DJ Artin: Der erste blinde DJ Deutschlands

DJ Artin: Der erste blinde DJ Deutschlands

DJ Artin ist schon immer musikalisch gewesen: Mit vier Jahren hat er bereits das Klavier spielen gelernt – damals waren es Mozart, Bach und Beethoven. Mit 19 Jahren hat er ein Set von Afrojack gehört und davon geträumt, ein DJ zu werden. Doch der Weg dahin ist mit seinem Handicap nicht ganz so einfach gewesen.

Der Traum vom DJ – Problem: Barrierefreiheit  

Bereits vor drei Jahren erzählte DJ Artin im Interview mit uns, wie viel Aufwand es war, die Produktions-Software barrierefrei zu bekommen – und auch bis heute steckt viel Arbeit in einem Schritt, den sehende DJs gar nicht beachten müssen: Bei jeglichen Updates des Programms müssen Dinge neu justiert und angepasst werden, damit Artin problemlos arbeiten kann. Gemeinsam mit einem Programmierer werden die Funktionen, die für Artin ein Hindernis darstellen, in Skripte umformuliert, mit welchen er dann arbeiten und die Software steuern kann. Ein weiteres unverzichtbares Hilfsmittel ist Jaws, ein Screenreading-Sytsem. Die Software ermöglicht es, Blinden oder Sehbehinderten, den Bildschirm entweder mit einer Text-to-Speech-Ausgabe oder mit einer Braillezeile zu lesen. 

Mit diesen Hilfsmitteln funktioniert es jedoch gerade mal bei zwei Programmen auf dem Markt, mit anderen kann der Musiker gar nicht arbeiten. Um das Problem der nicht vorhanden Barrierefreiheit zu beheben, müsse mehr Austausch stattfinden.

„Es ist sehr wichtig, dass das die Kommunikation zwischen Programmierer und User entsteht, damit bei der Entwicklung der Programme auf diese Punkte geachtet werden kann.“

Und auch die Stimmen von Menschen mit Handicap sollten dahingehend lauter werden, so der Musiker. Je mehr Blinde und Sehbehinderte sich äußern, desto deutlicher wird das Problem und desto eher arbeiten Entwickler daran.

„Die Entwickler haben natürlich auch nicht immer im Blick, was dann konkret funktioniert und was nicht. Das teste ich dann oder bekomme es ja in meiner täglichen Arbeit mit dem Programm mit. Da bin ich aber auch immer sehr hinterher.“

Eigene Releases und große Träume 

Auch in der knallharten Welt des Musikbusiness gab es immer wieder Herausforderungen. Wenn auch viele positiv auf sein Handicap reagieren und es sogar noch faszinierender und beeindruckender finden, dass er trotzdessen Musik und DJ-Sets produziert, gab es in der Vergangenheit auch Rückschläge: Clubbesitzer von seinem Können zu überzeugen war nicht leicht. Doch davon ließ sich der 28-Jährige nie unterbringen. Im vergangenen Jahr hatte er sogar einen Promo-Auftritt im Club Hirsch in Nürnberg, welcher eines seiner Highlights 2022 war – und ansonsten richtet der ambitionierte Musiker seinen Fokus einfach anders aus, anstatt sich unterkriegen zu lassen. 

Zu dem neuen Fokus gehört unter anderem das Releasen eigener Musik. Im vergangenen Jahr hat Artin seine ersten Tracks als verifizierter Künstler veröffentlicht und war happy darüber, dass alles so reibungslos funktioniert hat.

„Das motiviert mich, weiterzumachen und mein Level auch immer zu steigern. Das ist ganz wichtig für mich und ja auch ein ganz normaler Prozess in den ersten Jahren, dass man sich da auf ein gewisses Level hocharbeiten möchte.“

Seinen jüngst veröffentlichten Song „No Parachute“ könnt ihr hier hören: 

Und von seinen großen Träumen lässt Artin sich auch nicht abbringen: Eines Tages mal auf einer Bühne des Ultra Music Festivals oder des Tomorrowlands stehen – am besten mit einer eigenen Collab mit Nicky Romero

Fotocredit: DJ Artin

Fun Fact

DJ Artin war selbst noch nie auf einem EDM-Festival, doch möchte das bald nachholen – vielleicht ja sogar als Act.


Lena Meickmann

Lena Meickmann