Boris Brejcha: Diese Katastrophe hat sein Leben verändert

Boris Brejcha: Diese Katastrophe hat sein Leben verändert

Zum ersten Mal war Boris Brejcha vergangene Woche in einer Talkshow zu Gast. Tausende Menschen besuchen seine Shows und der Pfälzer ist längst ein Star in der elektronischen Szene. Doch was viele nicht wissen: Ohne die Flugshow-Katastrophe 1988 in Ramstein wäre aus ihm womöglich nie so ein begnadeter Musiker geworden.

Boris Brejcha war Zeuge des Flugtagunglücks von Ramstein

Der 28. August 1988 ist für hunderttausende Menschen ein Tag, den sie nie vergessen werden. Auf der von den Vereinigten Staaten in Ramstein bei Kaiserslautern betriebenen Air Base geschah während einer militärischen Flugschau ein Unglück. Nach einer Kollision in der Luft stürzten drei Kunstflugmaschinen über der Air Base ab. Eines davon rutschte brennend ins Publikum, ein zweites traf einen in Notfallbereitschaft stehenden Hubschrauber.

Weltweit gehört das Unglück zu den folgenschwersten Katastrophen dieser Art und hatte weitreichende Konsequenzen für die Organisation des Notfallrettungswesens sowie die Durchführung solcher Flugschauen in Deutschland, Europa und den USA. Nach offiziellen Angaben forderte das Unglück 70 Todesopfer und etwa 1000 Verletzte – darunter auch Boris Brejcha.

Boris Brejcha

Boris Brejcha: „Ich hab mich gefühlt wie ein Superstar in schlecht“

Der DJ und Produzent war zum Zeitpunkt des Unglücks sechs Jahre alt und hat in der NDR Talk Show mit den Moderatoren Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt über diesen Tag gesprochen. Der Besuch bei der Flugshow war eher spontan und diese lief schon, als die Familie ankam.

Da er und seine ein Jahr ältere Schwester nicht viel gesehen haben, sind sie zu einem Bekannten weiter nach vorne gegangen – und das wurde ihnen laut Brejcha zum Verhängnis.

Viele Erinnerungen hat der gebürtige Pfälzer nicht mehr an das Unglück. Erst als er in einen Krankenwagen gelotst wurde, realisierte er, was eigentlich passiert war. Zu dem Zeitpunkt hatte er auch keine Ahnung, wo seine Schwester oder seine Eltern waren.

In der Folge des Unfalls musste Boris Brejcha eine medizinische Maske tragen und er fühlte sich wie „ein Superstar in schlecht“. Es folgten Hänseleien in der Schule und der heute 38-Jährige fand damals auch nie richtige Freunde. Also nahm er sich das Keyboard seiner Schwester und fing an, Musik zu machen. Der Rest ist Geschichte und Boris Brejcha zählt heute zu den Stars der Minimal- / Techno-Szene – was ohne dieses tragische Unglück womöglich gar nicht passiert wäre.

Die ganze Geschichte, ob es früher sein Traum war, so ein Leben als DJ zu führen und ob er heute vor und nach den Shows das Motto „like a rockstar“ auslebt, könnt ihr in dem 15-minütigen Gespräch in der NDR Talk Show hören.

Boris Brejchas zehntes Album „Space Diver“

Worüber der Deutsche nicht geredet hat, ist sein zehntes Album, das seit wenigen Tagen auf dem Markt ist. „Space Diver“ bietet zwölf Tracks mit ein paar Trance-Einflüssen und -Melodien, die perfekt für die Tanzfläche geeignet sind – und auch wenn das Album keine ganz neuen Wege einschlägt, so bietet es doch eine gute Ergänzung zur momentanen elektronischen Musiklandschaft.

Fotocredits: Boris Brejcha

Schon gewusst?

Boris Brejchas allererster Auftritt seiner Karreire fand in Brasilien statt. Dieses Land bringt er immer mit dem Karneval in Rio in Verbindung, deswegen trat er dort mit Maske auf – auch wenn seine Masken eher venezianisch angehaucht sind, sagte er 2012 in einem Interview mit Partysan.


Franz Liesenhoff

Franz Liesenhoff

Head of Editorial