Acid-Urgestein A*S*Y*S*: “Vor’m Date würd ich meinen eigenen Song hören”

Acid-Urgestein A*S*Y*S*: “Vor’m Date würd ich meinen eigenen Song hören”

Sein Track „The Acid“ ist die momentane Nummer Eins der Beatport Techno-Charts und hält sich schon seit mehreren Wochen auf dieser Position. Die Rede ist von Frank Ellrich aka A*S*Y*S. Unsere Redakteurin Marie hat die deutsche Acid-Legende zum Interview gebeten und über zukünftige Projekte, den perfekte Song beim Date und sein Lieblingsbuch gequatscht.

Hey Frank! Stell dir mal vor, du könntest den ganzen Tag nur Musik hören und deine Kopfhörer nicht abnehmen. Welche Musik würdest du hören, wenn du richtig gut drauf bist?

Lustigerweise ist das bei mir eigentlich umgekehrt. Eine „Happy Mood“ wird bei mir durch melancholische Tracks ausgelöst. Also mit „Friede-Freude-Eierkuchen-Liedern“ kann man mich eher verschrecken. Ich mag Tracks, die mystisch-melancholisch sind. Komischerweise werde ich beim Hören nicht traurig, sondern gut gelaunt.

Okay verstehe. Und gibt es dann irgendeinen bestimmten „happy-melancholischen“ Song, der dich glücklich macht?

 

Puhhh, das ist schwierig. Über die Jahre sind ja viele Tracks herausgekommen, die mich emotional packen, aber es gibt einen ganz speziellen, und zwar „Acid Air Raid“ von Solar Quest (von 1994). Dieser Track hat so enorm viele typische Acid-Sounds, die miteinander verzahnt sind und extrem wild moduliert werden, dass er bis heute ziemlich heraussticht.

Du hast gerade gesagt, bei dir ist das immer umgekehrt mit den Tracks und den Gemütslagen. Was läuft denn bei dir, wenn du richtig miese Laune hast?

Im Prinzip ist das ähnlich, wie bei der guten Laune. Wenn ich schlecht drauf bin, will ich wieder happy sein und dann höre ich auch melancholische Songs (lacht). Oder, was auch sein kann ist, dass ich dann beruhigenden Klängen lausche – so Ambient oder Chill Out.

Okay und wenn du dich jetzt auf ein Date vorbereiten würdest, welche Sounds gäbe es dann?

Ach, da würde ich wahrscheinlich irgendwas anhören, was ich gerade produziere.

Also deinen eigenen Track?

Ja, weil das gibt mir sehr oft den richtigen Kick. Gerade, wenn man etwas Eigenes und Neues angefangen hat, das noch nicht ganz so ausgearbeitet ist, verspürt man so einen richtigen Euphorie-Flash. Ich denke, das wäre die perfekte Vorbereitung für ein Date.

Und was wäre auf deiner Playlist, wenn du zu einem Gig nach Berlin fliegst?

Also im Flieger würde ich eigentlich keine Musik hören. Das ist für mich eine Zeit, in der ich ein Buch lese oder einen Podcast verfolge. Ich informiere mich gerne und bin auch vielseitig interessiert. Wenn man nämlich den ganzen Tag produziert, ist man auch mal froh, eine kleine Pause vom Musikhören zu haben.

Und hättest du spontan einen Buchtipp für unsere Leser?

Ja und zwar „Homo Deus“ von Yuval Noah Harari. Der Autor hat über die Geschichte der Menschheit geschrieben und prognostiziert, wie sie sich zukünftig entwickeln wird.

Das klingt ja mal futuristisch und wenn wir schon so über die Zukunft reden. Sollte die Welt jemals untergehen, welchen Track würdest du hören?

Ich denke, das wäre etwas Klassisches oder Episches von Bach – oder Rachmaninows „Prelude“ wäre da eine Wahl.

ASYS

Themenwechsel: Du bist gerade die Nummer eins der Beatport Techno-Charts mit deinem Track „The Acid“. Wie fühlt sich das an?

Das ist einfach bombastisch! Mit so was rechnet man ja nicht, das sind Dinge, von denen man träumt und wenn sie dann real werden, ist das einfach ein unglaubliches Gefühl. Die ersten Tage habe ich das gar nicht realisiert. Dann schaut man durch die Chartliste, wer da noch alles vertreten ist und entdeckt Künstler, die man selbst als Vorbild hat – irre einfach. Extrem gefreut hat mich auch, dass der Track von Amelie Lens gefeatured wurde, denn ihren Style mag ich derzeit selbst mit am liebsten.

Glaub ich dir sofort. Und wie lange hast du für „The Acid“ gebraucht? Ab und zu sagen DJs ja, sie haben ihre Tracks in zehn Minuten produziert.

Tatsächlich ist das bei mir nicht so. Natürlich hat man eine Grundidee recht schnell, aber ich liebe es schon meine Tracks extrem auszuarbeiten. Ich höre mir meine Songs auch immer auf ganz verschiedenen Anlagen an und teste sie im Auto, um zu checken, ob sie überall gut klingen. Für „The Acid“ habe ich Länge mal Pi drei Wochen gebraucht.

Das ist mal eine Zeit! Das Musikvideo zu „The Acid“ ist übrigens ziemlich flashy und es wird viel getanzt. Bist du ein Tänzer?

Ja, rückblickend würde ich mich als ein „Rave Kid“ bezeichnen. Früher war ich jedes Wochenende im Club – beispielsweise im Omen oder im Dorian Grey in Frankfurt. Da habe ich immer getanzt. Das Tanzen hilft auch enorm beim Produzieren, weil ich dann weiß, wie die Beats für den Floor klingen müssen. Denn nicht alles, was man im Studio bastelt, muss dann auch für den Club funktionieren.

 

Zum Schluss: Was können deine Fans 2019 noch von dir erwarten? Hast du etwas Spezielles in petto?

Ich möchte auf jeden Fall an dem Punkt, wo ich mich jetzt befinde, anschließen. In vier Wochen wird schon ein neuer Track auf Suara erscheinen und im Mai kommt ein Remix von „It’s Our Future“ von Awex. Ach und die nächste Single auf meinem Label Fe Chrome wird im Juni releast.

Danke dir für das Interview – es war uns eine Freude!

Fotocredits: A*S*Y*S

Zu A*S*Y*S

Frank Ellrich aka A*S*Y*S ist schon ein alter Hase im Musikbusiness.Von 1995 bis 2007 produzierte er mit seinem Freund Kai Tracid zusammen. Danach ging's mit der Solokarriere weiter und A*S*Y*S etablierte sich durch seine Acid, Hard Trance und Techno Sounds. PS: Der Künstlername steht übrigens für "Acid Save Your Soul".


Marie Kaltenegger

Marie Kaltenegger