Kaum eine Branche ist von den Infektionsschutz-Regeln so betroffen wie die Eventbranche. Abhilfe schaffen die Autokino-Shows, doch hier gilt für alle Beteiligten: Ihr tragt viel Verantwortung. Dass dieser aber nicht alle gerecht werden, zeigen jetzt schockierende Aufnahmen eines Gigs von Gestört aber Geil in Cottbus.
Über dieses “Autokino Festival” redet jetzt die Szene
Brandenburg hat am Montag (15. Juni) seine Corona-Beschränkungen gelockert, man wolle von „Verboten“ zu „mehr Eigenverantwortung“ übergehen, heißt es in einem Facebook-Post des Landes. Wie das aussehen kann, zeigen jetzt Videos aus Cottbus, die auf selbigem Netzwerk viral gehen. Ein Video, dass das Versagen von Veranstaltern, Künstlern und Gästen gleichermaßen dokumentiert.
Auf den Bildern zu sehen: Eine Bühne, ausgelassen feiernde, schunkelnde, sich in den Armen liegende Menschen, Konfettishooter, leuchtende Handylichter und das DJ-Duo Gestört aber Geil mittendrin. Kein Mundschutz, kein Mindestabstand.
Update v. 16. Juni 2020 – Inzwischen hat uns ein Pressestatement der Veranstalter erreicht:
“Zu keinem Zeitpunkt der Veranstaltung befanden sich mehr als 150 Personen außerhalb ihres Autos und bereits kleinere Menschenansammlungen wurden zu jeder Zeit vom Personal gebeten, sich aufzulösen. Auch möchten wir betonen, dass nur wir als Veranstalter und nicht die auftretenden Acts, denen wir für ihre Performances in dieser gerade für die Künstler überaus angespannten Zeit sehr dankbar sind, für die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich sind. Dies gilt natürlich auch für den Act an unserem letzten Abend „Gestört aber Geil“.”
Kein Mundschutz, keine Abstandsregeln
Bilder, die aus einer lang vergangenen Zeit zu stammen scheinen, die aber ganz aktuell sind. Aufgenommen wurden sie am 14.06. im Rahmen des „Lausitzer Autokino Festivals präsentiert von Alexander Knappe und der Lausitzer Rundschau“. Hochgeladen haben es die Protagonisten von Gestört aber Geil selbst. Das Duo antwortet auf erstaunte Fanreaktionen: „In Brandenburg sind Open Airs weitesgehend wieder erlaubt“ und „Wir halten uns immer bestmöglichst an die Vorgaben des Veranstalters“.
Abgesehen davon, dass die neuen Lockerungen in Brandenburg keineswegs die Abstandsregelungen oder die Mundschutzpflicht aufheben: Den Wunsch nach Freiheit, ausgelassenen Partys und Gemeinschaft verspüren wir alle – so weit, so nachvollziehbar. Aber: Ohne Mundschutz, ohne Abstand, ohne Rücksicht zu feiern, ist schlichtweg kurzgedacht. Autokonzerte sind nur deshalb erlaubt, weil hier alle Abstandsregelungen eingehalten werden können. Ob innerhalb des Autos oder außerhalb des Autos – solange Abstand gewahrt und Mundschutz getragen wird, sinkt das Risiko einer Verbreitung des Virus. Das sind die Fakten. Nach Informationen die dieser Redaktion vorliegen sind beim örtlichen Ordnungsamt derweil mehrere Beschwerden und Anzeigen eingegangen.
Ein Schlag ins Gesicht
In einer Zeit, in der das Virus zwar beruhigt, aber noch lange nicht besiegt scheint, in der Clubbesitzer um ihr Lebenswerk kämpfen und zittern müssen, in der großartige Festivals wie Tomorrowland, Ultra Music Festival, PAROOKAVILLE, Airbeat One, ELF und Co. ihre Editionen verschieben müssen, ist der Anblick von 200-300 Feierwütigen auf einem Instagramvideo bei völliger Missachtung aller Voraussetzungen ein Schlag ins Gesicht derer, die das ganze Jahr Arbeitsplätze schaffen und bewahren, um uns glückliche Momente zu bescheren und Festivals & Clubnächte zu ermöglichen.
Es sind übrigens auch jene Clubs und Festivals, die sonst die Chartstürmer von Gestört aber Geil auf ihren Events buchen, die jetzt quasi in Echtzeit auf den (inzwischen gelöschten) Instagram-Stories dabei zuschauen dürfen, wie sämtliche Bemühungen, feiern auch unter Corona möglich zu machen, mit den Füßen getreten wird. Das zeigen auch die folgenden Aufnahmen, die bei der Veranstaltung gemacht wurden.
Bei allem Frust über die Aussichtslosigkeit für Clubs und Diskotheken und der politischen Gleichgültigkeit zu Festivals und Veranstaltungszentren, darf einfach nicht vergessen werden, dass die ganze Situation noch immer sehr fragil ist. Und so führen diese Videos nur dazu, dass die Auflagen für andere Veranstalter noch schwieriger und komplizierter werden. Denn: Solange es keinen Impfstoff oder ein Heilmittel gibt, gibts auch keine Großveranstaltungen und keine Lockerungen des Abstandsgebotes.
Für Veranstalter Alexander Knappe und die Lausitzer Rundschau wird es dagegen wohl keine weiteren Ausgaben geben: Das „Lausitzer Autokino Festival“, bei dem die Bilder entstanden sind, hatte planmäßig am 14.06. ohnehin sein letztes Event.
Fotocredits: Rudgr.com, Facebook
Schon gewusst?
Das erste Autokino wurde 1933 in Camden, Pennsylvania (USA) mit einer Kapazität von 335 Fahrzeugen eröffnet. Wie viele Gäste der ersten Vorführungen beiwohnten, ist zwar nicht überliefert, dafür aber der Film, der gezeigt wurde: ein Streifen namens "Wife Aware".
DJ Mag Redaktion
Schon gewusst?
Das erste Autokino wurde 1933 in Camden, Pennsylvania (USA) mit einer Kapazität von 335 Fahrzeugen eröffnet. Wie viele Gäste der ersten Vorführungen beiwohnten, ist zwar nicht überliefert, dafür aber der Film, der gezeigt wurde: ein Streifen namens "Wife Aware".
