Das britische Duo Disclosure hat die Veröffentlichung eines neuen Tracks vorerst gestoppt – nach Kritik an einem Sample aus dem Song „Dooyo“ der somalischen Dur-Dur-Band. Nun äußern sie sich offen zu der Situation, zeigen sich transparent und setzen ein klares Zeichen für einen respektvollen Umgang mit kulturellem Erbe.
Disclosure verschieben neuen Track „Dooyo“
Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Songs haben Disclosure die Reißleine gezogen – aus gutem Grund. In dem Track nutzen sie ein Sample aus „Dooyo“ von der legendären somalischen Dur-Dur Band. Ursprünglich sollte ihre Version den Titel „Warya“ tragen – ein Begriff, den sie fälschlicherweise als freundlichen Gruß interpretierten. In der somalischen Kultur gilt „Warya“ jedoch als respektlos, was in der Community zu Empörung führte. Disclosure reagierten umgehend, gaben den Fehler zu und benannten den Track in „Dooyo“ um.
Die zweite Welle der Kritik betraf das Sample selbst. In den sozialen Medien machten Gerüchte die Runde, Disclosure hätten die Rechte an „Dooyo“ nicht geklärt. Auch hier suchten Guy und Howard Lawrence sofort den öffentlichen Dialog und lieferten Klarheit. Via Discord erklärten sie ausführlich, dass die Samplefreigabe rechtlich einwandfrei abgelaufen sei. Die Originalkomponisten Abdinur Daljir und Sahra Dawo (beide Mitglieder der ursprünglichen Dur-Dur Band) bestätigten ihre Urheberschaft, unterzeichneten Verträge und erhalten Tantiemen pro Stream.
Ein zusätzlicher Konfliktpunkt war, dass die Formation Dur-Dur Band International, die heute mit den Songs der Originalband tourt, in diesen Prozess nicht eingebunden war. Obwohl dies juristisch nicht erforderlich war, nahmen Disclosure auch mit dieser Gruppe Kontakt auf – aus Respekt, wie sie betonen.
„Wir möchten allen versichern, dass jedes Mal, wenn ihr ein Sample einer anderen Musik auf einem offiziell veröffentlichten Disclosure-Song (einschließlich dieses Songs) hört, dies IMMER rechtlich und über alle ordnungsgemäßen Kanäle, wie z.B. die Veröffentlichung durch Plattenfirmen usw., geklärt wird.“, schrieben sie in ihrer Nachricht an die Fans.
Sie entschieden sich jedoch, den Track vorerst nicht zu veröffentlichen – nicht, weil sie es rechtlich nicht dürfen, sondern um sicherzustellen, dass kein falscher Eindruck entsteht.
Als Nächstes planen Disclosure, die Dur-Dur Band auch offiziell als Feature-Artist aufzuführen. Diese Geste soll nicht nur Respekt zeigen, sondern auch der Musik der Band neue Aufmerksamkeit verschaffen. Wann „Dooyo“ tatsächlich erscheint, ist offen. Aber eines ist klar: Disclosure nehmen kulturelle Zusammenarbeit ernst – transparent, reflektiert und auf Augenhöhe.
Fotocredit: Rukes

Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de