DJ Artin fordert bessere Musikproduktionsprogramme für Blinde

DJ Artin fordert bessere Musikproduktionsprogramme für Blinde

Artin ist DJ und blind. Er findet: Es gibt definitiv noch Nachholbedarf bei Softwares und Co..Die meisten Produktionsprogramme sind für Blinde viel zu kompliziert in der Handhabung.

Musikproduktion als Blinder ist nicht leicht 

Artin ist seit seinem dritten Lebensjahr blind. Er sieht nichts, hört dafür aber umso besser. Seine große Leidenschaft ist die elektronische Musik. Er hat ein Team,  das ihm bei der Musikproduktion hilft. Trotzdem hat er ein Jahr gebraucht um eine spezielle Produktions-Software so einzustellen, dass er mit ihr reibungslos Radioshows oder Songs erstellen kann. 

„Ich habe sehr viel Unterstützung gebraucht am Anfang – und hab sie sogar immer noch. Wir arbeiten schon seit einem Jahr an dem Programm, um es barrierefrei zu machen.“ 

DJ Artin

Der 25-Jährige benötigt für die Musikproduktion seinen Laptop und ein Screenreader-Programm – Jaws. Das übersetzt Geschriebenes in Punkteschrift. Diese Schriftzeichen kann Artin auf einer Braillezeile (siehe unten) erfühlen. Außerdem nutzt er eine weitere Musik-Produktions-Software, die mit Jaws verbunden ist. Bevor er damit arbeite kann, müssen Einstellungen vorgenommen werden: So unter anderem Shortcuts, da Artin aufgrund seines Handicaps nicht mit einer Computer-Maus arbeitet. Wenn er ein Instrument in der Software für einen selbstkomponierten Track auswählen möchte, wählt er den Kurzbefehl ALT 5 und bekommt einen entsprechenden Vorschlag, den ihm die Braillezeile lesbar macht. 

Bei den Einstellungen der Musik-Produktions-Software hat Artin eine Menge Hilfe bekommen und benötigt sie teilweise immer noch, wie er sagt. Anna hat die ganzen Tastenkombinationen angelegt und Oliver hat ihm in Sachen Tech-Know-How unter die Arme gegriffen. In Zeiten von Corona war das mit dem Support allerdings gar nicht so einfach – unzählige Team Viewer und Skype Meetings waren nötig, damit Artin weiter produzieren kann. 

Nachholbedarf bei den Softwares

Für Artin ist eines klar: Musik-Produktions-Programme sollten weniger visuell sein – da gibt es eine Menge Nachholbedarf. Generell gibt es nur wenige Programme für Blinde. Hätte Artin die Chance mit einem Programmierer solch einer Software zu sprechen, würde er ihn bitten, „bewusster“ zu arbeiten und auch an Menschen mit Handicaps zu denken. Screenreader und Musik-Produktions-Softwares sollten besser aufeinander abgestimmt werdeb, denn das eine hinkt dem anderen immer hinterher. Zudem wird für die meisten Programmen immer eine Pro-Version benötigt, damit auf spezielle Funktionen für Erblindete zugegriffen werden kann.

„Es ist wichtig, dass man sich bewusst macht, dass es auch Menschen gibt, die sehbehindert oder blind sind. (…) Es ist wichtig, sich ein Stück weit vom Visuellen zu entfernen oder einen besseren Kompromiss bei Sofwares zu schaffen, so dass Sehende und Nicht-Sehende damit zurechtkommen.“

PS: Ihr wollte mehr von Artin hören? Dann einfach den Link klicken!

Fotocredit: DJ Artin

Wusstest du schon ...!?

In Artins Song „Steps“ sind Vocal-Parts seiner Freundin zu hören. Sie hatte ihm diese via Whatsapp geschickt, woraufhin Artin sie in den Track integriert hat.


Marie Kaltenegger

Marie Kaltenegger