Kommentar: Campen auf einem Festival? Niemals!

Kommentar: Campen auf einem Festival? Niemals!

Campingplätze gehören zu den meisten Festivals dazu. Sie haben Tradition, wie etwa der Karneval im Rheinland oder das Oktoberfest in München. Hier kann man ganz schnell viele neue Leute kennenlernen. Trotzdem würde unsere Redakteurin Katrin niemals campen – weder auf einem Festival noch im Urlaub. DAS sind die Gründe:

Campsite: Günstig und direkt am Festivalgelände

Die meisten, die ein Festival besuchen, campen auch. Das hat viele Vorteile: Es ist günstig und die Campsite liegt in der Regel nur ein paar Fußminuten vom Festivalgelände entfernt. Dem ausgelassenen Feiern mit massig viel Alkohol und purer Eskalation steht also nichts mehr im Weg. Der Peinlichkeit aber auch nicht.

Die Campsite auf einem Festival ist ein Ort, an dem die Spezies im 21. Jahrhundert jegliches Benehmen und alle Hemmungen, wenn sie dann jemals welche besessen hat, vergisst. Lautes Rülpsen, Grölen und Anpöbeln inklusive. Unbeschreibliche Mengen an Müll, Scherben und das eine oder andere Kondom bilden den Abschluss eines Verhaltens, das mir ferner nicht liegen könnte. 

Festivalzeit

Dosenravioli, warmes Bier und nasse Zelte

Es ist nicht so, dass ich kein Naturfreund bin. Im Gegenteil. Ich mag die Natur. Ich bin auf dem Land in einem kleinen Dorf groß geworden. Ich eskaliere auch gerne. Gerade auf einem Festival. Aber ein Festival zu genießen, heißt nicht, dass ich mich gehen lassen muss. Die Mütter einiger Festivalgänger zweifeln sicher an ihrer Erziehung. Ein solches Benehmen hätten sie sich für ihre Sprösslinge im Traum wohl nie gewünscht. Dosenravioli, warmes Bier und ein durchnässtes Zelt nach einer verregneten Nacht würden die wunderbaren und ganz besonderen Momente und Erlebnisse des Festivals im Nu zerstören. 

New Horizons

Auf grölende, stark alkoholisierte und übelriechende Menschen kann ich genauso gerne verzichten. Morgens um fünf Uhr brauche ich auch niemanden, der mir ein Liedchen vorträllert oder in mein Zelt gekrochen kommt und Zärtlichkeiten austauschen möchte. Was für die meisten pure Lebensfreude bedeutet, ist für mich mehr als das Grauen. 

“Schlimmer wäre nur eine Horde betrunkener Clowns”

Man stelle sich vor, man wacht morgens auf und steht in einer Lache von Erbrochenem. Die nächsten Festivaltage wären für mich dahin. Ich möchte auch nicht anstehen, wenn ich auf die Toilette muss. Und ich möchte auch nicht, dass mich fremde Menschen beim Zähneputzen beobachten. Der krönende Abschluss wäre kaltes Wasser beim Duschen oder erst gar nicht dran zu kommen.

Daraufhin mit ungewaschenen Haaren und eingetrockneter Schminke vor der Mainstage raven? Eine Zumutung für jeden DJ, der in die Crowd schaut. Die laufen doch schreiend weg. Schlimmer wäre wohl nur das Wachsfigurenkabinett oder einer Horde betrunkener Clowns.

“Der krönende Abschluss wäre kaltes Wasser beim Duschen oder erst gar nicht dran zu kommen.”

Viel besser ist es stattdessen nach einem Festival in sein kuscheliges, warmes Bett zu schlüpfen, acht Stunden tief und fest zu schlafen und von den wunderbaren Momenten des Festivals zu träumen. Morgens aufzustehen, sich eine warme Dusche zu gönnen und sich danach für den zweiten Festivaltag in Ruhe vor einem großen Spiegel im Hotel fertigmachen: Das ist es, was ein perfektes Festivalerlebnis für mich erst ermöglicht. Nach einem ausgiebigen Frühstück und der Suche nach dem ausgefallensten und kreativsten Outfit, bin ich dann startklar für den zweiten Festivaltag. Ganz ohne Stress, Dosenravioli und ätzendes Gegröle von nebenan.

Credit: Parookaville / Simon Meteling Photography, Katrin Fuhrmann, New Horizons

Camping boomt in Deutschland

Camping wird in Deutschland immer beliebter. Die Zahlen steigen stetig. Im vergangenen Jahr hat die Branche mit mehr als 30 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord in Deutschland erreicht. Übernachtungen auf Festivals zählen nicht dazu. In der Statistik werden nur Übernachtungen auf staatlich anerkannten Campingplätzen erfasst. Camping gehört damit übrigens zu einer der wichtigsten touristischen Nachfragesegmente. Es ist ein Milliardengeschäft.


Katrin Fuhrmann

Katrin Fuhrmann