„Er war so ein Genie“: Armin van Buuren spricht über Aviciis Tod

„Er war so ein Genie“: Armin van Buuren spricht über Aviciis Tod

Nach seinem Auftritt beim Ultra Abu Dhabi hat Armin van Buuren mit The National über die Tücken des Tourlebens und den tragischen Selbstmord von Avicii im Jahr 2018 gesprochen. Der Tod des Ausnahmekünstlers hat ihm klargemacht, dass er sein Leben ändern und mehr Zeit in sich selbst investieren müsste.

Avicii hat die Branche auf die Bedeutung psychischer Gesundheit aufmerksam gemacht

Schon fast fünf Jahre ist der Tod von Avicii her und sein Freund und Kollege Armin van Buuren sagt, der Schwede habe auch nach seinem Tod noch Spuren in der Branche hinterlassen. So habe die Branche erst nach Aviciis Tod erkannt, dass die psychische Gesundheit einen höheren Stellenwert haben muss.

„Tims Tod war eine große Tragödie. Es war etwas, das sehr verletzend war. Ich habe geweint, als ich die Nachricht hörte. Er war so ein Genie. Seine Musik wird für immer in Erinnerung bleiben.“

Als Armin van Buuren mit dem Auflegen anfing, sei psychische Gesundheit nie ein Thema gewesen, sagt er. Sagte man zum Beispiel „Oh ich bin so müde“, antworteten die Leute: „Hör auf zu jammern, sie zahlen dir so viel Geld und du sitzt in einem Privatjet. Worüber beschwerst du dich?“ Heute sei das anders und auch der Niederländer nimmt sich gerne wieder mehr Pausen.

Armin van Buuren findet Gleichgewicht

Vor der Pandemie habe Armin van Buuren das Gefühl gehabt, nicht Nein sagen zu können, auch wenn das womöglich später im Burn-out geendet hätte. Heute ist er wählerischer geworden und hat seine Auftritte auf etwa 70 pro Jahr reduziert – normalerweise waren es doppelt so viele.

„Ich denke, es ist wirklich wichtig, ein Gleichgewicht für sich selbst zu finden. Und um ehrlich zu sein, hatte ich diese Balance vor Covid nicht, obwohl ich gerade ein Album namens Balance veröffentlicht hatte. Ich war zu sehr ein Menschenfreund, der versuchte, die Festivalbesitzer und meine Fans nicht zu enttäuschen und zu allem Ja zu sagen.“

Der Tod von Avicii und die Pandemie veränderten jedoch die Art und Weise, wie Armin van Buuren seine Zeit nutzte, und er investierte sie stattdessen in sich selbst. Er hat den Alkohol aufgegeben, geht zur Therapie und meditiert jeden Tag. Außerdem plant er, im August mit seiner Familie eine vierwöchige Reise nach Kanada zu unternehmen. Ein Monat, in dem DJs normalerweise viel zu tun haben und auf den größten Festivals der Welt auftreten.

„Mir ist klar geworden, dass ich mich in zehn Jahren zwar an den Campingtrip erinnern werde, aber wahrscheinlich nicht an all die Festivals, auf denen ich gespielt habe. Deshalb ist es mir jetzt wichtig, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und sie an erste Stelle zu setzen.“

Junge DJs sollten auf ihr geistiges Wohlbefinden achten

Er hoffe, dass aufstrebende DJs auch lernen, auf ihr geistiges Wohlbefinden zu achten, denn der Weg zum Ruhm sei oft nicht einfach. Der Plattenproduzent sagt, dass der Job großartig sei, und er rät allen, die sich für eine Musikkarriere interessieren, es zu versuchen, aber er warnt davor, einige Dinge zu beachten. „Früher oder später stößt jeder Künstler an diese Wand, und dann benötigt man ein gutes Team von Leuten um sich herum, die einen unterstützen, damit man mit seiner eigenen Seele in Kontakt bleiben kann“, sagt er.

Armin van Buuren sagt im Interview mit The National auch, dass es wichtig sei, Unterstützung zu haben, aber nicht jeder habe so viel Glück, besonders wenn er neu in der Branche sei. Er drückt seine Dankbarkeit gegenüber seinem Team aus, erkennt aber auch an, dass Avicii eine Rolle bei der Schaffung dieses Bewusstseins gespielt hat.

„Ich bin gesegnet, weil ich ein tolles Team und ein tolles Management habe. Und sie sind super ehrlich zu mir und kümmern sich um mich. Aber wenn man ein junger und aufstrebender Künstler ist, ist das vielleicht nicht der Fall. Aber ich habe einen Manager, der sagt: ‘Ja, ist es das, was du wirklich willst?’, und der mich überprüft. Ich denke, das ist alles Avicii zu verdanken.“

Fotocredit: Rudgr

Biografie

Aviciis Biografie, die im Original den Titel „Tim - The Official Biography of Avicii“ und im Deutschen den Titel „Tim: Die offizielle Avicii-Biografie“ hat, umfasst in der gebundenen Ausgabe 380 Seiten und ist seit dem 16. November 2021 erhältlich. Es soll das ehrliche und einfühlsame Porträt eines der weltweit beliebtesten Musiker unserer Zeit sein, der eine ganze Generation prägte.


Franz Liesenhoff

Franz Liesenhoff

Head of Editorial