jahren anerkannt. Außerdem ist das Verbot schon längst überzogen und veraltet. Junge Menschen sollten das Tanzbein schwingen, wann und wo sie wollen. 

Con: „Gelegenheit, mit Freunden und Familie feiern zu gehen, wird genommen“

Sieht man mal von privaten Feierlichkeiten ab, gibt es tatsächlich keine Möglichkeit am Karfreitag irgendwie feiern zu gehen. Das ist schade, denn Ostern und Weihnachten sind die einzigen Zeiträume im Jahr, an denen die meisten Menschen in ihre Heimat reisen und alte Freunde und die Familie wieder sehen. Ein angemessener Grund, um feiern zu gehen. Das geht zwar auch am Samstag und am Sonntag, die Flexibilität geht dabei aber verloren. Schade. 

Fazit: Bloß nicht das Tanzbein schwingen?

Der Erlass des Tanzverbotes sorgt jedes Jahr wieder für Unruhe. Nachvollziehbar, denn diese Tradition wirkt kaum noch zeitgemäß oder angebracht. Für gläubige Menschen ist Karfreitag einer der wichtigsten Tage im Jahr und umgekehrt für Atheisten „bedeutungslos“, was sich gerade mit der Einstellung vieler Jugendlicher (und allen, die sich jung fühlen) deckt. 

Trotzdem sind Traditionen Träger des Kulturgutes und sollten respektiert werden – das steht außer Frage. Beide Seiten, ob Kritiker oder Befürworter des Tanzverbotes, besitzen daher ein gewisses Existenzrecht. Allerdings wäre ein wenig Liberalismus in dieser Debatte doch viel schöner, als die strikte Ablehnung / das strikte Verbot.

Fotocredit: Maurício Mascaro

Niederlande

Bei unseren niederländischen Nachbarn gibt es kein Tanzverbot. An Ostern finden verschiedene Festivals und Konzerte statt. Generell ist die niederländische Gesetzgebung etwas lockerer. Während in Deutschland nur eine gewisse Anzahl von verkaufsoffenen Sonntagen genehmigt wird, haben die meisten Geschäfte in den Niederlanden am Sonntag regulär geöffnet.


DJ Mag Redaktion

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