Clubkind Visuals: Paris Yilmaz kreiert Visuals für den perfekten Show-Moment

Clubkind Visuals: Paris Yilmaz kreiert Visuals für den perfekten Show-Moment

Paris Yilmaz hat mit Clubkind Visuals seine eigene Agentur für Motion und Creative Design. Wie er zum VJ kam, was gute Visuals für ihn ausmachen, wie das Minimalistische am Ende das Größte sein kann und wie es ist, eine Show mal richtig zu verkacken, das hat er Chefredakteurin Katrin Fuhrmann im Gespräch erzählt.

Clubkind Visuals: Minimalistische Visuals für den perfekten Moment

„Die richtigen Visuals an der richtigen Stelle, haben eine besondere Wirkung auf alle, die in diesem Moment dabei sind und zuschauen. Das ist das Geilste an dem Job: Momente zu erschaffen, die anderen in Erinnerung bleiben“, sagt Paris Yilmaz, der inzwischen die Visuals für viele große Festivals und DJs macht – darunter zum Beispiel für das Tante Mia Tanzt, Tujamo, Topic, David Puentez und viele mehr. Aber bis dahin war es ein – na ja  – gar nicht allzu langer Weg, mit der Pandemie als wirklich ätzende Zwischenstation. Aber der Reihe nach.

Die Geschichte, wie Paris zum VJ geworden ist, ist schnell erzählt. Nach dem Abi hat er eine Pause gemacht und in einem Burgerladen gejobbt. Da hat er dann eines Abends Gary kennengelernt, der am darauffolgenden Wochenende beim SonneMondSterne Festival für die Visuals zuständig war. Gary nahm Paris mit, der war nach dem Wochenende so begeistert, dass er nichts anderes mehr machen wollte. Und dann ging alles irgendwie ganz schnell. Der heute 26-Jährige hat sich bei Gary viel abgeguckt, hat angefangen sich mit diversen Programmen für Motion Design auseinanderzusetzen und schon war er voll drin, voll angefixt und voller Leidenschaft. Heute arbeiten die beiden zusammen und Paris blickt dankbar auf Gary als Mentor zurück.

Paris

Paris wollte ganz klassisch „irgendwas mit Medien machen“. Ihn interessierten Designs schon immer und er hatte einfach Bock darauf, zu gestalten. Und so kam eins zum anderen. Ziemlich schnell hatte Paris als VJ im Kölner Club Heinz Gaul, der inzwischen leider dicht machen musste, angefangen. Das war 2016. Es folgten zeitgleich Jobs für Clubs in der Niederlande – und Paris durfte sogar Lost Frequencies als VJ begleiten. Boxcat, eine Visual Agentur aus UK, hatte ihn damals engagiert und mitgenommen. Paris durfte viel lernen, gute und schlechte Erfahrungen sammeln. Das Kapitel endetet irgendwann. Bei einer Show ging richtig viel schief, nichts, was dem Publikum bei der Show aufgefallen ist, aber es war Paris letzter Tag im Team. „Die Show ist echt nicht gut gelaufen. Auf vieles hatte ich gar keinen Einfluss, aber es lief eben nicht so, wie sich das Team es erhofft hatte. Ich hab daraus gelernt, nach vorne geschaut“, sagt er heute.

Paris Yilmaz macht die Visuals für David Puentez, Tujamo und Topic 

Rückblickend betrachtet, war das auch gar nicht so schlimm. Weil es, wie so oft im Business war: Schließt sich die eine Tür, dann öffnet sich auch immer wieder eine neue. Bei Paris Yilmaz haben sich gleich mehrere Türen geöffnet –  und so stand er am Ende der Pandemie mit David Puentez, Topic und Tujamo nicht nur mit drei neuen Kunden da, er hat seitdem auch ein Umfeld, mit dem sich gut arbeiten lässt. Auf Augenhöhe, mit Respekt und dem gegenseitigen Vertrauen.

Paris und Puentez
Paris mit David Puentez auf dem Weg zur Show

Bis zum Beginn der Pandemie hatte er dann also nicht nur seine Ausbildung als Mediengestalter in Bild und Ton in der Tasche, er hatte als VJ im Club und für Lost Frequencies auch viele Erfahrungen gesammelt. Aber: „Ich wollte mehr machen als ständig irgendwelche Knöpfe drücken. Ich hatte schon damals ein Ziel im Auge, also ich habe diese ganzen Jahre im Club nicht gemacht, weil ich nicht an das Große geglaubt habe. Im Gegenteil“, sagt er. 

Paris
Diese Art von Visuals kreiert Paris. Ein Auge auf einer sonst dunklen Fläche. Für ihn das perfekte Visual.

Paris wollte Content kreieren, bei dem der Zuschauer merkt, dass da Leidenschaft und Liebe drinsteckt. Das Ziel war es, Momente zu erschaffen, die in Erinnerung bleiben. Und das macht er inzwischen, hauptberuflich, mit seiner Agentur Clubkind Visuals und seinem Freund und Kollegen Robert.

Minimalistische Visuals mag Paris am liebsten!

Wenn Paris über seine Arbeit spricht, dann wird ganz schnell deutlich, dass er sich abheben will, dass er auf keinen Fall das machen will, was alle machen. Er setzt dabei auf Minimalismus. Ein Beispiel: Für einen Track benutzt Paris oft nicht mehr als drei Clips. Für den gleichen Song nutzen andere VJs 10 Clips. In seinen Augen ist das dann viel zu viel, ein bisschen wie Kirmes. Die Visuals sollen sich langsam aufbauen, eine Geschichte erzählen – und eben Momente kreieren. Das schafft man, so Paris, oft mit Minimalismus, und mit dem „outside the box“-Gedanken. Das kann zum Beispiel ein Mond sein, auf einer sonst dunklen Leinwand oder ein Auge. Wenn alles dunkel ist, der Break kommt und dann plötzlich ein Auge zu sehen ist, im perfekten Moment, dann wirkt das einfach wahnsinnig gut.

Paris und Tujamo
Paris mit DJ Tujamo vor einer Show

 „Also das ist wieder so ein Ding von Minimalismus“, sagt der 26-Jährige. „Mit weniger Licht zum Beispiel, ist die Atmosphäre direkt auch viel intimer. Die Visuals wirken dann im richtigen Moment einfach noch viel krasser und bewusster.“

Paris hat inzwischen so viel Erfahrung gesammelt, dass er seinen Kunden bei Vorschlägen und Ideen gerne mal reinredet. „Oft sage ich: Wir verstehen die Richtung, wir würden es aber anders machen. So hast du ein Alleinstellungsmerkmal und Content, den man so noch nie gesehen hat“, sagt er.

Das klingt so leicht – und für Paris ist es das auch. „Man muss den Künstlern einfach überzeugen, dass sie das brauchen und dass das ein absoluter Mehrwert für ihre Show ist. Die Künstler, mit denen wir arbeiten, verstehen das auch und das macht uns umso glücklicher“, sagt er.

Paris Prater Dom
Eins von Paris’ Lieblingsvisuals: Der Mond bei einer Show von David Puentez.

Mit Topic zum Beispiel ist er gestartet, als es noch kein genaues Showkonzept gab. Mit der Zeit hat man sich als Team weiterentwickelt, Ideen zusammengetragen und eine Vision und ein Konzept kreiert, das zu Topic passt. Und das ist für Paris das Schönste an der Arbeit: Gemeinsam zu wachsen und eine Vision zu verfolgen. Und vor allem ist der 26-jährige Topic dankbar – für das Vertrauen und die Möglichkeiten, die er dadurch hat. 

Das perfekte Zusammenspiel

Anders als bei seinen Kunden übt Paris aber auch gerne Kritik an anderen Visuals. Er findet es zum Beispiel etwas billig, wenn Visuals nicht zu Ende gedacht werden. Es gebe wohl zig Bands und DJs, die einfach irgendwelche Visuals rausballern, bei denen viel zu viel passiert, richtig Kirmes, die Visuals nicht gezielt eingesetzt werden und so sieht es – zumindest für den Profi – alles super random aus. Paris weiß aber auch, dass der Laie, der normale Festivalgänger, das manchmal nicht bemerkt. Aber er sagt auch: „Wenn die Leute nach Hause gehen und sagen, das war eine richtig geile Show, dann ist das oft das Zusammenspiel aus dem Act selbst, den Tracks, aber eben auch den richtig eingesetzten Visuals und Lichteffekten.“ 

Aber: Es gibt auch Acts, die Paris bewundert, weil sie die Visuals eben so einsetzen, wie Paris es feiert. „Madeon und Afterlife sind ziemlich krass. Die schaffen einfach ihre ganz eigene Welt und das Showkonzept ist wirklich einzigartig. Das beeindruckt mich sehr.“

Paris Tante Mia Tanzt
Diese Visuals hat Robert für das Tante Mia Tanzt Festival gemacht

In der Branche gibt es auch Künstler, die auf aufwendige Visuals verzichten und die keinen eigenen VJ mit zu Festivals bringen – weil sie entweder denken, sie brauchen es nicht oder weil sie es eben nicht brauchen. Heißt konkret: Wer einen guten Slot auf der Mainstage vor voller Hütte hat, spart sich das Geld für ein großes VJ-Team oft. So weit, so gut. Dass die Shows dann manchmal aus Expertensicht vielleicht etwas langweiliger sind, bekommt das Laienauge gar nicht immer mit – oder eben doch. Weil es oft eben das Gesamtkonzept ist. Und das sind dann eben jene kritischen Kommentare nach dem Festival, in denen es heißt: Die Show hat nicht überzeugt, war das heute ein langweiliger Auftritt, der DJ ist auch nicht das, was er mal war.

Der Job hat auch Schattenseiten

Ob der Job auch Schattenseite hat? Ja, wie jeder Job. Die Pandemie hat Paris, wie so viele in der Branche, hart getroffen. Plötzlich war das, was man bis dahin so gerne gemacht hat, nicht mehr da. Von Freunden konnte er sich in dieser Zeit anhören, dass er sich doch lieber „einen richtigen Job“ suchen solle. „Das tut weh. Und es ist schade, dass manche nicht verstehen: Das ist mein richtiger Job. Ich liebe, was ich tue, und es war mein Traum als VJ zu arbeiten.“ Irgendwie hat sich dann alles gefügt, Paris konnte mit einigen Acts Autokino-Shows realisieren und hatte wieder seine Vision vor Augen. Zufrieden und froh, dass er bei seinem Traum geblieben ist, und sich keinen neuen „richtigen Job“ gesucht hat.

Eine Schattenseite des Jobs ist wohl auch, dass er, ähnlich wie die DJs, viel reist. „Ich bin viel unterwegs, selten zu Hause. Das ist manchmal schon hart, weil ich gerne auch mehr Zeit mit meiner Frau verbringen würde. Aber ich habe mir das selbst ausgesucht und es ist natürlich auch ein Privileg so viel zu reisen. Deswegen ist es in Ordnung“, sagt er.

Paris und Topic
Paris mit Topic Backstage beim Balaton Sound

Und was so richtig nervig ist? Auch darauf hat Paris direkt eine Antwort. „Diese ständige Warterei ist ätzend. Wir warten ständig – am Flughafen, aufs Shuttle“, sagt er. Inzwischen war er an vielen Orten schon mehrfach. „Das ist dann umso nerviger, wenn du weißt, das dauert jetzt vom Flughafen noch drei Stunden bis zum Gig und du bist die Strecke schon so oft gefahren, das ist dann einfach nicht mehr schön.“ Das sind Paris’ ganz persönliche Horrororte. 

Viel schlimmer findet Paris allerdings manchmal das Reisen per se. „In Sachen Nachhaltigkeit tun wir der Umwelt keinen Gefallen. Ich weiß das und es ist auch ein Thema zwischen meinem Kollegen Robert und mir. Es ist halt unser Job und leider kommt man zu vielen Shows einfach nur mit dem Flugzeug. Das macht es nicht besser und ich find das ehrlich richtig blöd, aber aktuell lässt sich das nicht ändern“, sagt Paris.

Und Paris will gerade auch nichts ändern – weil er seinen Traum lebt. Einen Traum, der ihn an viele Orte dieser Welt bringt, mit tollen Künstlern und tollen Momenten. Ob er das Ganze noch mit 50 Jahren macht? Keine Ahnung, das ist ja auch eher ein Job für junge Leute, aber gerade in diesem Moment, ist für den 26-Jährigen, alles gut, alles perfekt. Ein Traum eben.

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Fotocredit: Steffen Ohlheiser, Mats Bohle, Julian Huke, Louis Mugler

21 Shows im Juli

Als VJ kommt man viel herum und für Clubkind Visuals war der Juli ein sehr erfolgreicher Monat. Insgesamt haben sie unter anderem für Topic, Tujamo und David Puentez 21 Shows begleitet – darunter das Parookaville, mehrere Shows in Kroatien, das Neversea in Rumänien und viele mehr. Das ist ein neuer Rekord und so kann es auch gerne weitergehen.


Katrin Fuhrmann

Katrin Fuhrmann