Kommentar: Das Soundstorm Festival – ein Jahr später, einige Wiedersehen

Kommentar: Das Soundstorm Festival – ein Jahr später, einige Wiedersehen

Im Dezember 2023 hat das Soundstorm Festival seine Pforten in der faszinierenden Kulisse von Riyadh, Saudi-Arabien geöffnet. Das Festival hat eine breite Palette von internationalen und regionalen Musikstars wie Travis Scott, Martin Garrix, Metallica, der Swedish House Mafia, DJ Snake oder auch Nicole Moudaber geboten. Die Kombination der Künstler hat ein Publikum aus den verschiedensten Teilen der Welt angezogen. Insgesamt haben rund 200 Künstler auf acht Bühnen gespielt.

Robin Jagielski, Co-Owner vom DJ Mag Germany, konnte bereits 2022 die einzigartige Atmosphäre des Soundstorm Festivals erleben. Im Dezember 2023 ist er ebenfalls vor Ort gewesen und teilt diese Eindrücke mit uns aus seiner persönlichen Perspektive.

Wiederholung nach einem Jahr, was fällt mir auf?

Dieser Artikel ist ein Kommentar zu meiner Zeit in Riyadh während des Soundstorm Festivals im Dezember 2023. Anders als im Jahr 2022 konnte ich die XP Music Futures Conference leider nicht besuchen, da diese zeitlich getrennt vom Festival stattgefunden hat. In diesen aktuell politisch nicht einfachen Zeiten hat mein Besuch selbstverständlich innerlich einige Gedankengänge mit sich getragen. Wie es mir dabei ging und was ich erlebt habe, schildere ich nachfolgend.

Foto: Robin Jagielski

Bereits im Jahr 2022 war ich auf dem Soundstorm Festival. In meinem Artikel von damals, den ihr hier findet, konntet ihr bereits einige meiner erst Erfahrungen wahrnehmen. Doch was blieb nun gleich und was ändert sich an Erfahrungen?

Vorweg: Gastfreundschaft. Eine ähnliche Gastfreundschaft habe ich auf meinen Touren bisher lediglich in Rumänien beim UNTOLD oder in Hongkong erlebt. Die offenen Arme, mit denen man hier (als westliche Person) empfangen wird, sind gefühlt grenzenlos.

Auf eine seltsame Art und Weise empfand ich die beteiligten Personen als weniger angespannt, vielleicht war es lediglich meine Gewohnheit. Auch dieses Mal wurde ich häufig angesprochen zum Fotos machen (mein äußeres Erscheinungsbild scheint dazu einzuladen) und es gab viele Momente des liebevollen Austausches.

Wie auch im Jahr davor überraschte mich vor Ort die geballte Kompetenz mir bekannter niederländischer und deutscher Dienstleister / Freelancer wie Felix Stein (Paul Kalkbrenner / Tiësto) im Videobereich oder Fabio Kiehnle für DJayGEAR.

Das Soundstorm Festival 2023

Der Aufbau des Festivals ist mehr oder weniger gleichbleibend gewesen. Die Mainstage bestach auch dieses Jahr durch einen flächendeckenden LED-Aufbau und einen allgemeinen Superlativ. Die gesamte Anordnung auf dem Gelände hat sich nicht wirklich geändert: Die Underground-Bühnen, von denen es auf dem Gelände verteilt fünf gibt, bestachen durch einen leicht anderen Aufbau, das Dance Tent hatte dieses Jahr keine beweglichen Elemente, dafür eine großflächigere Ausstattung an LEDs. Sidefact: 2022 kam es hier mit einem sich bewegenden hängenden LED-Panel zu einer Ausfallsituation.

Foto: The Media Nanny

Man merkt einen leicht zurückgegangenen Besucherandrang, der mit Sicherheit auch darauf zurückgeht, dass das Festival zwei Wochen später stattgefunden hat, als im Jahr zuvor. In den Nachtstunden war es überraschend kalt, wobei hier der Metallica-Merchandise-Stand oder aber einer der etlichen Kaffee- und Tee-Stände Abhilfe schaffen konnte.

Auffallend ist, dass die ausgewählten Headliner noch stärker in den Hip-Hop eingedrungen sind: Größen wie 50Cent, Travis Scott, Chris Brown, Wiz Khalifa und Wizkid mussten sich nicht hinter Calvin Harris, Martin Garrix oder der Swedish House Mafia verstecken. Zwar ist im generellen der Großteil der Acts zwar elektronisch, aber auch Künstler wie H.E.R., J Balvin oder die Black Eyed Peas zeigen die irreale Größenordnung des Bookings. Das wäre im deutschen Markt weder organisatorisch noch betriebswirtschaftlich umsetzbar. Ich würde lügen, würde ich nicht klar darauf hinweisen, dass mein persönliches Highlight Will Smith gewesen ist. Die Ausstrahlung und Performance dieses Ausnahmekünstlers sind nur schwer in Worte zu fassen. Ansonsten gibt es wenig, was nicht bereits im Vorjahr schon erzählt wurde.

Foto: The Media Nanny

Von außergewöhnlichen Freundschaften und kosmopolitischen Verbindungen

Und doch steh’ ich wie im letzten Jahr in Teilen vor der gleichen Aufgabe. Wie ordne ich das hier alles ein (kann ich das überhaupt?). Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich bin immerzu mit nachdenklichem Haupt durch die Gegend gelaufen.

Die Beziehungen, die ich zu Menschen vor Ort entwickelt habe, begleiten mich dahin gehend, dass die außergewöhnlichsten Umstände oft die innigsten Verhältnisse erzeugen. Ich merke, wie sehr mich die Aufenthalte schon in meinem Bewusstsein und meiner Wahrnehmung schärfen und habe das Gefühl, dass das für Menschen im Allgemeinen ein sehr spannender Prozess ist.

Es ist irgendwie nicht mein Anliegen Werbung für das Festival als solches zu machen (wer diese Fülle an Acts mal live sehen will, dem muss man auch klar sagen, dass zwar das Ticket günstig ist, aber Flug, Unterkunft und besonders Essen vor Ort leider ins genaue Gegenteil schlagen).

Ich denke auch nicht, dass die Künstler der Beweggrund sein sollten, sich das Festival anzusehen, sondern es einfach ein interessantes Unterfangen für Menschen sein könnte, die über den Nenner Musik hinaus die Möglichkeit haben wollen, in einer etwas entspannteren Gesamtkonstellation einen Einblick in dieses Land und auch in gewisser Hinsicht in die Kultur zu erhalten.

Fotocredit: The Media Nanny



Robin Jagielski

Robin Jagielski