Theatro Ulm verbannt Songs mit frauenfeindlichen Texten

Theatro Ulm verbannt Songs mit frauenfeindlichen Texten

Egal ob Capital Bra, Apache 207, Farid Bang & Co. – Deutschrap boomt. Die eingängigen Beats und Lyrics bleiben einfach hängen. Dass letztere aber auch frauenfeindlich, homophob oder diskriminierend sein können, wird oft vergessen. Theatro-Betreiber Mario Schneider verbietet den DJs deshalb, derartige Songs zu spielen.

Manche Rap-Texte sind diskriminierend

Deutschrap ist in – daran ist nicht zu zweifeln. Tracks wie „Charlie Sheen“ von Kurdo & Majoe oder „Springfield“ von Shindy laufen in den Clubs rauf und runter und unzählige Partywütige tanzen ausgelassen dazu. Doch einmal genauer hingehört, ist der Song vielleicht dann doch nicht mehr so cool.

„Yeah, Tanzen ist für B******, mach mal nicht auf Usher. Ich chill’ in ‘ner Lounge mit den H*** wie ein Pascha…“ 

“Die B**** muss bügeln, muss sein. Wenn nicht, gibts Prügel, muss sein.”

Zu viel des Guten

Dem Club-Betreiber des Theatro in Ulm, Mario Schneider, sind derartige Deutschrap-Texte einfach zu viel. Daher gab er stellvertretend für den Club jüngst in einem Facebook-Post bekannt, sich endgültig von solchen Songs während Club-Veranstaltungen zu distanzieren. So heißt es in dem Statement, dass es eine Null-Toleranz-Politik gegenüber homophoben, rassistischen, diskriminierenden und frauenfeindlichen Texten im Deutschrap gebe.

Mario Schneider sei sich dessen sehr wohl bewusst, dass das harte Durchgreifen Club-Gäste verjagen und das Club-Geschäft damit in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Doch das sei vollkommen okay, um Sexismus und Co. den Kampf anzusagen. Das Theatro sei für Frauen konzipiert worden und daher sei es ein absolutes Muss, sich für die weiblichen Club-Besucherinnen stark zu machen.

„Wir haben das THEATRO für Mädels konzipiert und gebaut weil wir sie respektieren, ja sogar vergöttern! Das ist unsere DNA und wir distanzieren uns unmissverständlich von allem was nur ansatzweise dagegen spricht.“

Abseits des Statements meldet sich Schneider zusätzlich in einem Kommentar im Namen des Clubs zu Wort. Dort erklärt er seine Entscheidung erneut und legt seine Überlegungen dar. Für den Club-Betreiber sei die Null-Toleranz-Politik vor allem eine Bildungsmaßnahme. Viele Menschen würden die Texte nämlich nicht hinterfragen, sondern für bare Münze nehmen und das könne er so nicht vertreten. Für diese starke und harte Positionierung erntet der Club-Besitzer eine Menge Lob. Kommentare wie: „Super Statement“ oder „Top“ gibt es zu lesen.

Theatro

Auch der Sweet Club in München macht sich für Frauen stark

Der Sweet Club in München fährt ebenfalls mit derselben Positionierung auf und zeigt sogar Screenshots von WhatsApp-Konversationen mit der DJ-Crew in Bezug auf Deutschrap-Songs. Sollte einer der DJs gegen die neue Blattlinie des Clubs verstoßen, würde die Gage entzogen werden und käme der Frauenrechtsorganisati Terre de Femmes zu Gute.

„Sollten dennoch zufällig, absichtlich, oder aus versehen folgende Vollposten (siehe Bilder folgend) jemals bei uns laufen, behalten wir die Gage ein und spenden sie an Terre de Femmes (Frauenrechte.de). Also hört euch die TEXTE genau an :-)“

SweetClub

Da bleibt wohl jetzt nur noch zu hoffen, dass sich weitere Clubs dieser Bewegung anschließen und damit ein Zeichen setzen. Der Denkanstoß ist schon mal ein guter Anfang.

Fotocredit: Unsplash

Wusstest du schon...!?

Wie politisch korrekt ist eigentlich Deutschrap? Diese Frage hat sich der Bayerische Rundfunk gestellt und deutsche Rap-Alben der vergangenen 16 Jahre näher angesehen. Neben Homophobie, Behindertenfeindlichkeit und ähnlichem kommt Frauenfeindlichkeit am häufigsten in den Texten vor. Ein Hoch für sexistischen Rap gab es laut der Studie übrigens im Jahr 2013.


Marie Kaltenegger

Marie Kaltenegger