Berliner Club Watergate schließt Ende 2024 nach 22 Jahren

Berliner Club Watergate schließt Ende 2024 nach 22 Jahren

Seit 2008 ist das Watergate in Berlin im DJ Mag Top 100 Clubs Ranking vertreten und schaffte es in diesem Jahr als drittbester deutscher Club auf Platz 34. Doch nun ist nach insgesamt 22 Jahren Schluss. Die Betreiber werden den Mietvertrag aus wirtschaftlichen Gründen nicht verlängern.

Das Watergate schließt seine Türen

Nach 22 Jahren wird der legendäre Berliner Club Watergate Ende 2024 seine Türen für immer schließen. Das haben die Betreiber auf den Social-Media-Kanälen des Clubs bekannt gegeben. „Schweren Herzens haben wir uns entschieden, den Clubbetrieb im Watergate zum Jahresende einzustellen und den Mietvertrag nicht zu verlängern“, heißt es in der Mitteilung. Grund sei der hohe Kostendruck durch Inflation, Energiekrise und steigende Mieten.

Mitbegründer Ulrich Wombacher erklärte im Interview mit der Berliner Zeitung die zunehmenden Schwierigkeiten, denen das Watergate in den vergangenen Jahren ausgesetzt war.

„Covid war vorbei, wir haben wieder aufgemacht, und dann kamen Krieg, Energiekrise und Inflation. Man feiert die Rückkehr und muss gucken, was man da eigentlich feiert. Es gab zunächst ein Nachholbedürfnis, das hat sechs, sieben Monate angehalten. Dann war das Jahr vorbei und es kam knüppelhart. Die Leute sind einfach weggeblieben.“

Ein weiterer Faktor sei die zunehmende Beliebtheit großer Festivals und Veranstaltungen, die der Clubkultur in ihrer ursprünglichen Form Konkurrenz mache.

Das Watergate: Ein fester Bestandteil der Berliner Clubgeschichte

Gegründet im Jahr 2002 von Ulrich Wombacher, Steffen Hack und Niklas Eichstädt, spielte das Watergate eine entscheidende Rolle in der Berliner Clubszene. Obwohl der Club kleiner war als Berghain oder Tresor, setzte er mit einem progressiven Programm, das neue Entwicklungen der House-Musik aufgriff, starke Akzente. Viele aufstrebende Künstler wie Anja Schneider, Dixon und Solomun fanden hier eine Plattform, um ihre Karrieren zu starten.

Abschied mit Stil: Die letzten Partys

Im Statement des Watergate heißt es: „Zurückblickend haben wir aufregende Jahre dieser Szene miterlebt und aktiv mitgestaltet, haben als Club mit anderen Berlin auf die Karte der besten Ausgehorte weltweit gebracht.“ Der Club verabschiedet sich „mit Stil“ und plant, die letzten Monate mit hochkarätigen Events gebührend zu feiern: „Die kommenden Monate bis zum Jahresende werden wir mit einem Booking der Superlative gestalten.“

Auftritte von internationalen Größen wie Charlotte de Witte, Sven Väth, Richie Hawtin und Kerri Chandler sind wohl geplant. Auch bekannte Partyreihen wie Multisex, Mala Junta und Club Heartbroken werden bis zum Schluss für unvergessliche Nächte sorgen. Das vollständige Line-up aller Events wird in den kommenden Monaten bekannt gegeben.

Zunehmende Schließungen in der Berliner Clubszene

Das Watergate ist nicht der einzige Fall in der Berliner Clublandschaft. Im August kündigte auch der Club Renate, der denselben Vermieter wie das Watergate hat, seine Schließung an, ebenfalls aufgrund finanziellen Drucks und Mieterhöhungen. Diese Entwicklungen spiegeln die zunehmenden Herausforderungen wider, mit denen viele Clubs in Berlin konfrontiert sind. Dennoch gab es im Jahr 2023 auch positive Nachrichten: Das Berliner Kollektiv „Rave the Planet“ hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass Berliner Techno in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wird (wir berichteten).

Obwohl die Stadt im vergangenen Jahr ankündigte, fast eine Milliarde Euro für neue Kulturstätten und Clubs bereitzustellen, bleibt die Zukunft vieler ikonischer Clubs wie des Watergate ungewiss. Mit der Schließung des Watergate endet eine Ära, doch die Berliner Clubkultur wird sich sicherlich weiterhin neu erfinden.

Fotocredit: foldscheap, Watergate Nightclub Berlin 2007, CC0 1.0


Franz Beschoner

Franz Beschoner

Head of Editorial / franz@djmag.de