Mit der neuen Ausgabe seines Kult-Formats liefert Hardwell eine Rückblende, Standortbestimmung und Kampfansage zugleich. „Hardwell & Friends Vol. 4“ greift drei Generationen von Festival-Sound auf und zeigt damit, wie breit sein Repertoire nach seiner Neuorientierung im Jahr 2022 geworden ist.
Hardwell veröffentlicht „Hardwell & Friends Vol. 4“: Ein Comeback im Comeback
Hardwell holt sein seit 2018 ruhendes EP-Format wieder hervor und der Zeitpunkt ist kein Zufall. Seit seinem Comeback beim Ultra 2022 arbeitet er an einer radikalen Neupositionierung zwischen Bigroom-Historie und Mainstage-Techno. Die neue Ausgabe knüpft daran an, doch im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen funktioniert „Hardwell & Friends Vol. 4“ wie ein Mini-Archiv seiner eigenen Entwicklung.
Die ursprüngliche Serie war während der Bigroom-Welle der 2010er Jahre ein Fanmagnet. Jetzt wirkt sie wie ein Werkzeug, um Hardwells aktuelle Phase zu erden: nicht aus Nostalgie zurückgeschaut, sondern um die Bruchkanten zwischen Vergangenheit und Gegenwart hörbar zu machen.
Drei Tracks, drei Selbstaussagen
„The Partycrasher“ mit Chuckie
Die Wiedervereinigung zweier niederländischer Schwergewichte öffnet die Dirty-Dutch-Zeitkapsel – aber ohne Staub. Der Track lebt von den typischen geschmeidigen Leads und der groovigen Energie, für die Chuckie einst bekannt war. Das klingt nicht nach einer Throwback-Routine, sondern nach einer bewussten Reaktivierung: Hardwell integriert diesen Sound nicht als Gag, sondern als Bestandteil seiner DNA.
„Lights Out“ mit Olly James
Hier schaltet Hardwell wieder in sein aktuelles Profil: Mainstage-Techno mit Acid-Einschlägen, aggressiven Stabs und einem straffen Aufbau. Das Stück könnte aus seinem Ultra-2022-Set sein. Auf der EP wirkt es wie ein Statement, dass seine „Rebirth“-Phase keine Phase mehr ist, sondern ein Konzept.
„Rise Again“ mit Ryos
Bigroom, aber reduziert und deutlich dunkler. Der Track arbeitet mit satten, weit aufgefächerten Akkorden, einem tiefen, konstanten Bassfundament und Drops, die klar auf Energie statt Melodie setzen. So bedient er die Fans der alten Ära, ohne im Jahr 2014 stecken zu bleiben.
Die drei Stücke funktionieren zusammen wie ein Triptychon: Vergangenheit, Gegenwart und Weiterführung. Es gibt zwar keine stilistischen Überraschungen, dafür aber ein ungewöhnlich klares Selbstbild.
Was bedeutet die EP?
„Hardwell & Friends Vol. 4“ beweist nicht, dass Hardwell neu denkt. Das zeigen seine Solo-Veröffentlichungen der vergangenen zwei Jahre. Die EP zeigt, warum er neu denkt: Sein Werk besteht inzwischen aus mehreren parallelen Strängen, die er nicht gegeneinander ausspielen muss. Diese Veröffentlichung ist somit weniger ein „Zurück“, sondern ein „Zusammenführen“.
Letztendlich zeigt die EP vor allem eines: Hardwell weiß genau, welche Elemente seiner Geschichte heute noch relevant sind.
Fotocredit: Rukes

Franz Beschoner
Head of Editorial / franz@djmag.de




