Sync-Debatte: Unnötig oder wichtig?

Sync-Debatte: Unnötig oder wichtig?

So ziemlich jedem DJ wurde schon vorgeworfen Sync zu nutzen. Regelmäßig flammt in den Sozialen Medien ein Streit um das Synchronisieren auf, der so alt wie die Funktion selber ist. Hier ist unsere Meinung zu der ganzen Geschichte.

“Der benutzt doch eh Sync”. Wer sich schonmal 20 Minuten durch die Kommentarspalten auf Facebook gewühlt hat, in denen über DJs und die elektronische Musik geredet wird, dem ist dieses Statement sicherlich nicht fremd. Aber mal ganz abgesehen davon, dass die meisten dieser Vorwürfe nur ausgedacht sind: Wäre das denn überhaupt schlimm? 

Zum Thema Sync: Auflegen ist mehr als Beatmatching

Es lässt sich nicht bestreiten, dass Sync das Auflegen leichter macht. Egal,wie stark man das Beatmatching über die Jahre perfektioniert hat, es macht immer noch Arbeit, die man sich mit dem Anstupsen des Sync-Button erspart. Daraus aber zu schließen, dass DJs, die Sync benutzen, faul oder sogar einfach nur schlecht sind, ist zu kurz gedacht. Denn dadurch wird die Kunst des Auflegens auf das Beatmatching reduziert. Eine kreative Tätigkeit wird also auf einen kleinen Bestandteil ihrer selbst herabgemindert. Wer glaubt, dass ein DJ sich durch das Beatmatching definiert, der darf sich auch nicht “Künstler” nennen. 

Ein DJ ist auch nur ein Mensch

Wie viele technologische Erneuerungen, eröffnet die Syncfunktion ganz neue Arten des Auflegens. Das benutzen von Stems wird ermöglicht. Live-Mashups mit perfekt reingebutterten Vocals sind jetzt drin. Simultane Veränderung der Geschwindigkeit mehrerer Spuren, ohne dass das Ganze auseinander läuft und sich anhört, als würde jemand wahllos Steine auf ein Schlagzeug werfen: Geht, dank Sync. Ein Mensch hat halt nur zwei Arme und auch nur ein Gehirn. Die Beschaffenheit des eigenen Körpers raubt dem DJ irgendwann die Chance alle Möglichkeiten des Auflegens auszunutzen. Wenn einem die Elektronik Routine-Tätigkeiten abnehmen kann, dann ist das doch etwas Gutes oder nicht?

Willkommen im 21. Jahrhundert

Ich spüre mich nicht betrogen, wenn ich herausfinde, dass ein DJ Sync benutzt. Die Funktion ermöglicht ihm häufig eben sein Set zu verbessern, auch wenn er nicht grade vier Songs gleichzeitig laufen lässt. Sync ermöglicht es dem DJ sich länger Zeit für die Auswahl des nächsten Songs zu lassen, mit dem Publikum zu interagieren oder auch mal kurz ein Kippchen zu rauchen oder etwas zu trinken. Besonders Publikumsinteraktion und eine starke Trackauswahl dürfen nicht auf Kosten eines ewiggestrigen Mantra gehen.

People hating on sync probably didn’t get further in DJing than matching beats yet, so the only thing they’re good at is now ‘gone’.

Tipp: Für alle Fälle gewappnet sein

Das heißt aber nicht, dass es nicht auch schlechte Arten des “Syncen” gibt. Zum Beispiel finde ich es persönlich nicht gut, wenn man gar kein Beatmatching mehr kann, weil man es auf Grund von Sync nie gelernt hat. Zwar haben vielleicht die sehr hochpreisigen CD Player von Pioneer und Denon diese Funktion. In den Clubs dieser Welt steht nicht immer dieses Equipment. Weiterhin erwarten einige Clubs, wie zum Beispiel das Bootshaus in Köln, von ihren DJs, dass sie keine Controller mitbringen. Mit ein wenig Pech hat diese Einstellung dann auch ein Club, der nur zwei Pioneer CDJ 900 hat und schon sind alle, die nie Beatmatching gelernt haben, aufgeschmissen.

Kreativität ermöglichen, Faulheit kritisieren

Ein zweite schlechte Art des “Syncen” ist für mich auch, wenn der DJ es nur aus purer Faulheit benutzt und dann lieber die Zeit nutzt, um seine Getränkemarken abzuarbeiten oder mit Leuten zu quatschen. Wenn man Sync benutzt, dann auch bitte, weil man dadurch sein Set verbessern möchte. Das ist auch im Interesse von 95% des Publikums, denn die gehen nicht feiern und sagen: “Heute will ich einen echt voll realen DJ auflegen sehen, der auch auf Equipment von vor 20 Jahren auflegen könnte”. Clubgänger denken sich: “Hey, ich will heute Abend richtig gute Musik hören und dabei die Sorgen das Alltags vergessen.” 

Liebe DJs, lasst uns die Wünsche des Publikums erfüllen! 


Henri Johna

Henri Johna