Julian Jordan: „Ich habe gelernt, meine Reise zu genießen“

Julian Jordan: „Ich habe gelernt, meine Reise zu genießen“

Julian Jordan hat mit seiner EP „HYPER HOUSE“ dieses Jahr nicht nur einen energiegeladenen, frischen Wind in die EDM-Szene gebracht, sondern auch sämtliche Festivalstages, wie vom Tomorrowland oder Ultra Miami, erobert. Im DJ Mag Germany Interview bekommen wir genauere Einblicke über die vergangenen Tourwochen und das musikalische Ich des 27-Jährigen. Außerdem sprechen wir mit ihm über sein Lebensmotto sowie Briefe schreiben.

Julian Jordan im exklusiven DJ Mag Germany Interview

Julian, schön, dass wir uns heute hier auf Zoom zum Interview treffen können. Zuallererst: Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag! Erzähl gerne mal – wie hast du gefeiert? Wie wir auf Instagram sehen konnten, warst du ja auf Bali…

Julian Jordan: Vielen Dank! Ja, ich hatte tatsächlich eher eine Geburtstagswoche (lacht). Meinen Geburtstag selbst habe ich bei einem Gig in Jakarta gefeiert und dann bin ich zurück nach Bali geflogen, wo ich auch einen Auftritt vorher hatte und habe dort dann ein paar Tage Auszeit genossen. Das war wirklich eine schöne Zeit.

Hört sich super an! Das war bestimmt ein guter Ausgleich zu den vergangenen Wochen, oder? Du bist ja momentan wirklich viel auf Festivals unterwegs und spielst Club-Gigs.

Julian Jordan: Ja, der Sommer war ziemlich hektisch. Aber nach Corona, nach der ganzen Pandemie, bin ich mehr als glücklich, endlich wieder on the road zu sein. 

Welche Show war für dich bis jetzt dieses Jahr ein ganz besonderes Highlight?

Julian Jordan: Ich glaube, das war das Creamfields in Chile. Das war eine meiner ersten Shows nach der Coronapause und so ein riesiges Event mit einer Crowd von einfach 40.000 Menschen! Das Gefühl, nach der Pandemie wieder vor so einer riesigen Masse zu stehen, war so überwältigend. Es hat sich ein wenig wie ein Comeback angefühlt.

Tour trotz Verletzung: Das hat Julian Jordan angetrieben

Du musstest leider die diesjährige Tour mit einem gebrochenen Fuß starten und hast damit unter anderem auf dem Ultra performt. Das war bestimmt nicht so leicht, oder?

Julian Jordan: Das war so verrückt. Ich hatte alles vorbereitet, um wieder auf Tour zu gehen. Das heißt neue Musik war fertig und ich war top in Form, weil ich viel trainiert habe. Und dann habe ich mir meinen Fußknöchel gebrochen und musste entscheiden, ob ich meine Pläne wirklich durchziehen kann. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, allerdings war das auch eine große Herausforderung. Ich konnte nicht mehr als zehn Meter laufen, weshalb ich am Flughafen nur mit einem Rollstuhl vorangekommen bin und bei den Shows war das Springen zur Musik einfach unmöglich. Das waren echt schmerzhafte Wochen, aber umso glücklicher bin ich jetzt, endlich wieder fit zu sein!

Aber du hast die Auftritte trotzdem durchgezogen und allen deinen Willen gezeigt. Im Übrigen war das ebenso bemerkbar unter einem Post im März dieses Jahres, wo du geschrieben hast: „i don’t take a step back, i only want that NEXT LEVEL.“ War das dein Motto in den vergangenen Wochen? Was bedeutet das „nächste Level“ für dich?

Julian Jordan: Das ist so ziemlich mein Lebensmotto. Ich bin niemals hundert Prozent zufrieden und das wissen auch alle Leute um mich herum. Was auch immer passiert, ich will immer das nächste Level erreichen. Das ist zum einen ein Segen, weil ich immer weitermachen möchte, aber zum anderen auch ein Fluch, weil ich manche Momente einfach nicht genießen kann. Doch ehrlich gesagt hat mir das während der Coronapandemie auch echt geholfen, weil ich endlich mal angefangen habe, dankbar und glücklich für das zu sein, was ich bis jetzt erreicht habe. Als ich vorher auf Tour war, hatte ich nur noch einen Tunnelblick. Ich habe immer nur weitergemacht, weitergemacht und weitergemacht. Jetzt habe ich gelernt, meine Reise zu genießen und nicht nur zu schauen, was morgen passiert, sondern auch den heutigen Tag zu leben.

Julian Jordan über seine „HYPER HOUSE” EP

Ende Mai hast du deine heiß ersehnte EP „HYPER HOUSE“ releast. Wofür steht „HYPER HOUSE“?

Julian Jordan: Auf meinem Discord-Server haben sich meine Fans über den „JJ-Sound“, meinen Signature Sound, unterhalten und darüber ausgetauscht, was diesen ausmacht. Daraufhin stellte ich die Frage, welcher Name sich gut dafür eignen würde und jemand schlug „HYPER HOUSE“ vor. Da wusste ich direkt: „Das passt!“, und dachte mir, dass wir daraus eine Bewegung starten sollten – kein Genre, aber eine Bewegung, bei der die Leute die Energie in der Musik am wichtigsten finden. Denn das ist auch das, was „HYPER HOUSE“ und meine Musik ausmacht.

Wie und wann ist dir die Idee zu „HYPER HOUSE“ gekommen und eine EP zu machen? Kommt so etwas durch zufällige Situationen in deinen Kopf oder durch Brainstormings mit deinem Team? Wie können wir uns die Entstehungsstory vorstellen?

Julian Jordan: Das kommt bei mir auf ganz natürliche Weise. Wenn ich Musik produziere, mache ich genau die Musik, die ich auf der Bühne hören will. Mein Team mischt sich bei diesem kreativen Part nicht ein. Meine Vision als Artist ist es, das zu tun, was mich ausmacht und mich nicht von der Meinung anderer Leute beeinflussen zu lassen. Bei „HYPER HOUSE“ war es so, dass ich während der Pandemie so viel Musik in petto hatte, dass ich mir einen Plan machen musste, wie ich sie releasen wollte und da hat mir der Weg der EP am besten gefallen.

Das ist ein super wichtiger Punkt, dass man als Artist wirklich das produzieren und releasen sollte, was einem selbst gefällt und nicht was andere von einem erwarten. Man kann sich dabei immer weiter entwickeln, was sich auch in deiner Musik widerspiegelt.

Julian Jordan: Weiterentwicklung ist die Kunst und Schönheit des Künstlerdaseins. Man kann sich immer wieder neu entdecken und neue Challenges annehmen. Und das schätze ich auch so sehr. Ich will nicht die gleichen Sachen immer und immer wieder machen. Ich will glücklich sein und motiviert bleiben mit dem, was ich tue.

Julian Jordans Brief an sich selbst

Kommen wir nun zu einem ganz anderen Thema. Du arbeitest sehr viel mit STMPD RCRDS. Der Name STMPD basiert auf der Briefmarkensammlung von Martin Garrix’ Vater – wann und wem hast du zuletzt einen Brief geschrieben?

Julian Jordan: Ich glaube, das war vor ein paar Wochen an das VISA-Büro (lacht).

Denkst du, dass solche „Old-School-Sachen“ eigentlich ganz cool sind oder bist du mehr der typische „Digital native“?

Julian Jordan: Ich finde es total schön, einen Brief an jemanden zu schreiben, weil das einfach viel persönlicher ist. Leider mache ich es viel zu selten, aber ganz ehrlich: Meine Handschrift gleicht die eines sechsjährigen Kindes. Da ist es vermutlich eher eine Schande, wenn ich einen Brief schreibe (lacht).

Wenn du deinem 16-jährigen Ich einen Brief schreiben müsstest, was würde dieser beinhalten?

Julian Jordan: Das ist eine wirklich klasse Frage. Ich würde auf jeden Fall schreiben: „Werde selbstbewusst und tue Dinge, die dich selbstbewusst machen.“ Als ich ein 15-/16-jähriger Junge war, war ich so unsicher in vielen Dingen, wie vermutlich viele andere in dem Alter. Und je älter du wirst, desto mehr merkst du, dass die Dinge, über die du dir Sorgen machst, es nicht verdient haben, sich darüber Sorgen zu machen. Deshalb wäre der beste Ratschlag an mich: „Tu das, was dir guttut. Denke nicht darüber nach, was andere über dich denken und bleibe du selbst!“

Kommen wir nun zur letzten Frage. Aktuell läuft ja wieder das DJ Mag Top 100 DJs Voting. Welche drei Songs von dir würdest du auswählen, um die Leute zu überzeugen, für dich zu voten?

Julian Jordan: Ich schaue dafür jetzt nur auf dieses Jahr und das war echt NEXT LEVEL. Also starte ich mit „Diamonds“ mit Martin Garrix und Tinie Tempah – eine NEXT LEVEL Collab für mich. Dann „Thunder“, eine Nummer, die auch super ankam. Und dann unbedingt noch mein kürzlich releaster Track „Vibe“. Das sind die Songs, wo ich zu hundert Prozent sagen kann: „Das ist Julian Jordan“, und wenn die Leute deswegen für mich voten, fühle ich mich sehr geehrt.

Fotocredits: Julian Jordan (Press Kit & Instagram)

Schon gewusst?

„BFAM“, die erste Collab von Julian Jordan und Martin Garrix, feiert im November zehnjähriges Jubiläum! Der Song gilt heute als einer der Festival-Klassiker schlechthin und verzeichnet mehrere Millionen Streams.


Julia Keiser

Julia Keiser