„Ein Gefühl in meiner Brust“: Fred again.. übers Sampling, Stretching und „Actual Life 3“

„Ein Gefühl in meiner Brust“: Fred again.. übers Sampling, Stretching und „Actual Life 3“

Turn on the lights for Fred again..! Der britische Produzent und DJ zählt aktuell zu den Ausnahmetalenten des EDM-Genres und ist spätestens seit zwei Jahren mehr als nur ein Geheimtipp der Szene. Jüngst hat der 29-Jährige sein Album „Actual Life 3 (January 1 – September 9 2022)“ releast und damit weitere musikalische Highlights auf den Markt gebracht. Wir haben mit Fred ein Interview geführt, indem er uns vorwiegend seine instinktive Arbeitsweise unter Beweis stellt, aber auch Einblicke in sein Produzentendenken gibt.

Fred again.. im exklusiven DJ Mag Germany Interview

Fred, wir freuen uns sehr, dich zum Interview zu treffen. Zuerst die wichtigste Frage von allen: Wie geht es dir?

Fred: Das ist total lieb, dass ihr das fragt. Mir geht es sehr gut.

Es ist bewundernswert, wie du mit deiner Musik die EDM-Welt in den vergangenen zwei Jahren verzaubert hast. Die DJs spielen deine Songs in ihren Sets, du bekommst eine Menge Support auf Social Media und hast sogar schon einen BRIT Award gewonnen. Welcher Karrieremoment hat dir bis jetzt am meisten Gänsehaut bereitet?

Fred: Das war definitiv der Moment, in dem ich bei meinem Auftritt beim All Points East Festival in London Mike Skinner mit auf die Bühne geholt habe. Er ist einer meiner absoluten Lieblingsmusiker und ich bin zu seiner Musik aufgewachsen. Deswegen war das einfach unglaublich für mich.

@fredagainagain Bringing out Mike Skinner at All Points East was the best moment of my life. @mikeskinnerltd @allpointseastuk #festival #allpointseast #mikeskinner #thestreets #electronicmusic ♬ original sound – Fredagainagain

„Actual Life 3“: Das steckt hinter dem neuen Album von Fred again..

Du verwendest Sprachaufnahmen von deinen Freunden, deiner Umwelt und von Social-Media-Videos als Basis für deine Songs, um dein Leben hörbar zu machen – so auch in deinem neuen Album „Actual Life 3 (January 1 – September 9 2022)“, das jüngst erschienen ist. Alles hat damals in „Actual Life 1“ angefangen mit Carlos, einem Bauarbeiter aus Atlanta. Was würdest du sagen, ist auf deinem neuen Album die speziellste Aufnahme und was für eine Story steckt dahinter?

Fred: Es ist schwierig, sich für eine Aufnahme zu entscheiden, aber ich würde sagen, den Song, den ich momentan am meisten fühle, ist „Clara (the night is dark)“. Hier sind viele Samples einer Freundin enthalten, wo sie etwas betrunken war. Sie wusste damals nicht, dass ich sie aufgenommen habe, aber ich liebe einfach ihre Stimme, wie sie sich in den Aufnahmen anhört.

Wie merkst du, dass ein Moment der richtige ist, um ihn aufzunehmen? Entwickelt man ein Gespür dafür, mit der Zeit?

Fred: Ich mache viele Skizzen, Aufnahmen, die ich dann später verwende oder halt nicht verwende. Aber ja, grundsätzlich gibt es ein paar Dinge, die ein Gefühl in meiner Brust entwickeln, das ich dann versuche, in Musik zu verwandeln.

Auf Instagram benutzt du einen neuen Farbfilter für jedes deiner Alben. Für „Actual Life 3“ ist es Blau geworden. Warum hast du dich für diese Farbe entschieden?

Fred: Eigentlich ist es mir ein bisschen peinlich, zu sagen, ich weiß nicht genau, warum ich diese Entscheidung getroffen habe, aber das ist die Antwort darauf. Ich habe die ganze Musik für das Album produziert und dabei auch mit meinen besten Freunden zusammengearbeitet. Und an einem Tag habe ich sie gefragt: „Welche Farbe fühlt ihr für das Album? Gebt eure Antwort in 3, 2, 1 …“ und dann kam von allen gleichzeitig: „Blau“ und somit war die Entscheidung klar.

Wenn wir uns die Tracklisten deiner Alben anschauen, wie auch bei „Actual Life 3“, dann können wir feststellen, dass die meisten Titel einen weiblichen Vornamen beinhalten. Kannst du uns den Hintergrund dafür erklären?

Fred: Das ist witzig, mir fällt das eigentlich immer nur auf, wenn ich in Interviews darauf hingewiesen werde, aber es sind ganz einfach die Leute, die ich in meinen Aufnahmen gesampelt habe.

Fred agains.. Producingwelt

Kommen wir zurück zu deinem musikalischen Talent. Du bist auch als Multiinstrumentalist bekannt. Welche Instrumente spielst du alle?

Fred: Klavier, Gitarre und Drums und ein paar Percussion-Instrumente. Also im Grunde genommen die, die ich am meisten sinnvoll finde für meine Musik.

Gibt es Phasen, in denen du ein Instrument vor dem anderen bevorzugst oder ist das abhängig vom Track?

Fred: Das variiert. Ich benutze aber am meisten Vocals und arbeite damit auch am liebsten, weil es einfach das menschlichste ist, was man musikalisch nutzen kann.

Bleiben wir noch bei deinen Producing-Skills. Wir haben viele junge Produzenten, die das DJ Mag Germany lesen und diese interessieren sich sehr für deine Tipps. Welches VST Plugin ist denn dein Favorit und welche würdest du jungen Produzenten empfehlen?

Fred: Vielleicht kommt die Antwort ein bisschen komisch rüber, aber ich würde auf jeden Fall sagen ein Sampler. Das ist auch das, was ich am meisten zum Produzieren nutze.

Fred again.. auf und hinter der Bühne: So wird seine Europa-Tour

Kommen wir zum letzten Thema. Aktuell bist du ja auf großer Tour – Ende des Jahres auch in Europa. Unter anderem wirst du hier in Deutschland in Berlin, Hamburg und Köln auftreten. Was können wir von deinen Konzerten erwarten?

Fred: Ich hoffe, dass ich immer und immer besser werde, eine Story in meinen Liveshows zu erzählen. Ich freue mich einfach so sehr, dass die Leute zu meinen Gigs kommen, sodass mich das unglaublich motiviert, den Abend so besonders wie möglich zu machen.

Und wie ist das bei deinen Shows – hast du ein spezielles Ritual, bevor du auf die Bühne gehst oder einen Tipp gegen Aufregung? Auf deinen Socials gibt es ein Video, wo du ein paar Stretchübungen in London machst.

Fred: Ja, das mache ich wirklich oft, dass ich mich ein paar mal stretche. Aber hauptsächlich mache ich tatsächlich Musik, bevor ich auf die Bühne gehe. Sonst sitze ich nur da und bin total nervös und mit der Musik kann ich mich wunderbar ablenken.

Dann machen wir uns definitiv mal warm für deine Tour. Danke dir für deine Zeit, Fred.

Fotocredit: Theo Batterham


DJ Mag Redaktion

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