Jüngst hat Facebook bekanntgegeben, dass Künstler zukünftig Geld für Livestreams bekommen sollen. Aber ob das wirklich eine so gute Idee ist? Unser Redakteur Mischa betrachtet das Ganze eher kritisch.
Kein Einkommen. Was nun?
Aufgrund der aktuellen Corona-Krise leiden viele Künstler und Veranstalter und haben kein Einkommen mehr, da Bookings und Festivals ausbleiben. Facebook möchte nun die Chance nutzen und Künstler und Veranstalter mit einer Art „Online Only-Livestream“ unter die Arme zu greifen. Um solche Online Only-Events anzuschauen, fällt eine Art Eintrittsgebühr an. Eine nette Option, aber ich bezweifle, dass das ein effektiver Weg ist, um so seinen eigenen Profit zu steigern.
Livestreams. Livestreams everywhere.
Hand aufs Herz: Seitdem jeder Club dicht gemacht hat und alle Festivals abgesagt wurden, häufen sich die Livestreams auf Facebook, Instagram und Twitch. Jeder macht es. Sei es ein unbekannter Artist, ein Local Hero oder ein Superstar im Game, ganz unabhängig vom Genre. Mich persönlich nervt es nur noch. Klar – man muss seiner Community aktuell was bieten, um nicht in Vergessenheit zu geraten, aber wenn ein beliebiger DJ täglich um dieselbe Zeit live geht, um ein und dasselbe Set zu spielen, welches kaum bis gar keine Variationen mit sich trägt – danke, nein danke.
Jeder muss das Beste für sich wissen
Mir ist bewusst, dass es schwere Zeiten für alle sind. Aber was soll ich sagen? Ganz blöd gesagt, kann heutzutage jeder auflegen. Und sobald man anfängt, Eintritt zu verlangen für etwas, was gefühlt jeder Zweite kann – davon werdet ihr nichts haben außer Einbußen in eurer Reichweite. Harte Zeiten erfordern kreative Maßnahmen. Seid unique.
Ich bin nicht der einzige mit dieser Meinung
Bis dato dachte ich, ich wäre der einzige mit dieser etwas heftigeren Meinung. Zum Glück hatten wir Zonderling in unserem Format Trappucino am Start und diese bestätigten – zu meiner Verwunderung – indirekt meine Aussage: Warum sollte man für ein stumpfes DJ-Set Geld zahlen, wenn sich nichts davon abhebt und nicht das gleiche Feeling aufruft wie ein Club-Abend oder ein Tag auf einem Festival? Man zahlt für die Stimmung, die Location, Dekoration und Atmosphäre mit und die ist meist einfach nicht gegeben. Und ich bin ehrlich: Wenn ich mir ein DJ-Set anhöre, dann meist passiv, sprich ohne Video, da bei einem Set der volle Fokus auf der Musik liegen sollte. Außerdem wie bereits erwähnt: Es gibt massig Sets im Internet, die ich mir kostenlos anhören kann.
Dennoch sollten wir nichts vergessen, dass dies eine harte Zeit für alle ist. Ich bleibe aber bei dem Standpunkt, dass harte Zeiten kreative Lösungen brauchen. Und wenn ich mich nur auf den Teilpunkt der Online-Kommunikation beziehe, dann sind zwei (ich lasse unser Format Trappucino bewusst außen vor) auf dem richtigen Weg. Um diese beiden mal beim Namen zu nennen: Die Rede ist vom Kölner Bootshaus und von DJ Shippo. Aber was machen diese anders?
Die Devise lautet: Support your locals!
Das Konstrukt vom Bootshaus ist simpel wie genial. Mit einem Abonnement von 5 € im Monat bekommt man ein Streaming-Angebot der anderen Art. Ich betrachte das Format Bootshaus Live auch mehr als eine Art Netflix der elektronischen Tanzmusik als eine Art Livestream. Hier bekommt man tatsächlich was geboten, was zwar gleich, aber dennoch anders ist. Dort findet man nämlich alte Sets von vergangenen Club-Abenden, die nie öffentlich gezeigt wurden. Ebenfalls laden diese im Rahmen aller Hygienevorschriften weitere Star-Gäste wie zum Beispiel Moksi oder Mike Cervello ein, um weiterhin neuen exklusiven Content für die Fanbase zu generieren.
DJ Shippo hingegen geht in eine etwas andere Richtung. Klar, ihm fehlt das Auflegen im Club oder auf einem Festival wie uns allen anderen auch. Dennoch gab es in seinem täglichen Twitch-Stream bis dato nur zwei DJ-Sets. Und das auch nur, weil sich seine Community diese gewünscht und im übertragenen Sinne erkauft hat. Shippo findet die aktuelle Lage mehr als nur deprimierend, weshalb er es in seiner Aufgabe sieht, sich selbst, aber auch alle anderen abzulenken mit simplen Gameplays, Community-Abenden oder lustigen Aktionen, die in Form vom Abschließen eines Spendenziels absolviert werden. Sei es das gemeinsame Verzehren von Samyang (den schärften InstanZ-Ramen der Welt) mit mir, ein Pamela Reif-Workout oder das Rasieren einer Glatze vor laufender Kamera. Dieser Mann bekommt es hin, damit einzigartig zu sein und mit solchen Aktionen seine Community bei Laune zu halten und abzulenken. Und unabhängig davon, ob ich mit ihm gut befreundet bin oder nicht – er macht einfach einen genialen Job und es macht Spaß, ihm zehn Stunden oder länger zuzuschauen.
Abschließend kann ich nur noch sagen: Seid kreativ und macht nicht das, was alle machen. You would love to entertain us. Also macht auch was dafür!
Fotocredits: Unsplash
DJ MAG @ Twitch
Jeden Abend stellen wir euch auf Twitch Gäste aus der deutschen und internationalen EDM-Szene vor, spielen lustige Interview-Spiele, testen Games wie CoD:Warzone, Mario Kart, FIFA 20, zocken mit der Community auf Skribbl.io oder besprechen aktuelle Themen. Trappucino – your daily Quarantainment – täglich ab 20:15 Uhr auf Twitch.tv/djmagde.
