Marshmellos „Happier“ wurde 2018 auch dank seiner tollen Melodie zum Mega-Hit. Blöd nur, dass es nun Zweifel gibt, ob sich Marshmello diese selbst ausgedacht hat. Der Progressive House-Produzent Arty sieht große Ähnlichkeiten zu einem seiner Tracks – und hat den US-Amerikaner nun verklagt!
Marshmello erneut in der Kritik! Alles nur geklaut?
Hin und wieder hat man das Gefühl einen neuen Song bereits zu kennen oder eine Melodie kommt einem irgendwie bekannt vor. Nach Jahrhunderten von Kompositionen ist das natürlich kein Wunder. Doch ab und zu scheinen zwei Stücke so nah beieinander zu liegen, dass berechtigte Zweifel aufkommen können, ob eine der beiden Parteien sich die Idee zum eigenen Song nicht irgendwo “geborgt” hat.
DJ und Produzent Arty wirft Marshmello eben genau das vor und behauptet der Helm-DJ habe Elemente aus seinem Remix des One Republic-Songs „I Lived“ gestohlen und für seinen Song „Happier“ verwendet. Ebenfalls angeklagt werden die Co-Writer des Songs: Dan Smith, Mitbegründer der britischen Band Bastille und die Stimme des Songs „Happier“, Steve Mac sowie das Musiklabel Kobalt Music.
Was steckt überhaupt hinter dem Begriff Copyright?
Zunächst einmal: das Urheberrecht ist ein wichtiges Mittel und absolut notwendig. Es dient zur Sicherung und dem Schutz geistigen Eigentums. Das kann ein Text oder eben eine Melodie bis hin zu einem gesamtheitlichen Werk sein. Die Grenze zur Urheberrechtsverletzung ist allerdings nicht klar definiert. Daher kann im Einzelfall nur noch ein Gericht entscheiden.
Vor allem dann, wenn wirklich sehr auffällige Übereinstimmungen zwischen zwei Werken bestehen, liegt die Vermutung nicht fern, dass da tatsächlich etwas geklaut wurde. Solche Übereinstimmungen können zum Beispiel gleiche Noten und gleiche Rhythmik der Melodie oder gar gleiche Akkorde sein. Kommt es etwa dazu, dass zwei der drei genannten Beispiele beinahe übereinstimmen, ist die Frage absolut gerechtfertigt, ob da geklaut wurde.
Der Fall Arty gegen Marshmello
In seiner Klage behauptet Arty, dass die Reihenfolge der 19 von 20 Noten des Drops in beiden Songs identisch ist. Der Russe veröffentlichte seinen Remix schon im Jahr 2014. Der Track schaffte es auf Platz 2 in den Billboard Hot 100 und hielt sich 35 Wochen in den Charts. Der DJ ist überzeugt davon, dass auch Marshmello den Remix gehört hat, schließlich treten beide regelmäßig auf den gleichen Festivals auf.
Doch wie sieht das in der Praxis aus? Für euch haben wir einmal die ersten 4 Takte der Drops aufgedröselt, damit ihr euch ein eigenes Bild machen könnt.
Rhythmisch unterscheiden sich die beiden Songs schon einmal im Tempo. Marshmellos Track hat 100 BPM und Artys Remix 128 BPM. Arty wählte als Rhythmus für den Beat ein klassisches 4-to-the-floor, während “Happier” mehr in Richtung Breakbeat geht. Auch die Tonart unterscheidet sich zwischen den beiden Nummern: F Dur (Happier) und D Dur (I Lived – Arty Remix).
Wirklich interessant wird es erst, wenn wir zum Kern der Anklageschrift vordringen. Hierzu haben wir die Melodien in einer Piano-Roll für euch eingetragen (Artys Remix in Rot, Marshmellos Song in Schwarz).
Die Parallelen werden hier erstmals richtig deutlich. Beide Rhythmen sind Off-Beat. Wie in der Anklage behauptet, stimmt die Reihenfolge der ersten 19 Noten überein, wenn man die Noten auf die gleiche Tonart transponiert. Rhythmisch ist die zweite Note des jeweiligen Taktes in Marshmellos „Happier“ um eine 16tel-Note nach vorne verschoben. Die Grundidee der Melodie bleibt aber im Wesentlichen gleich.
Arty holt sich Hilfe von einem bekannten Anwalt
Arty wird von dem bekannten Copyright-Anwalt Richard Busch vertreten, der schon einige Fälle gewinnen konnte. So z.B. die Klage von Marvin Gaye gegen Pharrell Williams und Robin Thicke wegen des Songs „Blurred Lines“.
Anwalt Busch äußerte sich derweil zurückhaltend: „Alles, was wir zu sagen haben, ist in der Beschwerde detailliert dargelegt, einschließlich der zwingenden musikalischen Transkriptionen, die die beiden Werke vergleichen.“
Da sich eine Urheberrechtsklage häufig mal hinzieht, kann es bis zum endgültigen Urteil noch einige Zeit dauern. Bis dahin seid ihr gefragt! Was denkt ihr: Hat Marshmello sich an Artys Remix bedient oder ist die Klage ungerechtfertigt? Dreister Diebstahl oder doch nur zufällige Übereinstimmung? You be the judge.
Zum Vergleich könnt ihr beide Songs hier noch einmal hören. Wir empfehlen euch, den Arty Remix nur auf Dreiviertel-Geschwindigkeit zu hören. Die Einstellung dafür findet ihr beim Klick auf das Zahnrad im Menü unter dem Punkt “Wiedergabegeschwindigkeit”.
Fotocredits: Rukes
Schon gewusst?
Eigentlich hat Dan Smith den Song „Happier“ für Justin Bieber geschrieben, entschied dann aber doch, ihn für Bastille zu nehmen. Der Riesenerfolg des Songs dürfte ihm Recht gegeben haben.
